Hier gehört keiner sich selbst
Dass die USA uns voraus sind, weiß man nicht erst, seit Trump dort Präsident ist. Während die Deutschen auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch die Mauern in ihren Köpfen abtragen, um Platz für Neue zu schaffen, sind Teile Amerikas schon wieder in der Realität angekommen. Ein Grenzwall zum mexikanischen Nachbarn muss her. So relativ Freiheit in Trumps Amerika ist, so absolut war sie einst. Da durften Sklavenjäger Menschen aus Afrika zu Hundertausenden in die USA importieren, ohne an einem Zaun halten zu müssen. Genauso frei war der Sklavenhandel. Angebot und Nachfrage bestimmten den Menschenpreis. Keine Gewerkschaften oder Gesetze, die sich lähmend auf die Geschäfte gelegt hätten. Der Handel florierte und für Nachschub war gesorgt. Ganz nebenbei entstand auf diese Weise die beste Basketball-Liga der Welt mit überwiegend schwarzen Spielern.
Diese wunderbaren Burschen verdienen heute in einem einzigen Jahr mehr, als sie in ihrem ganzen Leben verbrauchen können. Das müssen sie auch – als Entschädigung dafür, dass sie noch immer eine Art Ware sind. Nirgendwo treibt das Transferwesen derart absurde Blüten wie im amerikanischen Profi-Sport. Hier gehört keiner sich selbst. Und wer nicht aufpasst, versäumt den Moment, in dem er von einem Ende Amerikas an das andere verkauft wird – und zwar mitten im Spiel, womit der Begriff Spielerwechsel eine neue Bedeutung erhält. So ist es Harrison Barnes ergangen, der vor kurzem noch an der Seite von Dirk Nowitzki für die Dallas Mavericks auflief. Drei Viertel der Partie gegen die Charlot- te Hornets stand Barnes für die Mavs auf dem Feld. Vor dem letzten Viertel war er dann schon nach Sacramento transferiert – und sein Spind leer geräumt. Dalles bekommt dafür im Tausch zwei andere Spieler und einen Haufen Geld. In einem derart dynamischen Arbeitsmarkt bleibt nicht einmal Zeit, sich mit ein paar Dosen Bier von den Kumpels zu verabschieden. Barnes gehört jetzt den Kings. Bis sie ihn weiterverkaufen, während er vielleicht gerade auf der Toilette sitzt. Ja, die USA sind uns weit voraus.