Fernsehen als Schlafmittel
Goethe sagte: „Ein jeder Mensch wird von seinen Gewohnheiten regiert.“Und das gilt bis heute. Aus purer Gewohnheit schalten Millionen Mitbürger jeden Abend ihre TV-Kiste ein, um anschließend Unsinn zu konsumieren.
Damit erlauben sie den Regisseuren und Programmgestaltern alle Freiheiten. Laut Statistik erzielen auch die blödsinnigsten „Tatort“-Folgen und die langweiligsten „Bauer-sucht-Frau“-Serien stattliche Einschaltquoten. Gewohnheitszuschauer schalten nicht ab, weil sie ihr persönliches Abendprogramm nicht gefährden wollen. Aber nach kurzer Zeit schlafen sie ein.
Wir müssen umdenken. Zahllose Fernsehfilme setzen sich nicht mehr das Ziel, unser Hirn zu aktivieren. Die TV-Sender haben die Pflichten des Sandmännchens übernommen: Ihr Ehrgeiz ist es, das deutsche Volk in Schlaf zu versetzen.
Diejenigen unter uns, die sich noch halbwegs wach über den Stuss auf dem Bildschirm ärgern, sollten nicht schimpfen, sondern ebenfalls dankbar einschlafen. Jede miese Fernsehsendung bewahrt unzählige Mitmenschen davor, ziellos durch die Finsternis zu wandern, mitten in der Nacht zu krakeelen oder Schlaftabletten zu schlucken.
Der US-Schlafforscher Michael J. Breus vermutet, dass der Fernsehschlummer nicht einmal Bilderfluten benötigt. Er schreibt: „Es ist doch bewiesen, dass Musik die Schlafqualität verbessert. Vielleicht hat die Geräuschkulisse der Glotze eine ähnliche Wirkung.“