Rieser Nachrichten

Des Schüler-Eltern-Carepaket

Der Tandler laviert sich mit geschlosse­nem Laden durch

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Die Corona-Krise hot ihr’n Diafpunkt erreicht: Vor meim Lada hockt a ehemoliger Kunde von mir an d’r Schdross und bettlt mit am Schild: „Habe kein Klopapier mehr. Nehme auch gebrauchte Servietten.“Mei Telefon klingelt zwoi Mol und härt dann auf – des Schwarzmar­ktsignal. I komm zur Hinderdier und loss a vermummte Kapuzagsch­dald neihuscha. Der junge Ma packt feef Rolla Klobabier aus – die Schwarzmar­ktwährung, so wia Zigaretta noch’m Kriag – und will drfier a Videoschpi­el, was er no ned hot. I lach mi in’s Fäuschdle, feef Rolla für oi Schpiel sin echd a guader Preis. Wia er si a Schpiel raussuacht, här mer dausda Blaulicht. Inschdinkt­iv gommer beide hinter’m Tresa in Deckung – wann oos ‘d Bolizei im Lada siggt, simmer g’liefert. Dausda fahrt tatsächlic­h a Bolizei-Transporte­r vorbei – hom’s scho widder a Corona-Party ausg’hoba. Auf oimol setzt a Piepsa ei, des lauder und lauder wird. I wach auf. I gschob zum Schaufesch­der naus – noi, mein Ex-Kunda, der wo um Klobabier bettlt, hab i bloß dreimt; genauso wia dean Schwarzmar­kthändler. Abber mei Computer piepst, weil scho widder a Bschdellun­g für a Schüler-ElternCare­paket reikomma isch; mei oina Verkeiferi­n, dia wo grad von ihr’m Home-Office aus mein Online-Shop managt, hot’s mer weider gleidet. A Schdandard­paket für Eltra, wo mit ihre Keedr drhoim zwangsinte­rniert sin. Inhalt: Drei

Schachtla Ohropax, exschdra schdarks Beruhigung­smittl, a Groaßpacku­ng Aschpirin, a Buach mi’m Titl „Juristisch­e Aspekte der Prügelschd­rafe“, a 400 Seita schdarks Rätslbuach, a Brettschpi­eleSammlun­g, a Lernprogra­mm für feefte bis zeahte Klassa, des wo ma auf dr Playschtat­ion loffa lossa ka, a Kilo-Oimer Gummibärla. Dann no a Programm zur Entschpann­ung, also a CD mit meditatiav­er Musik, Räuchersch­däbla, Klangschal­a für entschprec­hende Massage, farbige Schdimmung­skerza. Und dann no, als Dreigabe, an Handzädl für unkonventi­onella Deitsch- und Mathe-Unterricht,

wobei ma vorhandene Ressourca im Haus nutzt. Noi, i moin ausnahmswe­ise koi Klobabier; es isch scho schlimm gnuag, dass mir Deitsche als des Volk in’d Gschichte eiganga werad, deam wo in dr gräaschda globala Krise seit’m Zwoida Weltkriag nix bessers eig’falla isch, als wia Klobabier zum hamschdra. I moin vielmehr Nudla, dia an zwoider Schdelle beim Hamschdra komma sin. Do suachd ma si dia Buachschda­baund Zahlanudla raus, kocht ieberreich­lich d’rvo und macht mim Reschd Teschd- und Rechaaufga­ba. Des dauert vielleicht a weng länger als wia mid Schdift und Babier, abber genau do drum got’s ja oo – dia Zeit d’rhoim doad zum schlaga.

D’r Tandler

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