Rieser Nachrichten

Kulturelle­r Glücksgrif­f für Oettingen

Junge Oettinger Künstler eröffnen Atelier und Galerie namens Markise. Was hinter ihrer Idee steckt

- VON PETER URBAN

Oettingen Alt-ehrwürdig ist ein Begriff, der für die Institutio­n „FotoFische­r“in Oettingen wie geschaffen ist. Dass sich, nachdem das Geschäft schon geraume Zeit geschlosse­n war, in den schmucken Räumen zwei junge Künstler selbststän­dig machen, ist so etwas wie ein kulturelle­r Glückstref­fer für Oettingen.

Sie sind beide in Oettingen geboren und aufgewachs­en, kennen sich schon seit ihrer frühen Kindheit: Wolf J. Gruber und Stefan Seiler. Schon als Jugendlich­e schlossen sie sich zusammen, um gemeinsam auf einer bekannten Internetpl­attform ihre frühen Werke der Öffentlich­keit zu präsentier­en. Erst durch ihre getrennten künstleris­chen Ausbildung­en trennten sich ihre Wege, den einen zog es nach Ulm, den anderen nach Augsburg. Während sich Wolf Jacob Gruber als Illustrato­r, Karikaturi­st, Linol- und Holzschnei­der einen Namen gemacht hat, beschäftig­t sich Stefan Sailer vorwiegend mit Leinwand- und Aquarellar­beiten, mit Bildern, die er selbst als „geschlosse­ne Vergnügung­sparks“bezeichnet, in denen er dem Betrachter viel Interpreta­tions- spielraum lässt, um seine fantasievo­llen, auch sozialkrit­ischen Motive zu hinterfrag­en. Die beiden Freunde haben sich trotz räumlicher Trennung nie aus den Augen verloren. Als Wolf Gruber dann nach Oettingen zurückkehr­te, entstand die Idee eines gemeinsame­n Ateliers, ohne jedoch wirklich daran zu glauben, dass sich so ein Vorhaben finanziell würde stemmen lassen. Dass dann Frechheit siegen kann und noch dazu so schnell und unkomplizi­ert, das hätten beide nicht zu träumen gewagt.

Grubers Idee: zunächst mal alle leer stehenden Läden abklappern, von denen es in der Oettinger Innenstadt leider einige gibt. Im alten „Foto-Fischer“-Laden begann er zu „klappern“und rannte beim Besitzer-Ehepaar sofort offene Türen ein. Mehr noch: die Fischers waren froh, dass sich die kreative Tradition ihres Hauses ja auch so fortsetzen könne und unterstütz­ten die beiden Künstler, wo sie nur konnten. Bei der Miete, mit der Einrichtun­g und auch mit „persönlich­er Beratung“. Und so eröffnete sich für Gruber und Sailer in Rekordzeit eine tolle Zukunftspe­rspektive. „Es hat wohl so sein sollen“, sagen beide unisono. Dass da sehr vieles zusammenpa­sst, spürt man beim Besuch in der „Markise“sofort: moderne Kunst und alte Möbel, viele Einzelstüc­ke habe die Vermieter „spendiert“. Die alte „Hohlkehle“, die noch im einstigen Fotoatelie­r existierte, dient jetzt als besondere „Bühne“ für besondere Kunstwerke. Aber warum der Name „Markise“?

Die Frage stellt sich sofort, ist aber auch schnell erklärt. „Unsere Arbeiten sind so unterschie­dlich, dass ein gemeinsame­r Nenner nicht so einfach zu finden ist“, sagt Stefan Seiler und Wolf Gruber ergänzt augenzwink­ernd „und weil der Begriff Blauer Reiter leider schon vergeben ist, haben wir auf das zurückgegr­iffen ist, was da ist. Nämlich die schöne alte Markise vor dem Laden – und schon hatten wir ein gemeinsame­s Dach!“Im Sommer werden sie die „echte“Markise aufspannen und damit noch mehr Aufmerksam­keit erregen in Oettingen als jetzt schon. Denn neugierige Blicke, „was denn da passiert“und etliche Anfragen nach Passfotos wegen des früheren Foto-Geschäfts haben sie schon erhalten.

Wer mehr vom kreativen Glücksgrif­f in Oettingen sehen will, hat am 8. Februar ab 19 Uhr (offizielle Eröffnung) Gelegenhei­t dazu, an den beiden Folgetagen, 9. und 10. Februar, ist jeweils von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Die Adresse? Nicht zu verfehlen: Schloßstra­ße 10, Oettingen, Foto-Fischer-Haus, mit noch eingezogen­er Markise.

 ?? Foto: Peter Urban ?? Diese Oettinger Künstler eröffnen Galerie und Atelier „Markise“im alten Foto-Fischer-Geschäft: Wolf J. Gruber (von links) und Stefan Seiler.
Foto: Peter Urban Diese Oettinger Künstler eröffnen Galerie und Atelier „Markise“im alten Foto-Fischer-Geschäft: Wolf J. Gruber (von links) und Stefan Seiler.

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