Fokussiert ins Zweitliga-Gipfeltreffen
Profikicker Robert Strauß vom 1. FC Heidenheim freut sich auf die Partien gegen den Hamburger SV und Bayern München. Warum der FCH zu seiner zweiten Familie geworden ist
Herr Strauß, Ihr Team spielt am Samstag im Zweitliga-Knüller gegen den Hamburger SV, demnächst im Pokal-Viertelfinale beim FC Bayern München. Sind das in Ihrer ProfiKarriere Höhepunkte, auf die man sich besonders freut, oder geht man da schon mit mehr Respekt ’ran als beispielsweise gegen den SV Sandhausen? Robert Strauß: Das sind natürlich Highlights in meiner Profi-Karriere und ich freue mich sehr auf diese Spiele. Dennoch gibt es in einem Punktspiel in Sandhausen genauso drei Punkte zu gewinnen wie im kommenden Heimspiel gegen den Hamburger SV. Wir sind momentan erfolgreich, weil wir uns jeweils zu 100 Prozent auf den nächsten Gegner fokussieren und alle anderen Spiele schön in der Schublade lassen, bis es soweit ist.
Die Experten und der FC Bayern sprechen von einem Glückslos, auf die Heidenheimer zu treffen. Ärgert Sie das? Immerhin hat Ihr Team mit Bayer 04 Leverkusen gerade einen starken Bundesligisten aus dem Pokalwettbewerb geworfen …
Strauß: Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal, was Experten und der FC Bayern über dieses Los sagen. Es sind noch einige sehr wichtige Spiele vor dem Pokalspiel in München zu spielen, und zuallererst geht es jetzt gegen den Hamburger SV. Wenn es dann so weit ist und wir in die Allianz-Arena fahren, werden wir mit Sicherheit gut vorbereitet sein.
Was macht die aktuelle Stärke des 1. FC Heidenheim aus? Das Team ist in der 2. Liga vor dem letzten Saisondrittel so gut platziert wie nie, kämpft sogar um die Aufstiegsplätze mit … Strauß: Ich glaube, die größte Stärke ist unsere mannschaftliche Geschlossenheit. Alle verfolgen das gleiche Ziel, nämlich das jeweils nächste Spiel zu gewinnen. Alles andere wird ausgeblendet. Wir können diese Saison auch Ausfälle kompensieren und haben immer eine klare Spielphilosophie auf dem Platz.
Wäre das überhaupt vorstellbar? Der 1. FC Heidenheim in der 1. Bundesliga?
Strauß: Damit beschäftigen wir Spieler uns zu keiner Sekunde. Es darf gerne jeder seine eigene Meinung zu diesem Thema haben. Wir Spieler tun gut daran, uns auf unser Tagesgeschäft zu konzentrieren, denn nur dank dieser Einstellung haben wir uns diese Ausgangsposition erarbeitet.
Ihre eigene Spielzeit ist in dieser Saison überschaubar. Einmal im Pokal und einmal in der Liga durchgespielt, ansonsten meist Kurzeinsätze in den Schlussphasen. Woran liegt’s? Strauß: Das dürfte mehrere Gründe haben. Erstens habe ich diese Saison mit Marnon Busch einen sehr starken Konkurrenten auf meiner Position, der seine Sache wirklich ausgesprochen gut macht. Dazu kommt, dass man in der Abwehr grundsätzlich nicht so durchwechselt wie in den offensiveren Positionen. Zweitens bin ich mit meinen 32 Jahren auch kein Jungspund mehr und habe möglicherweise auch nicht mehr ganz das Top-Niveau, das ich in den letzten Jahren teilweise erreicht habe. Trotzdem bin ich sehr froh, weiterhin ein wichtiger Teil dieser Mannschaft zu sein und ihr auch in schwierigen Endphasen helfen zu dürfen.
Zusammen mit Marc Schnatterer gehören Sie zu den Heidenheimer Urgesteinen, sind seit 2012 im Team. Ihr Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Gibt es Signale einer weiteren Zusammenarbeit?
Strauß: Es gab Gespräche im Winter-Trainingslager und durch meine lange Vereinszugehörigkeit stehen alle Beteiligten in ständigem Austausch bezüglich meiner Zukunft. Ich würde mich sehr freuen, weiterhin meine Fußballschuhe für den 1. FC Heidenheim schnüren zu dürfen. Man wird weitere Gespräche führen und eine gemeinsame Entscheidung zu gegebener Zeit fällen.
Noch länger als Sie und Marc Schnatterer ist Trainer Frank Schmidt im Verein, nämlich seit 2007. Ist der FCH ohne Frank Schmidt gar nicht mehr vorstellbar?
Strauß: Er und unser Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald haben diesen Verein zu dem gemacht, was er heute ist. Wir sollten alle hoffen, dass dieses Duo noch viele Jahre die sportlichen Geschicke des Vereins leiten wird. Dass es irgendwann auch eine Zeit danach geben wird, ist allen bewusst, doch vorstellen möchte ich mir das noch lange nicht.
Was schätzen Sie besonders am Trainer?
Strauß: Er hat immer einen Plan in der Tasche und vermittelt uns Spielern in jedem Training die absolute Siegermentalität. In diesem Bereich habe ich in meiner Heidenheimer Zeit sehr viel von ihm gelernt.
Sie haben Ihre Heimat im Ries, haben hier auch ein Haus gebaut und eine Familie gegründet. Was ist Ihr Lebensplan nach der Karriere als FußballProfi? Ist es vorstellbar, dass man Sie im fortgeschrittenen Alter noch einmal im Amateurfußball sehen wird? Oder als Trainer?
Strauß: Ich konzentriere mich momentan noch darauf, solange es geht Profifußballer beim 1. FC Heidenheim zu bleiben. Auch im Anschluss daran könnte ich mir sehr gut vorstellen, weiterhin für den Verein zu arbeiten. Der FCH ist mittlerweile zu einer Art „zweite Familie“geworden, die mir sehr am Herzen liegt. Interview: Robert Milde