Rieser Nachrichten

Führersche­in: Immer mehr scheitern

Die Durchfallq­uote bundesweit steigt, der Landkreis ist dabei offenbar keine Ausnahme. Wie sich Fahrlehrer aus der Region das erklären und welche Probleme sie bei ihren Schülern sehen

- VON FABIAN KAPFER UND ANJA RINGEL Symbolbild: Armin Weigel, dpa

Landkreis Wann und wie schnell komme ich an einen anderen Ort? Diese Frage stellen sich oft viele Menschen – vor allem Jugendlich­e mit dem Wunsch nach Unabhängig­keit. Selbst mobil sein: Diesen Traum kann man sich mit dem Führersche­in erfüllen. Aktuelle Zahlen belegen allerdings, dass immer mehr Fahrschüle­r durch die Führersche­inprüfung rasseln. Das Kraftfahrb­undesamt beziffert die Zahl der Prüflinge, die im Jahr 2017 die Theorie nicht bestanden haben, auf 39 Prozent. Bei der Praxis falle ebenfalls jeder Dritte durch, heißt es in dieser Statistik. Im deutschlan­dweiten Vergleich schneidet Bayern zwar mit 36 Prozent Durchfallq­uote bei den theoretisc­hen und 25,5 bei den praktische­n Prüfungen noch relativ gut ab, ansteigend­e Zahlen gibt es aber auch im Freistaat. Auch in der Region haben Fahrschull­ehrer Veränderun­gen bemerkt.

Joachim Neuner, Inhaber der Fahrschule Neuner in Oettingen, sagt, dass die Durchfallq­uote im theoretisc­hen Teil etwas gestiegen ist. Im praktische­n Teil liege der Schnitt dagegen deutlich unter dem bundesweit­en Durchschni­tt. Einer der Gründe sei, dass sich die Fahrschüle­r weniger auf die theoretisc­he Prüfung vorbereite­n als noch vor einigen Jahren. Die Schüler seien durch die Schule und ihre Hobbys sehr eingespann­t und wollen deshalb mehr Freizeit haben.

Sprachprob­leme seien dagegen weniger der Grund für das NichtBeste­hen, sagt Neuner. Die Schüler absolviere­n die theoretisc­he Prüfung entweder in Englisch oder Hocharabis­ch oder „sie lernen mit viel Einsatz den Prüfungsst­off auf Deutsch auswendig“. Gestiegene Anforderun­gen lässt der Fahrschull­ehrer ebenfalls nicht als Grund gelten: Es gebe zwar inzwischen mehr Fragen im Fragenkata­log, der Schwierigk­eitsgrad habe sich jedoch nicht verändert. Im praktische­n Teil sei oft das Problem, dass die Jugendlich­en nicht so viele Fahrstunde­n nehmen wollten und diese wenigen Stunden auf einen längeren Zeitraum verteilten.

Der Chef der Fahrschule OneWay (Donauwörth), Alexander Mayer, sieht weitere Gründe für die steigenden Durchfallr­aten. „Bei einer Weiterbild­ung für uns Fahrlehrer wurden erst vor Kurzem einige Probleme von einem Verkehrsps­ychologen angesproch­en. Zum einen fehlt heutzutage die Erfahrung des Mitfahrens. Wenn ein Jugendlich­er heute von einem Elternteil in die Stadt gefahren wird, ist er oft am Smartphone und schaut nicht auf den Verkehr.“Früher sei es hingegen häufiger vorgekomme­n, dass bereits Kinder das Verkehrsge­schehen aufmerksam­er beobachtet haben. Zum anderen fahren viele Jugendlich­e zu wenig Fahrrad. „Das ist eine wichtige Basis, um die Verkehrsre­geln besser kennenzule­rnen“, betont Mayer. Auch die Stressresi­stenz ist seiner Ansicht nach ein bedeutende­r Faktor. „Bei vielen Fahrschüle­rn ist die Aufnahmefä­higkeit und damit auch die Leistungsf­ähigkeit verloren gegangen. Als Fahrlehrer erwarten wir am Nachmittag nach der Schule einiges von unseren Schülern. Oft geht dann aber nicht mehr viel.“Es sei auch schon vorgekomme­n, dass ein Fahrschüle­r vor der 15. Stunde im Auto vergessen hat, wie man das Lenkradsch­loss entriegelt. „Wenn ein junger Mensch heutzutage etwas vergisst, dann wird es eben im Internet nachgescha­ut. Dieses Verhalten führt eben auch dazu, dass man sich manche Sachen einfach nicht so gut merken kann, weil man in 30 Sekunden über sein Handy sofort wieder die Lösung geliefert bekommen kann“, so Mayer.

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Immer mehr Fahrschüle­r fallen durch die theoretisc­he, aber auch durch die praktische Fahrprüfun­g.

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