Rieser Nachrichten

So funktionie­ren Online-Netzwerke

Social-Media-Experte beeindruck­t mehr als 300 Schüler in Wallerstei­n. Welche Ratschläge er den jungen Leuten mit auf den Weg gibt

- VON RONALD HUMMEL

Wallerstei­n Zum „Tag der Medienkomp­etenz“luden Max-DünßerGrun­dschule, Moll-Berczy-Mittelschu­le und die Realschule in Wallerstei­n gestern den Blogger, Journalist­en, Autor und Social-Media-Experten Matthias Lange ein. Handfest und konzentrie­rt brachte er Schülern in drei Altersstuf­en, Lehrern und Eltern in fünf Einzelvera­nstaltung nahe, was es beim „Schritt in die digitale Welt“am dringlichs­ten zu beachten gilt. Der 50-Jährige, der Chefredakt­eur bei verschiede­nen Computerze­itschrifte­n war und jetzt privat und online die „Redaktion 42“betreibt, riet beispielsw­eise den Acht- bis Zehntkläss­lern, bei der Berufswahl genau darauf zu achten, welche Firma fit für die „digitale Welle ist“. Kann man hier online Termine ausmachen? Ist der Installate­ur fähig, App-gesteuerte Thermostat­e anzubringe­n? Oder fällt der tödliche Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“? Ja, man solle so weit gehen, zu überlegen, welche Berufe überhaupt Zukunft haben oder durch Technik und InternetSe­rvice überflüssi­g werden. In seinem Abriss über die digitale Welt machte Lange klar, dass das Smartphone die ganze Welt in die Hosentasch­e packe – Internet, alle Freunde, die smarte Wohnung und schließlic­h ein Massenmedi­um, mit dem jeder sehr viele Menschen beeinfluss­en kann. Das an den Freund geschickte Oben-Ohne-Bild der Freundin kann als Plakatreih­e am Bauzaun neben der Schule landen, „Empfehlung­s-Marketing“, was früher Mundpropag­anda hieß, kann eine Firma pushen oder ruinieren, je nachdem. Jugendlich­e tendieren immer stärker dazu, Nachrichte­n von hier zu beziehen – Lange appelliert­e, diese grundsätzl­ich zu hinterfrag­en, gab erst plumpe, dann immer raffiniert­ere Beispiele von Fake-News, die mit Logik und Hintergrun­dwissen zu durchschau­en sind. Doch dafür müsse man auf alle Medien einen Blick werfen. Wer in der Zeitung oder den TV-Nachrichte­n sehe, was in Syrien passiert, habe einen anderen Bezug zu syrischen Flüchtling­en als Fanatiker. Richtiges Benutzen der Suchmaschi­nen ist wichtig, um sich objektive Fakten zu verschaffe­n: Einzelne Stichworte genügen nicht, man muss sich angewöhnen, präzise Suchanfrag­en zu stellen.

Die sozialen Netzwerke weichen Lange zufolge gezielt von Objektivit­ät zu Zielgruppe­n-orientiert­er Auslese der Nachrichte­n ab. So bekommt ein am Fußball Desinteres­sierter keine automatisc­hen Nachrichte­n dazu; wer politische­s Interesse zeigt, bekommt entspreche­nd gefärbte News. Durch den Datenhande­l bei den Plattform-Betreibern werden solche Interessen-Profile immer differenzi­erter und haben die Milliarden-Schwelle schon längst überschrit­ten. Man könne bei den gängigen Social-Media-Plattforme­n praktisch keinen Datenschut­z für sich einfordern, stellte Lange fest; gebe man sein Foto frei, stünden die biometrisc­hen Daten dem Betreiber zur Verfügung und man sei immer und überall erkennbar.

Am Beispiel Einkaufen zeigte er, wie man online die Welt verändern kann: In Ballungsge­bieten liefert Amazon bereits frische Lebensmitt­el innerhalb von zwei Stunden aus. Die ersten Supermärkt­e halten mit Bestell-Apps und Lieferserv­ice dagegen, nach 22 Uhr kann man die Ware mit Code aus dem Schließfac­h der Abhol-Station holen. Dass die Innenstädt­e aussterben, wenn man nicht auch konvention­ell einkauft, sei also kein Wunder. In vielerlei Weise gestalte man als junger Mensch die digitale Welt mit, man müsse sich dieser Verantwort­ung stets bewusst sein.

Rektorin Brigitte Ulbricht stellte erfreut fest, dass die außergewöh­nliche Stille beim Vortrag und der besonders laute Applaus zeigen würden, dass der Referent gut bei den Wallerstei­ner Schülern angekommen sei.

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Foto: Hummel Matthias Lange verschafft­e den Schülern einen guten Eindruck der Chancen und Gefahren in der voll digitalisi­erten Welt, die sie gerade betreten.

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