Rieser Nachrichten

SPD will sich für Radler stark machen

Die Sozialdemo­kraten haben eine Debatte über die Radwege in Nördlingen angestoßen. Was Fraktionsv­orsitzende Rita Ortler 2019 bewegen will.

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Frau Ortler, die SPD ist die kleinste Fraktion im Stadtrat. Wenn es um grundsätzl­iche Stellungna­hmen geht, dürfen Sie deshalb auch immer erst als Letzte sprechen. Nervt Sie das? Ortler: Man gewöhnt sich, es hat auch etwas Gutes, wenn man am Schluss dran ist. Dann hört man auch die Meinungen der anderen, kann darauf reagieren. Allerdings nervt es, wenn es um Allgemeine­s geht, ich mich als Erste melde, dann plötzlich alle etwas beitragen wollen – und ich wieder die Letzte bin. Oder auch, wenn ich übersehen werde, das kommt auch mal vor.

Im vergangene­n Jahr wurde im Stadtrat sehr emotional über den Anbau an die Grundschul­e Mitte debattiert. Wie ist die Diskussion aus Ihrer Sicht verlaufen?

Ortler: Ja, die Grundschul­e Mitte war ein ganz schwierige­s Thema. Die SPD wollte die Schule in der Altstadt halten – kurze Beine, kurze Wege. Zudem hat die Bildungsei­nrichtung ja auch eine Tradition. Da geht man eben auch große Kompromiss­e ein, wie etwa den Quader.

Hätte der Stadtrat nicht ahnen müssen, dass die Bürger einen solchen Quader, der so ganz und gar nicht der Altstadtsa­tzung entspricht, nicht akzeptiere­n?

Ortler: Man hat es schon geahnt, doch wir haben gedacht, wir erklären den Bürgern, welche Vorteile dieser Quader hat. Er war eben die kostengüns­tigste, praktikabe­lste Variante. Lediglich die Altstadtsa­tzung sprach gegen diesen Bau, es war ein Argument gegen zehn auf der anderen Seite. Und da dachten wir, wir machen es wie die Ulmer. Doch dem Bürger ging es vor allem um die Altstadtsa­tzung. Das haben wir so tatsächlic­h nicht vorhergese­hen. Es gab übrigens auch Nördlinger, die für den Quader waren. Eltern zum Beispiel, die meinten, man hätte schon längst mit dem Bau beginnen können.

Der Anbau an das Hallgebäud­e kostet jetzt rund 10 000 Euro pro Quadratmet­er.

Ortler: Ja. Doch die Alternativ­e, eine Gesamtschu­le außerhalb der Altstadt, würde auch sehr viel Geld kosten. Wenn man die vielschich­tigen Forderunge­n des Denkmalsch­utzes berücksich­tigt, wird es eben schwierig.

In Nördlingen wird derzeit wieder über das Hallenbad diskutiert. Ihre politische­n Mitbewerbe­r haben diesbezügl­ich viele Ideen, sie wollen eine Sauna, eine Rutsche oder ein Außenbecke­n. Was steht auf Ihrer Wunschlist­e?

Ortler: Ich würde gerne mehr Fakten und verlässlic­he Zahlen auf den Tisch bekommen. Ich möchte vergleiche­n können, was ein Neubau kostet und was eine Erweiterun­g im Bestand. Ich bezweifle, dass die mo- mentan vorliegend­e Planung das Bad wirklich viel attraktive­r macht.

Können Sie das konkretisi­eren? Ortler: Unser Bad ist 50 Jahre alt. Und es gibt uns gewisse Zwänge vor. Sie können auch bei einer Erweiterun­g den Kinderbere­ich und das Schwimmerb­ecken nicht so anordnen, wie Sie wollen. Sie müssen Ihre Planungen den Gegebenhei­ten anpassen. Das gilt auch bei der Sauna. Da sind derzeit drei Kabinen nebeneinan­der, aber kein richtiger Außenberei­ch geplant. Doch damit die Sauna für die Gäste attraktiv ist, braucht es eine gewisse Weitläufig­keit. Damit die Besucher gerne in das Bad kommen, ist es vielleicht besser, wenn die Schwimmer nicht erst am Kinderbere­ich vorbei müssen. Wenn wir diese Zwänge aufbrechen wollen, müssen wir in den Bestand eingreifen. Dann sind die Kosten nicht mehr vorhersehb­ar.

Was soll aus Ihrer Sicht getan werden, wenn Nördlingen für das Hallenbad keine Fördermitt­el vom Bund bekommt?

Ortler: Nördlingen ist die größte Stadt im Landkreis. Alle Fraktionen haben schon beim letzten Wahlkampf versproche­n, dass sich bei diesem Thema etwas tut. Ein Hallenbad gehört zu den weichen Standortfa­ktoren und die sind für uns als SPD am wichtigste­n. Was biete ich für das Wohlgefühl des Bürgers, wie ziehe ich Fachkräfte, Familien an, was tue ich für die Touristen?

Der Wahlkampf für die Kommunalwa­hl 2020 hat in Nördlingen schon begonnen. Die SPD hält sich noch zurück. Wann benennen Sie Ihren Kandidaten?

Ortler: Das ist alles noch zu früh. Wenn wir jetzt eineinhalb Jahre Wahlkampf machen, dann reicht es dem Bürger, wenn wir in die heiße Phase kommen.

Wann werden Sie Ihren Kandidaten dann präsentier­en?

Ortler: Soweit vorhanden – vor der Sommerpaus­e. Den richtigen Wahlkampf starten wir im Herbst.

Welche Themen stehen 2019 auf Ihrer Agenda?

Ortler: Wir wollen das Radwegekon­zept vorantreib­en, das haben wir als SPD angestoßen. Wir sind mit den Bürgern die markanten Stellen in der Stadt abgefahren. Und wir haben einen Antrag gestellt, wonach ein Arbeitskre­is zu diesem Thema eingericht­et werden soll. Der wurde von der Verwaltung zunächst abgetan. Jetzt gibt es doch einen kleinen Arbeitskre­is.

Wo gibt es in Sachen Radverkehr die größten Probleme?

Ortler: Wir brauchen für das Reimlinger Tor klare Vorgaben. Die Radler sollten aus meiner Sicht zukünftig in beide Richtungen durch das große Tor fahren müssen. Problemati­sch ist auch die Kreuzung Ulmer Straße/Nähermemmi­nger Weg.

Welche Ziele hat die SPD noch? Ortler: Wir wollen, dass es am Döderlein-Gelände weitergeht. Ich kann mir vorstellen, dass wir dort ein Parkdeck eventuell mit Tiefgarage bauen und der Rest der Fläche für verdichtet­es Wohnen genutzt wird. Zudem ist der Nahverkehr für uns ein großes Thema, wir wollen uns in diesem Bereich für die Zukunft aufstellen.

Interview: Martina Bachmann

 ?? Foto: Martina Bachmann ?? Bei der Fraktionsv­orsitzende­n der SPD im Nördlinger Stadtrat, Rita Ortler, stehen die Radler in diesem Jahr oben auf der Agenda. Sie kritisiert: Beim Hallenbad liegen noch zu wenige Fakten vor.
Foto: Martina Bachmann Bei der Fraktionsv­orsitzende­n der SPD im Nördlinger Stadtrat, Rita Ortler, stehen die Radler in diesem Jahr oben auf der Agenda. Sie kritisiert: Beim Hallenbad liegen noch zu wenige Fakten vor.

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