Leben durch den Instagram-Filter
Die Sonne leuchtet dunkelrot über das Meer. Ein Mädchen räkelt sich perfekt gebräunt am Strand. Der Cocktail in ihrer Hand schimmert im Licht. Alles scheint perfekt. Zumindest auf Instagram. Denn dank mehrerer Dutzend Filter und vieler weiterer Bildbearbeitungswerkzeuge wird eine wunderbare Welt geschaffen. Eine Welt voller Hashtags, Selfies und Avocado-Toasts. Die Welt von Instagram.
Doch wie würde so ein bildbearbeitetes Leben in Wirklichkeit aussehen? Eines ist klar, zum Frühstück gibt es einen Cappuccino mit perfekter Milchschaumkrone dazu ein Avocado-Toast. #foodporn #avoaddicted #yummy. Da die grüne Frucht sehr fetthaltig ist, geht man statt in die Uni, Schule oder Arbeit erst einmal ins Fitnessstudio. Roter Kopf, Schweißflecken und eine strubbelige Frisur – Fehlanzeige. Dagegen sitzt die bunte Leggings wie angegossen. Die Haare schauen aus, als käme man frisch vom Friseur und das Make-up sitzt perfekt – auch nach einem zweistündigen Work-out. #fitspiration, #fitdurch2019, #motivation.
So viel Sport macht hungrig. Gott sei Dank hat man in der Instagram-Welt genügend Zeit, sich mittags etwas Gesundes zu kochen. Statt einer Butterbrezel vom Bäcker gibt es Vollkorn-Couscous nebst Süßkartoffel-Püree. Und statt eines Schokoriegels vom Supermarkt wird ein selbst gemachter Müsliriegel gesnackt. #eatclean, #healthyfood, #foodmatters. Nach so viel Essen und Anstrengung ist dann auch Zeit für ein Mittagsschläfchen. Aus dem man aufwacht, als käme man gerade aus dem Beautysalon. Der Abdruck vom Kissen im Gesicht – das passt nicht zur Instagram-Welt.
Denn was bei Social Media verschwiegen wird: Das Leben besteht aus Imperfektionen. Schokoflecken auf der hellen Kleidung, verschwitzte Kleidung beim Sport – das ist nun mal menschlich. Und damit wird klar: Es gibt vielleicht das perfekte Bild, aber nicht das perfekte Leben.