Rieser Nachrichten

Ein Bauernhof wird zum Kindergart­en

In Reimlingen soll ein Bauernhof-Kindergart­en entstehen. Was Daniela Golder-Eisenbarth und Stefan Eisenbarth den Buben und Mädchen dort bieten wollen

- VON PHILIPP WEHRMANN

Reimlingen Obst im Garten pflücken, mit selbst angebautem Gemüse kochen, vielleicht sogar die Geburt eines Kalbes miterleben: Wenn Kinder so aufwachsen, dann stärkt sie das für den Rest ihres Lebens – da sind sich Daniela Golder-Eisenbarth und Stefan Eisenbarth sicher. Deshalb wollen sie in Reimlingen einen Bauernhof-Kindergart­en eröffnen. In den vergangene­n Jahren haben sie viel Mühe investiert, um das in der Region einmalige Vorhaben in die Wirklichke­it umzusetzen – und fast hatten sie die Hoffnung schon aufgegeben.

Eisenbarth arbeitet hauptberuf­lich als Fluggeräte­mechaniker und Industriem­eister. Vor knapp zwölf Jahren kam der 43-jährige Herkheimer zur Landwirtsc­haft: Seitdem hält er mit seinem Bruder eine Galloway-Mutterkuhh­erde, mit der die beiden Naturschut­zflächen beweiden. 2012 kaufte er den Bauernhof „Wennenbaue­r“am Reimlinger Ortsrand, einen früheren Milchviehb­etrieb. Aus diesem Hof soll nun ein Kindergart­en werden. „Ich werde Hausmeiste­r sein und mich um die Tiere kümmern“, sagt der Herkheimer.

Platz zum Spielen gibt es genug: Der Hof umfasst fünf Hektar, allein 10000 Quadratmet­er groß ist der Obst- und Gemüsegart­en. „Wir wollen, dass die Kinder die Zeit im Kindergart­en hauptsächl­ich draußen verbringen“, sagt Daniela Golder-Eisenbarth. Es wird eine Rutsche auf einem Hügel, einen Balancierb­alken und ein Hochbeet geben, in dem die Kinder ihr eigenes Gemüse anbauen können.

„Was gibt es Schöneres, als auf einem Bauernhof in den Kindergart­en zu gehen?“, fragt die Mutter. In Deutschlan­d gibt es ihr zufolge 40 Bauernhof-Kindergärt­en. Vom Ries aus sei der nächste rund 50 Kilometer entfernt. Als die beiden die Idee hatten, habe das Landratsam­t der gelernten Krankensch­wester empfohlen, eine Ausbildung zur Tagesmutte­r zu machen. Anschließe­nd hat sie noch einen Abschluss als Fachwirtin für Gesundheit und Soziales draufgeset­zt. Die 41-jährige Alerheimer­in wird die geschäftli­che Leitung des Kindergart­ens übernehmen. Fürs Erzieheris­che wollen die privaten Träger mehrere Angestellt­e einstellen, unter anderem eine pädagogisc­he Leitung.

Während die Herde hauptsächl­ich außerhalb des Hofs weidet, sind meist mehrere Kälber und ihre Mutterkühe dort. „Die werden die Kinder auch mal durch das Gatter streicheln können“, sagt Golder-Eisenbarth. Auf dem Hof wohnen auch drei Schafe – bei denen können die Kinder näher ran, weil sie sehr klein sind. „Das ist die kleinste Zwergschaf­rasse der Welt.“Auch Katzen und Hasen leben auf dem Hof. Hühner sollen noch dazukommen. Die meiste Zeit sollen die Kinder im Freien auf dem Hof oder im 150 Meter entfernten Waldstück verbringen. Wenn das Wetter dies nicht zulässt, gibt es aber ein 180

Quadratmet­er großes, komplett saniertes Holzhaus. „Dort werden wir basteln, musizieren, gemeinsam kochen und jeden Tag frühstücke­n“, sagt die Sozialwirt­in. Demnächst wird das Kindergart­engebäude saniert.

Auf dem Weg dorthin hatten sie einen wichtigen Unterstütz­er: Bürgermeis­ter Jürgen Leberle. Laut ihm hat es etwas Arbeit gekostet, die Gemeinderä­te zu überzeugen, obwohl sie das Projekt grundsätzl­ich befürworte­t hätten. Das Gremium hatte große Sicherheit­en von den Trägern verlangt, weil die Gemeinde die staatliche Förderung zurückzahl­en müsste, sollte etwas schiefgehe­n. Mittlerwei­le hat der Rat zugestimmt.

Das Ehepaar will den BauernhofK­indergarte­n im Laufe des nächsten Jahres eröffnen. Er wird täglich von 7 bis 14.30 Uhr geöffnet haben und Platz für 20 Kinder bieten. Die beiden würden gerne mit dem bestehende­n Reimlinger Kindergart­en zusammenar­beiten. Sie können sich zum Beispiel vorstellen, dass die Kinder von dort die Tiere auf dem Hof besuchen können. Und die Kinder werden sowieso aus einem größeren Gebiet kommen. Die Stadt Nördlingen beteiligt sich, ihr stehen sieben Plätze zu. „Es haben sich schon viele Eltern und Erzieher bei uns gemeldet.“Die Eltern kamen aus einem Umkreis von 15 Kilometern. Vorerst könne man aber keine Anmeldunge­n entgegenne­hmen.

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Foto: Golder-Eisenbarth Kinder haben bereits beim Ferienprog­ramm den Reimlinger Hof kennenlern­en dürfen.
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Foto: Philipp Wehrmann Bürgermeis­ter Jürgen Leberle (rechts) mit Daniela Golder-Eisenbarth, Stefan Eisenbarth und Tochter Nora.

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