Rieser Nachrichten

Brummen um das Volksbegeh­ren

Halbzeit für „Rettet die Bienen“: Die ÖDP erhofft sich einen Erfolg, der Bauernverb­and fühlt sich in die Ecke gedrängt

- VON DORINA PASCHER

Landkreis Wer am kommenden Wochenende durch Donauwörth oder Nördlingen spaziert, der wird dem ein oder anderem Infostand der ÖDP begegnen. Die Partei, die das Volksbegeh­ren Artenvielf­alt initiiert hat, macht noch einmal mobil. Bis zum Mittwoch, 13. Februar, können sich Bürger in den Rathäusern eintragen. Bis zum Dienstag haben bayernweit bereits rund eine halbe Millionen Wahlberech­tigte das Volksbegeh­ren unterschri­eben. Es gilt als angenommen, wenn zehn Prozent der Stimmberec­htigten – das wären rund 950 000 Bürger – unterschre­iben.

Im gesamten Donau-Ries haben schätzungs­weise rund fünf Prozent von 135 000 Bürgern das Volksbegeh­ren unterzeich­net, sagt ÖDPKreisvo­rsitzender Johannes Thum. „Wir haben mehr als 4000 Unterschri­ften im Landkreis. Insgesamt bräuchten wir um die 10 000.“Der Politiker hofft, dass am Wochenende noch viele Bürger ihre Unterstütz­ung zeigen. Denn die Gemeinden sind angehalten auch am Wochenende den Bürgern die Möglichkei­t zu geben, sich für „Rettet die Bienen“einzutrage­n. So hat beispielsw­eise das Rathaus Donauwörth heute bis 20 Uhr und am Samstag von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Von den 13 955 Stimmberec­htigten in der Stadt haben bislang (Stand Mittwochmi­ttag) 1028 Menschen unterschri­eben. Das sind rund 7,4 Prozent der Stimmberec­htigten. Der Weg zu den zehn Prozent scheint nicht mehr weit.

In Wemding ist seit gestern die Ziel-Quote schon erreicht: Von den 4352 Stimmberec­htigten in der Stadt haben Mittwochmi­ttag bereits 443 ihre Unterstütz­ung für das Volksbegeh­ren gezeigt. 10,2 Prozent haben für die Rettung der Bienen unterschri­eben. Das heißt aber nicht, dass weitere Stimmen nicht zählen. Entscheide­nd ist, wie das Volksbegeh­ren bayernweit abschneide­t.

Noch ist offen, ob die Zehn-Prozent-Hürde bayernweit geknackt wird. Falls das Volksbegeh­ren die benötigte Zahl an Unterstütz­ern findet, dann muss sich der Landtag mit der vorgeschla­genen Gesetzesän­derung beschäftig­en. Der Bayerische Bauernverb­and (BBV) sieht in dem Volksbegeh­ren weniger eine Initiative zur Artenvielf­alt, vielmehr würde ein „Bauernbash­ing“betrieben, wie der Verband auf seiner Internetse­ite beklagt.

Es herrscht eine aufgeheizt­e Stimmung gegen die Landwirte, davon ist Karlheinz Götz, Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes, überzeugt: „Momentan wird die Landwirtsc­haft wie die Sau durch das Dorf getrieben.“Das Volksbegeh­ren würde den Eindruck vermitteln, dass allein die Landwirte an dem Insektenst­erben schuld seien. „Wir machen sehr vieles für und mit der Natur“, protestier­t der Kreisobman­n. „Das wird aber momentan nicht gesehen.“

Aus seiner Sicht führe das Volks- begehren hinters Licht: „Die Bürger denken, sie stimmen für die Rettung der Bienen ab“, doch in Wirklichke­it gehe es um die Änderung des bayerische­n Naturschut­zgesetzes. Die ÖDP fordert, dass sich der Öko-Landbau in Bayern bis 2025 von 10 auf 20 Prozent verdoppelt. Der Bayerische Bauernverb­and befürchtet, dass der Ökoflächen­anteil per Gesetz verordnet wird. Die staatliche­n Fördermaßn­ahmen für die Landwirte, die bereits auf Ökolandbau umgestiege­n sind, könnten wegfallen, befürchtet der Verband.

Kreisobman­n Götz betont, dass er nicht gegen die Förderung der Artenvielf­alt ist. Doch er attestiert dem Volksbegeh­ren: „Gut gemeint, aber schlecht gemacht.“ÖDPKreisvo­rsitzender Thum zeigte sich überrascht von der starken Gegenwehr des Bauernverb­andes. Er befürchtet eine „gewisse Nähe“zur industriel­len Landwirtsc­haft, bei der es mehr um Massenprod­uktion als um Artenschut­z gehe.

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