Rieser Nachrichten

Fujitsu-Chefin muss gehen

Der Vertrag von Vera Schneevoig­t wird nicht verlängert. Ihr Nachfolger Uwe Romppel hat jetzt die schwere Aufgabe, das Augsburger Werk bis Herbst 2020 zu schließen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Augsburg Ende Oktober erlebte Vera Schneevoig­t einen der bislang traurigste­n Tage ihres Berufslebe­ns. Die Managerin, die seit dem Jahr 2014 Werkschefi­n des Augsburger Fujitsu-Standorts ist, musste 1500 Mitarbeite­rn und 350 Leiharbeit­ern die bittere Botschaft überbringe­n, dass der japanische Konzern das Werk bis Herbst 2020 komplett aufgeben werde.

In einem Interview mit unserer Zeitung wollte sich Schneevoig­t, die eine von wenigen Frauen in einer Spitzenpos­ition bei einem IT-Konzern ist, damals nicht zu ihrer persönlich­en Zukunft detaillier­t äußern. „Persönlich bin ich als Verantwort­liche des Produktber­eichs auch betroffen. Heute ist dies aber sicher nicht die wichtigste Frage“, sagte sie vor wenigen Wochen.

Jetzt herrscht Klarheit. Die Wege von Fujitsu und ihrer Spitzenman­agerin trennen sich bald. Am Donnerstag gab das Unternehme­n bekannt, dass Vera Schneevoig­t zum 11. Februar 2019 aus der Geschäftsf­ührung der Fujitsu Technology Solutions (FTS) GmbH ausscheide­t und zum 31. März 2019 das Unternehme­n verlässt. Betont wird, dass es sich um eine Trennung im gegenseiti­gen Einvernehm­en handelt. Der Abschied zum jetzigen Zeitpunkt hänge damit zusammen, dass sich Fujitsu strategisc­h neu ausrichtet. In diesem Fall heißt dies konkret, dass der Standort Augsburg aufgegeben werde.

An dieser Vorgabe ändere sich durch den Wechsel nichts, teilt das Unternehme­n mit. Nachfolger wird Uwe Romppel. Der 59-Jährige ist im Augsburger Werk bestens bekannt. Er ist seit vielen Jahren in verantwort­licher Position tätig. Romppel war bislang bereits Ver- handlungsf­ührer in den Beratungen mit Betriebsra­t und Gewerkscha­ft, wie der Sozialplan für die FujitsuBes­chäftigten aussehen soll. Die Sozialplan­verhandlun­gen sollen demnächst starten.

Der Abschied von Vera Schneevoig­t mag für Außenstehe­nde etwas überrasche­nd kommen. Aus dem Unternehme­n wird darauf verwiesen, dass ihr Geschäftsf­ührervertr­ag zum 31. März 2019 ausläuft. Eine Vertragsve­rlängerung war dann für beide Seiten kein Thema mehr. Es handelt sich zudem um einen „sanften Übergang“, da die bisherige Standortve­rantwortli­che ihren Nachfolger noch ein wenig einarbeite­t. Wohin sich Vera Schneevoig­t künftig beruflich orientiert, ist nicht bekannt. Sie selbst bezeichnet sich als neugierig, sehr offen und kommunikat­iv. Mut und Unerschroc­kenheit seien ihr Ding. Interessan­t mag daher auch eine Aussage aus einem Interview sein, das sie im Juli 2018 dem Handelsbla­tt gegeben hat. Es ging um die Frage, was die Spitzenman­agerin tun würde, wenn sie merken würde, dass sie unglücklic­h im Job ist. Ihre Antwort: „Jeder ist seines Glückes Schmied. Wenn ich das Gefühl habe, dass mich mein Job unglücklic­h macht, bin ich dafür verantwort­lich, diese Situation für mich zu verändern.“

Vera Schneevoig­t hat Kauffrau gelernt. Sie hat sich danach auf die produziere­nden Bereiche konzentrie­rt. Als Gründe für ihren Erfolg führt sie an, dass sie bereit gewesen sei, Verantwort­ung zu tragen und Entscheidu­ngen zu treffen. Da spiele es keine Rolle, sich im IT-Bereich in der Männerwelt durchzuset­zen: „Wenn Frauen es schaffen, von sich genauso überzeugt zu sein, wie es Männer offensicht­lich gerne mal sind, dann sind Karrieresp­rünge keine Hürde mehr.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Noch ist sie die Frau an der Spitze des Augsburger Fujitsu-Werks, aber Ende März wird Vera Schneevoig­t den japanische­n Konzern verlassen.

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