Wenn Mama nicht das letzte Wort hat
Sie nannten ihn „El Ruso“, den Russen. Weil er aufbrausend war und weil in Argentinien Leute mit blonden Haaren und blauen Augen nicht der gängige Phänotyp sind. Vielleicht prügelte sich deshalb Santiago Ascacibar mit Leidenschaft durch seine Pubertät. Das ist die Phase, in der der Maxi denkt, dass er der GröFaZ, der größte Fußballer aller Zeiten, ist, und in der Johanna ihr Zimmer dem Verfall anheimgibt. Alles ganz normal mit 13. Nur so ist es zu erklären, dass der bei Hertha BSC Berlin spielende Profi ein seltsames Vorbild auserwählte. Ja ist denn der Bursche mit dem nassen Lappen gehauen, sich ausgerechnet eine der größten Skandalnudeln der Welt als Idol auszusuchen? Es liegt auf der Hand, dass ein Argentinier einem Landsmann nacheifert, aber muss es ausgerechnet Diego Armando Maradona sein? Zugegeben, auf dem Platz war der „Goldjunge“einer der wenigen Künstler, die dem Ball ihren Willen aufzwangen. In Neapel verehren ihn die Italiener als Gott. In Rosario gründeten Anhänger die Iglesia Maradoniana, die Kirche des Maradona.
Mittlerweile genießt die „Hand Gottes“jedoch den zweifelhaften Ruf eines Koksers und selbstverliebten Cholerikers. Der Vater von Santiago Ascacibar fand das Tattoo super. Kunststück: Der Papa ist selbst glühender Maradona-Fan. Nur die Mama sei strikt dagegen gewesen, erzählt der Hertha-Profi heute. Aber wer hört mit 13 schon auf die Erziehungsberechtigte. Mit nun 23 Jahren ist Santiago ein Lamm geworden. Er prügelt sich nur noch auf dem Platz und spuckt Gegenspieler wie den Leverkusener Kai Havertz an. Zu Hause trinkt er nach eigenen Angaben drei bis vier Liter Mate-Tee täglich. Irgendetwas kann mit diesem argentinischen Russen nicht stimmen.