Neues Zeitalter in der Stadtbücherei
In Wemding soll bald von Karteikarten auf ein elektronisches System umgestellt werden. Welche Vorteile das für die Leser bringt und welchen Wunsch die Mitarbeiter noch haben
Wemding Wer sich in der Stadtbücherei in Wemding ein Buch ausleiht, bekommt eine eigene Karteikarte. Weil die Einrichtung rund 1300 Leser zu ihrem „Kundenstamm“zählt, füllen die Kärtchen mehrere Schachteln. Die verwalten seit vielen Jahren Gertrud Roßkopf und Franz Reichherzer – und zwar ehrenamtlich. Der Aufwand ist nicht ohne: Die beiden Büchereimitarbeiter pflegen einen Bestand von rund 11 500 Büchern. Bald soll den Bücherei-Organisatoren die Arbeit erleichtert und den Kunden mehr Service geboten werden.
In der Wemdinger Stadtbücherei bricht quasi ein neues Zeitalter an: Sie bekommt ein digitales Ausleihund Verwaltungssystem. Das hat der Stadtrat einstimmig beschlossen.
Direkt nach der Sitzung hatte sich ein Teil der Räte in der Bücherei, die im Haus des Gastes (1. Stock) untergebracht ist, versammelt, um sich von Gertrud Roßkopf und Franz Reichherzer aus erster Hand informieren zu lassen.
„Wir verbringen hier rund 700 Stunden im Jahr“, berichtete Reichherzer. Er ist bereits seit rund 35 Jahren in der Bücherei aktiv, seine Schwester fast 20 Jahre – „zum Nulltarif“. Die Aufwandsentschädigung, welche die Kommune bezahle, stelle man komplett der Bücherei zur Verfügung.
Bislang werden die Leser und Ausleiher auf Karteikarten erfasst. „Das gibt es fast nirgends mehr“, erklärte Siegfried Fendt. Der vertritt eine Firma aus Augsburg, die bundesweit beinahe 1000 Büchereien mit einem entsprechenden EDVProgramm bedient, unter anderem auch in Donauwörth und Oettingen.
Fendt erläuterte die Möglichkeiten, die sich mit der Software ergeben. Jedes Buch erhalte einen Barcode-Aufkleber. Werde dieser über den Scanner gezogen, könne die Ausleihe in Sekundenschnelle abgewickelt werden. Auch alles weitere – zum Beispiel die Überwachung der Ausleihfrist – laufe automatisch. Dies erspare den Mitarbeitern viel Zeit.
Aber auch die Leser profitierten von der neuen Technik. Sie könnten über das Internet recherchieren, welche Bücher im Regal stehen, können auf diesem Weg vorbestellen oder in ihr Leserkonto einloggen, um nachzuschauen, wie lange die Ausleihfrist noch läuft. Aktuell verzeichnet die Stadtbücherei rund 4300 Ausleihungen pro Jahr.
Die Stadträte entschieden sich dafür, die Technik anzuschaffen. Für Geräte werden rund 1700 Euro fällig. Das nötige EDV-Programm kostet gut 4000 Euro. Zudem fallen für die Technik jährliche Kosten in Höhe von gut 1700 Euro an. Bürgermeister Martin Drexler und Kulturreferent Josef Barta würdigten den selbstlosen Einsatz von Gertrud Roßkopf und Franz Reichherzer. Barta fand es bemerkenswert, dass sich die Büchereiverwalter „auf die neue Technik einlassen“und hoffte, dass sie sich noch viele Jahre um die Einrichtung kümmern. Drexler merkte mit einem Augenzwinkern an: „Ich bin überzeugt, wenn wir das jetzt bestellen, setzt in Wemding ein Leseboom ein.“
Reichherzer und Roßkopf freuen sich bereits auf die Technik – und äußerten in Anwesenheit der Räte einen Wunsch in Richtung Schulverband: Es sollte die Zusammenarbeit mit Schulklassen gefördert werden.
Stadträtin Diana Waimann fragte an, ob die Öffnungszeiten eventuell in den Abend hinein verlängert werden könnten. Reichherzer entgegnete, dies wäre nur mit zusätzlichen Helfern möglich.
Zusammenarbeit mit Schule verstärken