Im Touristik-Club seit der Kindheit
Gerhard Rohr und Diethart Zappek waren schon als Zehnjährige bei den Zeltlagern dabei. Mittlerweile hat der Verein ganz neue Aufgaben – alte muss er abgeben
Nördlingen Wie so oft im Vereinsleben ist der Touristik-Club Nördlingen 1975 als blühender Zweig aus einem anderen Verein herausgewachsen – nämlich dem Touristenverein Naturfreunde, den es heute noch gibt. Gerhard Rohr und Diethart Zappek waren schon vor der Touristik-Club-Gründung als Zehnjährige dabei – Höhepunkte des Jahres waren damals die Zeltlager. Der Begriff „Tourist“hat nichts mit Fremdenverkehr zu tun, sondern geht auf die ursprüngliche Wortwurzel zurück, die eher „Tourengeher, Wanderer“bedeutet. So trennten sich seinerzeit rund 15 Mitglieder, unter ihnen Rohr und Zappek, vom alten Verein, weil sie sich wieder auf den ursprünglichen Kern der Aktivitäten, Radfahren und vor allem Wandern, rückbesinnen wollten.
So standen schnell die Volkswandertage im Vordergrund, von denen der Touristik-Club bis 1993 insgesamt 25 organisierte. Massenweise zogen Volkssportgruppen damals in zehn, 21 und 28 Kilometer langen Touren durchs Ries. Unabhängig davon veranstaltete ein kleiner Teil der Mitglieder zehntägige Fernwandertage kreuz und quer durch Deutschland, beispielsweise auf dem Lech- oder dem Schwarzwaldhöhenweg. Dann begannen sich vor allem die über 20-Jährigen zusehends für historische Aktivitäten zu – immerhin hatte der Club 1976 das Deininger Tor als Vereinsheim bezogen, was einen engen Bezug zur Stadtgeschichte mit sich brachte. Ab 1984 legte man sich Gewänder nach dem Vorbild der Uniformen Nördlinger Stadtsoldaten zu, nahm an historischen Festen teil, bezog zu den Stadtmauerfesten ein eigenes Lager vor dem Deininger Tor und brachte sich an allen Toren am Einlass- und Kassenbetrieb ein. Einnahmen, die hier und anderswo entstehen, wurden an soziale Einrichtungen wie die Tafel oder eine Kita gespendet.
Der Touristik-Club leistete zeitweise einen großen Beitrag zum
Nördlinger Ferienprogramm: Fahrten mit bis zu neun Großbussen etwa ins Playmobil-Land oder in die Bavaria-Filmstudios, Minigolfturnier oder Kinderdiscos begeisterten. Gerhard Rohr und Diethart Zappek waren an den meisten Aktivitäten beteiligt: „Wir haben beide unser Leben im Verein verbracht“, sagt Rohr. Sie waren schon Schriftführer und Beisitzer, 2002 wurde Rohr dann 1. und Zappek 2. Vorsitzender.
In ihrer Ära kamen neue Impulse auf: Die Lebenshilfe fragte einmal an, ob man eine Partnergruppe aus Frankreich im Vereins-Turm empfangen könne. Bald wurden regelinteressieren mäßige Zusammenkünfte und Stadtführungen mit den Franzosen daraus, mit Nördlinger LebenshilfeMitgliedern unternimmt man jeden 1. Mai gemeinsam eine Wanderung, zweimal im Jahr einen Kegelabend, heuer soll ein Boccia-Turnier dazukommen, kurz vor dem 1. Advent gibt es Adventskranz-Basteln mit Vorweihnachtsfeier – längst gehört man dem Inklusionsprojekt „Wir für Menschen“an. In Teilen gibt es Rückentwicklungen, was dem Zeitgeist geschuldet ist: Das Interesse der Jugendlichen an langfristigen festen Verpflichtungen ließ wie in vielen anderen Vereinen nach, die Jugendgruppe löste sich allmählich auf, die Aktivitäten im Ferienprogramm endeten 2015.
Manches öffentliche Engagement musste mangels Personal eingestellt werden, wie etwa heuer der Parkplatzdienst auf der Mess’, den der Club 45 Jahre lang organisiert hatte. Generell haben immer mehr Mitglieder immer weniger Zeit für Aufund Abbauarbeiten bei den Veranstaltungen, Beruf und vielfältige Freizeit-Termine sind wie überall der Grund dafür. „Wir treiben die Aktivitäten weiter, wie es sich eben entwickelt“, zeigt sich Rohr zuversichtlich. Ein harter Kern hält noch alles aufrecht, die von einst 15 auf 120 angewachsene Mitgliederzahl bietet immer noch genügend Rückhalt und die Begeisterung der Lebenshilfe über die Kooperation wächst eher noch.