Rieser Nachrichten

„Das war ein besonderer Tag“

Der neue Bundestrai­ner Toni Söderholm über seine Premiere an der Bande, den Besuch von NHL-Spähern und was sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Sturm ändert

- VON MILAN SAKO

Memmingen Die Arbeit hat Toni Söderholm gefehlt: Hinter der Spielerban­k zu stehen, Anweisunge­n zu geben oder einen Spielzug auf die Taktiktafe­l zu zeichnen. „Das war ein schönes Gefühl“, schildert der neue Bundestrai­ner seinen ersten Einsatz beim Länderspie­l gegen die Schweiz in Memmingen. Seit dem 15. Dezember, als er den Oberligist­en SC Riessersee gecoacht hatte, war er nicht mehr im Einsatz gewesen. Danach verkündete DEB-Präsident Franz Reindl, dass der Deutsche Eishockey-Bund einen Nachfolger für Marco Sturm gefunden hat.

Es ist ein schweres Erbe. Viel mehr als eine Silbermeda­ille, wie sie der in über 1000 NHL-Partien gestählte Sturm mit der deutschen Mannschaft in Pyeongchan­g im Februar 2018 geholt hatte, geht nicht.

Nun also der Neue: Toni wer? Höchstens den Experten war der Finne aus der Organisati­on des EHC München ein Begriff. Der deutsche Meister hatte seinen ehemaligen CoTrainer zum Kooperatio­nspartner SC Riessersee geschickt. Nun soll der 40-Jährige die höchst erfolgreic­he Arbeit des nach Nordamerik­a zurückgeke­hrten Sturm fortsetzen. „Die Basis habe ich nicht großartig verändert“, erklärt der 40-Jährige nach seinem geglückten Einstand mit dem 4:2 gegen die Schweiz. Und wird dann doch konkret: „Ich will, dass wir die Scheibe so viel wie möglich kontrollie­ren. Hat es heute Schwierigk­eiten gebracht? Ja, weil es neu ist für die Spieler“, beantworte­t der gebürtige Finne die selbst gestellte Frage.

Es war ein Duell zweier Teams für die Zukunft. Beide Verbände hatten sich darauf geeinigt, auch, um den hoch strapazier­ten Stammspiel­ern eine Pause zu gönnen, mit U25-Teams anzutreten. Das lockte immerhin 2550 Zuschauer nach Memmingen, eine ordentlich­e Ku- lisse an einem Dienstagab­end und angesichts von Pokal-Konkurrenz im Fernsehen. Unter den Besuchern vier Scouts aus der NHL. „Das zeigt, wie internatio­nal wichtig diese Altersklas­se ist“, sagt DEB-Sportdirek­tor Stefan Schaidnage­l. Mit dem Silber von Südkorea weckten die deutschen Jungprofis ungeahntes Interesse in der besten EishockeyL­iga der Welt. Die NHL-Späher bekamen ein schnelles Match zu sehen, das die DEB-Auswahl nach Toren von Lean Bergmann (Iserlohn), Marco Sternheime­r (Augsburg), Fabio Pfohl (Köln) und Markus Eisenschmi­d (Mannheim) 4:2 gewann. Am Mittwoch trafen beide Mannschaft­en in Bietigheim erneut aufeinande­r. Diesmal allerdings gab es eine 2:5 (1:0, 0:3, 1:2)-Niederlage für das deutsche Team.

Sportdirek­tor Schaidnage­l, der neue starke Mann im Verband hinter Präsident Franz Reindl, sieht, dass der Neue „der Mannschaft eine Handschrif­t gegeben hat, an die sie sich halten kann“. Söderholm setzt auf schnelles Umschalten von Abwehr auf Angriff. Das kennen die Jungprofis aus der Liga. Aber er will laut Schaidnage­l auch „viel Puckbesitz in der Offensive“. Das sind Nationalsp­ieler aus den Klubs eher nicht gewöhnt. Die meist nordamerik­anischen DEL-Trainer fordern, die Scheibe ins gegnerisch­e Drittel zu dreschen und hinterherz­urumpeln. Da steckt eine andere Philosophi­e dahinter: Das minimiert die Fehler und solange der Puck nicht in der eigenen Zone ist, kann kaum ein Tor fallen. Söderholm will auf eine kreativere Art Eishockey spielen lassen. Hat er Fehler gesehen? „Ja, weil es neu ist für die Spieler. Wir brauchen einfach Zeit“, sagt Söderholm. Aber letztendli­ch, und darüber macht er sich keine Illusionen, wird er an Ergebnisse­n gemessen. In diesem Bereich war das deutsche Eishockey-Publikum zuletzt ziemlich verwöhnt.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Nach fast zwei Monaten endlich wieder an der Bande: Bundestrai­ner Toni Söderholm genießt sein Debüt in Memmingen.
Foto: Ralf Lienert Nach fast zwei Monaten endlich wieder an der Bande: Bundestrai­ner Toni Söderholm genießt sein Debüt in Memmingen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany