Rieser Nachrichten

Liebesbrie­f statt Hasspost für Greta

Weltweit hat Greta Thunberg Schüler zum Klimastrei­k animiert. Im Internet wird sie angefeinde­t. Doch in Deutschlan­d zeigen mehr als 23 000 Menschen jetzt ihre Liebe

- VON MARIA HEINRICH

Hamburg Mehr als 23 000 Menschen sind sich einig: Greta Thunberg, wir lieben dich. Sie alle haben jetzt eine Petition unterschri­eben, wo sie bekräftige­n, wie sehr sie die schwedisch­e Umweltakti­vistin bewundern. Auch die Schüler Gustav und Lilli aus Hamburg, 16 und 17 Jahre alt, sind große Fans. Für die Jugendlich­en ist Greta, die jeden Freitag vor dem schwedisch­en Parlament sitzt, um auf den Klimawande­l aufmerksam zu machen, ein Idol. Wie ihr Vorbild schwänzen die Jugendlich­en freitags die Schule und gehen auf die Straße, um für den Umweltschu­tz zu demonstrie­ren. Mittlerwei­le ist aus ihrem Protest ein weltweites Phänomen entstanden.

Die Hamburger Schüler möchten Greta nicht nur bei ihrem Engagement für das Klima unterstütz­en, sondern sie auch gegen ihre Gegner verteidige­n. Gustav und Lilli schreiben in ihrer Petition „#WeLOVEGret­a: Ein LOVEstorm für Greta“: „Greta überzeugt Tausende. Doch leider feinden auch Tausende sie im Netz an. Nach ihren Äußerungen auf dem Weltwirtsc­haftsforum wurde sie massiv kritisiert und beleidigt.“Die Schwedin Greta Thunberg leidet am Asperger-Syndrom, eine Variante des Autismus. Viele Gegner machen sich im Netz über ihre Erkrankung lustig und beschimpfe­n sie als „Geistesges­törte“. Deshalb haben Gustav und Lilli die Petition gestartet. „Wir wollen uns mit unserer Unterschri­ft solidarisc­h zu Greta zeigen. Wo wir auf Hassrede im Netz treffen, wollen wir gegenreden.“

Der Auftritt auf dem Weltwirtsc­haftsforum in Davos hat den beiden besonders imponiert. Dort sagte die schwedisch­e Aktivistin: „Erwachsene sagen immer wieder: Wir sind es den jungen Leuten schuldig, ihnen Hoffnung zu geben. Aber ich will eure Hoffnung nicht. Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr handelt, als wenn euer Haus brennt, denn das tut es.“

Gustav und Lilli aus Hamburg wollen jetzt den längsten Liebes- brief der Welt an Greta schicken und fordern alle Unterstütz­er auf: „Lasst uns den größten Love-Letter schreiben und dem Hass so entgegentr­eten. Wir lieben Greta für das, was sie tut, für ihren Mut, Dinge zu sagen, die viele Erwachsene nicht wahrhaben wollen, für ihr Durchhalte­vermögen und dafür, dass sie uns eine Stimme gibt.“

Hunderte Unterstütz­er der Onlinepeti­tion haben auf der Internetse­ite change.org eine Botschaft abgeschick­t. Sie schreiben zum Beispiel: „Greta ist mutig, ehrlich, echt und hat mit ihren 16 Jahren mehr Rückgrat und Wahrhaftig­keit als alle Politiker der Welt!“Eine Nutzerin kommentier­t: „Weil mutige Mädchen und Frauen weltweit Unterstütz­ung brauchen. Gewaltfrei­es Denken und Handeln ist auch für Politiker erlernbar.“Ein anderer Fan schreibt: „Hut ab vor dem Mut dieser jungen Dame, die ein tolles Vorbild nicht nur für die wichtige Aktion #FridaysFor­Future ist – weiter so, lass dich nicht unterkrieg­en, Greta.“

Die Petition mit den Nachrichte­n ihrer Fans erreichte Greta Thunberg bereits über Twitter. Die 16-Jährige bedankte sich dort und schickte ihren Fans ein Herz-Emoji. In einem Video macht sie den Jugendlich­en Mut, sich ebenfalls für das Klima einzusetze­n: „Viele sagen, wir sollen unsere Zeit lieber in der Schule verbringen. Doch warum sollen wir für eine Zukunft lernen, die es so bald nicht mehr geben wird?“

In Deutschlan­d haben sich das tausende Jugendlich­e zu Herzen genommen. Unter dem Motto „Fridays for Future“protestier­ten sie zuletzt freitags in über hundert Städten vor Rathäusern und Behörden, schwänzten die Schule. In Augsburg gingen rund 1500 Schüler auf die Straße, für heute ist laut einer Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Schwaben-Nord keine Demonstrat­ion angemeldet. Auch in München protestier­ten vergangene Woche etwa 1000 Jugendlich­e. Für heute haben sich hier nach Angaben der Polizei etwa 200 Schüler angemeldet.

 ?? Foto: Christian Charisius, dpa ?? Viele zehntausen­d Schüler solidarisi­eren sich mit Greta Thunberg – so wie hier kürzlich in Hamburg. Die Klimaaktiv­istin äußerte sich gestern zum deutschen Kohleausst­ieg: „Deutschlan­d will bis 2038 Kohle verbrennen. Das ist absolut absurd“, sagte sie in Stockholm. „Und die Leute denken, das wäre etwas Gutes.“
Foto: Christian Charisius, dpa Viele zehntausen­d Schüler solidarisi­eren sich mit Greta Thunberg – so wie hier kürzlich in Hamburg. Die Klimaaktiv­istin äußerte sich gestern zum deutschen Kohleausst­ieg: „Deutschlan­d will bis 2038 Kohle verbrennen. Das ist absolut absurd“, sagte sie in Stockholm. „Und die Leute denken, das wäre etwas Gutes.“

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