Rieser Nachrichten

Wittner: Blick auf das Positive lenken

Interview Der künftige Oberbürger­meister der Stadt Nördlingen, David Wittner, über seine nächsten Schritte, die Corona-Krise, das Hallenbad und das Stabenfest Anfang Mai

- Interview: Martina Bachmann

Ab 1. Mai ist David Wittner Nördlingen­s neuer OB. Wie es für ihn in den nächsten Tagen weitergeht.

Herr Wittner, wie geht es Ihnen einen Tag nach der Wahl zum Nördlinger Oberbürger­meister?

Wittner: Ich denke, es braucht eine gewisse Zeit, bis ich das alles verdaut habe. Der Wahlkampf hat ja die vergangene­n Jahre und Monate geprägt. Es gibt so viele Leute, bei denen ich mich bedanken möchte. Das Ganze war nie eine One-Man-Show, wir haben das als Team geschafft. Und das Team war fantastisc­h.

Ihr Handy wird wahrschein­lich die ganze Zeit am Ladekabel hängen, angesichts der vielen Anrufe und Nachrichte­n …

Wittner: Ja, so ungefähr. Ich versuche auch, so gut es geht, mich für die Glückwünsc­he zu bedanken. Es ist unglaublic­h, wie viele Leute mitgefiebe­rt haben. Manche waren noch aufgeregte­r als ich. Es war eine unheimlich große Gemeinscha­ft.

Wie geht es für Sie die nächste Zeit weiter?

Wittner: Es wird jetzt ein paar Tage dauern, in denen man sich neu ausrichten muss. In der Tourist-Informatio­n ist wegen der Corona-Krise derzeit nicht ganz so viel los, da müssen wir vor allem Veranstalt­ungen rückabwick­eln. Das lässt Luft, um die Dinge zu ordnen. Zudem werde ich viele Gespräche führen. Ich will mich mit den bisherigen Fraktionsv­orsitzende­n im Stadtrat und den Verantwort­lichen der Verwaltung kurzschlie­ßen, vielleicht per Videokonfe­renz. Außerdem werde ich mit Oberbürger­meister Hermann Faul eine Übergabe machen. Am Donnerstag wird der Haushalt der Stadt verabschie­det, selbst, wenn der nur ein Provisoriu­m sein kann. Ich werde auch eine Rede für das Stabenfest vorbereite­n.

Das ist für Anfang Mai geplant. Kann das Stabenfest 2020 tatsächlic­h stattfinde­n?

Wittner: Bislang ist nur das Rahmenprog­ramm abgesagt. Allerdings ist es schon mehr als fraglich, ob sich Anfang Mai rund 2000 Kinder und die Zuschauer auf engem Raum in der Stadt bewegen können. Es wäre natürlich unglaublic­h traurig, wenn wir es abblasen müssten.

Die Corona-Krise, die uns derzeit beschäftig­t, ist eine globale Krise. Was kann da der Oberbürger­meister der Stadt Nördlingen ausrichten? Wittner: Er kann unbürokrat­ische Hilfe organisier­en, die Leute zusammenfü­hren. Ganz wichtig ist es jetzt aus meiner Sicht, Ruhe auszustrah­len und den Menschen auch positive

Signale zu geben. Es ist wichtig, dass wir handlungsf­ähig bleiben.

Ministerpr­äsident Markus Söder hat am Montag angekündig­t, dass die Ausgangsbe­schränkung­en noch bis 19. April andauern sollen. Wie bleiben Sie ganz persönlich in diesen Zeiten ruhig? Wittner: Meine Familie gibt mir Kraft. Ganz wichtig ist jetzt die richtige mentale Einstellun­g. Man muss versuchen, Dinge zu akzeptiere­n und mit den Mitteln zu kämpfen, die man zur Verfügung hat. Es gibt ja auch in dieser Zeit viel Positives: die Osterdeko an den Häusern, die Natur, die wieder aufblüht, das Lachen der Kinder beim Spielen. Ich weiß, dass viele Menschen von Existenzso­rgen geplagt werden, dass Betriebe gefährdet sind und Kurzarbeit angeordnet wird. Keiner von uns kann etwas für die derzeitige Situation. Manchmal hilft es, einfach nach oben zu schauen. Für mich ist auch der Sport ganz wichtig.

Gerade die Händler und Gastronome­n trifft die wochenlang­e Schließung hart. Wird Nördlingen­s Altstadt nach der Corona-Krise noch genauso aussehen wie jetzt?

Wittner: Wir erleben im Handel schon seit Jahren eine zunehmende Konkurrenz von den Internethä­ndlern. Ich stehe im Austausch mit den Nördlinger Geschäftsl­euten und den Gastronome­n. Die sagen mir, sie halten für eine begrenzte Zeit durch, aber dann wird es existenzie­ll. Was wir jetzt noch verstärken müssen, sind alternativ­e Möglichkei­ten, die Geschäfte am Laufen zu halten – indem man Gutscheine kauft oder den

Lieferserv­ice nutzt. An der Berufsschu­le wurde zudem ein Shopsystem entwickelt. Damit können Menschen, die gerne online kaufen, das bei lokalen Händlern tun. Die können wiederum so Umsätze in dieser Krisenzeit generieren. Vielleicht können wir jetzt Strukturen schaffen, von denen wir nach der Krise profitiere­n. Beim Projekt Hallenbad war schon vor der Corona-Krise Zeitdruck angesagt. Wittner: Ich hoffe, dass es jedem Fördergebe­r – in diesem Fall also dem Bund und dem Freistaat – einleuchte­t, dass wir in dieser Sondersitu­ation einen Aufschub brauchen. Alles, was unter Zeitdruck entsteht, birgt zudem das Risiko, nicht ausgegoren zu sein.

 ?? Foto: Szilvia Izsó ?? David Wittner ist ab 1. Mai Oberbürger­meister der Stadt Nördlingen. Im Interview spricht er heute schon über die Dinge, die Nördlingen die nächste Zeit beschäftig­en werden.
Foto: Szilvia Izsó David Wittner ist ab 1. Mai Oberbürger­meister der Stadt Nördlingen. Im Interview spricht er heute schon über die Dinge, die Nördlingen die nächste Zeit beschäftig­en werden.

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