Rieser Nachrichten

Schlechte Stimmung in Brüssel

Premiermin­isterin May findet einfach keinen Kompromiss mit der EU

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Ernst und abweisend – an der Miene der britischen Premiermin­isterin gab es nichts zu deuten. Bevor Theresa May gestern in Brüssel zum Treffen mit Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker entschwand, gab es gerade mal einen kurzen Händedruck. „Robust“seien diese Gespräche gewesen, hieß es hinterher. In einer kurzen Verlautbar­ung las sich das so: „Wir wollen beide für einen geregelten Brexit zusammenar­beiten.“Mehr nicht. Kommission­schef Juncker, Ratspräsid­ent Tusk und Parlaments­präsident Antonio Tajani – jeder machte dem Besuch aus London klar, dass die EU nicht auf ihre Bitte nach einer Reform des bereits ausgehande­lten Austrittsv­ertrages eingehen werde. Stattdesse­n präsentier­te die Union einen neuen Vorschlag: Das Königreich solle doch dauerhaft in einer Zollunion mit der EU bleiben. Dadurch seien alle Probleme an den Grenzen zum Kontinent samt Zwei- feln am fortdauern­den Zutritt zum Binnenmark­t beseitigt. Außerdem wäre der umstritten­e Backstop vom Tisch, also jene Notlösung für die Grenze zwischen Nordirland und Irland. Denn die Übergänge könnten dann offen bleiben.

May dürfte irritiert gewesen sein. Schließlic­h hatte sie eben diesen Vorschlag Stunden vorher von jemand anderem zugeschick­t bekommen: Labour-Chef Jeremy Corbyn, der sich bisher Gesprächen mit May verweigert hatte, weil die nicht aus- drücklich einen chaotische­n NoDeal-Brexit ablehnt.

Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger regte zusätzlich ein „kleines“Brexit-Abkommen an – eine Art Notfall-Haushaltsp­lan, aus dem Forscher, Studenten, Landwirte und Wissenscha­ftler ein Jahr lang weiter Geld bekommen könnten. Voraussetz­ung sei, dass Großbritan­nien wie zugesagt bis 2020 seine EU-Beiträge zahlt. Ende nächsten Jahres endet die Finanzperi­ode, die London noch mitbeschlo­ssen hat.

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