Partnersuche auf Bayrisch
Das Chiemgauer Volkstheater präsentiert mit „Bauer sucht ...“eine pfiffige Komödie. Am Ende wird das Ensemble ausgiebig gefeiert
Nördlingen Der Siegeszug des Internets ist unaufhaltsam: In großem Stil wird online informiert, kommuniziert und konsumiert. Auch bei der Partnersuche haben Dating-Portale der guten alten Bekanntschaftsanzeige längst den Rang abgelaufen. Dass das Anbandeln im Netz jedoch – vor allem bei reiferen Semestern – auch seine Tücken besitzt, zeigt das diesjährige Gastspiel des Chiemgauer Volkstheaters im Nördlinger Klösterle. Die ländliche Komödie „Bauer sucht …“und ein bestens aufgelegtes Ensemble bereiteten den gut 400 Besuchern im ausverkauften Stadtsaal einen unterhaltsamen und humorvollen Theaterspaß.
Ort der Handlung ist der Gasthof „Zur schönen Aussicht“, wo beim Wirt Beni (Bernd Helfrich) drei heiratswillige Junggesellen zu den Stammgästen zählen: der HobbyMusiker Tom (Tom Mandl), der sich bei seinen zu forschen Flirts gelegentlich ein blaues Auge einhandelt, der Landwirt Florian (Flo Bau- der unter der Fuchtel seiner herrischen Mama kein leichtes Leben hat, und der Forstanwärter Markus (Markus Neumeier), den sein penetranter Chef rund um die Uhr auf Trab hält.
Weder die Heiratsannoncen in der Zeitung noch die „Weisheiten“des Alt-68ers Beni („Frauen san wia Kaffee – de richtige Sort’n hoit di’ de ganze Nacht wach“) bringen das „oaschichtige“Trio voran. Rettung verspricht das Online-Portal „Bauer sucht ...“, in dem eine „Zuckermaus89“das Blut der drei Burschen in Wallung bringt. So beschließt man, unter dem Motto „Oane für jeden“ein Bewerbungs-Video ins Netz zu stellen. Als dann noch die mit ihrer Harley havarierte Journalistin Kristina (Kristina Helfrich) in die Wirtsstube schneit, beginnt sofort ein großes Gebalze. Und als Florian seine Aufregung massiv mit Mirabellengeist („kernig, fruchtig, mild“) bekämpft, laufen die „Dreharbeiten“völlig aus dem Ruder.
Mit „Bauer sucht …“präsentieren die Chiemgauer einmal mehr ein Stück im Stil des traditionellen Volkstheaters, schaffen jedoch thematisch den Sprung in die Aktualität – auch der Bauer hat Internet und ist fit auf dem Handy. Theaterchef und Urgestein Bernd Helfrich ist Autor, Regisseur und Darsteller in Personalunion und hat die üblichen Zutaten nach dem Prinzip „Unterhaltung statt Tiefgang“zu einem pfiffigen Lustspiel gemixt. Spritzige Dialoge, witzige Pointen (mit und ohne Bart) und markige Sprüche im altbayerischen Dialekt („Bei uns im Stall wird no so richtig g’schnackslt“) bringen von der ersten Minute an Schwung in die Szenerie. Und haarsträubende Slapstick-Szenen wie bei den missglückten Tanzübungen sorgen durchgängig für Heiterkeit und Gaudi beim Publikum.
Beim Ensemble setzen die Oberbayern seit jeher auf Kontinuität, die meisten Akteure sind seit vielen Jahren dabei und waren auch in Nördlingen schon in vielen Rollen zu sehen. Vor allem das Junggesellen-Trio setzt darstellerische Aker), zente: Während Flo Bauer als betrunkener Bauer mit Hochzeitskleid für die Schenkelklopfer sorgt, kann Tom Mandl mit einem blitzsauberen Saxofon-Solo punkten. Und Altmeister Bernd Helfrich haut die trockenen Sprüche – etwa über Bierbauch und Manneskraft – wie in besten Tagen raus: „A guats Werkzeig hängt oiwei unter am Vordach“.
Im letzten Akt wird es noch einmal richtig turbulent: Der überspannte Filmproduzent Olaf (Andreas Löscher) bauscht die virtuelle Brautschau zum „Chiemgauer Bachelor Event“auf – mit explodierenden weiblichen Anmeldezahlen („60 Hos’n pro Nos’n“). Die Stimmung im Klösterle ist auf dem Höhepunkt, bei der Tanz-Choreografie zwischen „Holzhacker-Buam“und „Sex Bomb“klatscht der ganze Saal begeistert mit. Am Ende wird das beherzt aufspielende Chiemgauer Ensemble vom Publikum ausgiebig gefeiert, bis beim abschließenden Männer-Striptease auch noch die letzte Lederhose fällt.