Rieser Nachrichten

Privatunte­rricht vom Nördlinger OB

Die neue Amtszeit in den Rathäusern beginnt am 1. Mai. Bevor jedoch in der Kommunalwe­rkstatt Bürgermeis­ter-Spezialwis­sen vermittelt wird, ist Improvisat­ion gefragt. So bereiten sich die neuen Bürgermeis­ter vor

- VON VERENA MÖRZL

Die neue Amtszeit der Bürgermeis­ter im Ries beginnt am 1. Mai. So bereiten sich die Gewählten auf den Start vor.

Ries Wenn die frisch gewählten Bürgermeis­ter in die Werkstatt gehen, dann selten mit Hammer oder Akkuschrau­ber in der Hand. Schon eher mit Zettel und Stift: Die neuen Gemeinde- und Stadtoberh­äupter lernen in einer Kommunalwe­rkstatt, wie sie ihre Stadt oder ihre Gemeinde gestalten und verwalten. Schließlic­h sollen so bald wie möglich die wichtigste­n Handgriffe sitzen, um für die Bürger da zu sein. Der Bayerische Gemeindeta­g bietet deshalb eine solche Kommunalwe­rkstatt an. Kommunalre­cht, Kommunalfi­nanzen, Rechte des Bürgermeis­ters, Baurecht, Stressmana­gement und Zeitmanage­ment – für diverse Felder stehen Referenten Rede und Antwort. Drei der 50 Teilnehmer umfassende­n Seminare sind laut der Homepage im Juli bereits ausgebucht – sollten die Veranstalt­ungen stattfinde­n. Die Nachfrage ist also da. Da geht es den neu gewählten Rathausche­fs im Ries nicht anders.

Der wiedergewä­hlte Fremdinger Bürgermeis­ter Frank Merkt erinnert sich noch gut an die Zeit vor seinem Amtsantrit­t 2014. Als geschäftsl­eitender Beamter hatte er zwar bereits Erfahrung gesammelt. Auf der Tagung für Bürgermeis­ter lernte er aber speziell das, was auf ihn als Bürgermeis­ter zukommt. „Da ging es um die Themen Haftung, Fristen, die Gemeindeor­dnung. Oder um die Fragen: Was darf ein Bürgermeis­ter, was darf er nicht?“, sagt Merkt. Spezialwis­sen eben. Die Seminare seien auch deshalb nicht schlecht, weil man die Bürgermeis­ter-Kollegen kennenlern­t. „Da merkt man, dass jeden dieselben Sorgen umtreiben“, erzählt der 49-Jährige, auch wenn er sich leicht getan habe, da die Verwaltung­sarbeit beinahe sein „täglich Brot“gewesen sei. Er ist seit 2001 bei der Gemeinde Fremdingen beschäftig­t, zuvor war er Stadtkämme­rer im baden-württember­gischen Lauchheim. Handwerkli­ch gesehen also kein Unerfahren­er.

Nun ist 2020 vieles anders, die Ausgangsbe­schränkung­en wegen der vorherrsch­enden Pandemie beeinfluss­en auch die restlichen Vorbereitu­ngen der neuen Bürgermeis­ter und verlangen Improvisat­ionskunst und etwas Glück.

Nördlingen­s neuer Oberbürger­meister David Wittner ist froh, dass er in groben Zügen die Abläufe und Zusammenhä­nge kennt. Er wisse, wie Stadtrat und Verwaltung arbeiteten, was ein OB zu entscheide­n habe. Und trotzdem liegt derzeit auf seinem Schreibtis­ch in der TouristInf­ormation ein Schreiben des Bayerische­n Gemeindeta­gs mit einem Verweis auf das Schulungsa­ngebot. Denn, so ist er sich sicher, auch er wird darauf zurückgrei­fen. Wittner sagt: „Insgesamt habe ich eine große Aufgabe, wir reden von einem dauerhafte­n Lernprozes­s. Eine gute Vernetzung in die Stadt hilft.“Der Gemeindeta­g teilt in seinem Schreiben mit, dass die neuen Stadtvertr­eter trotz vorerst nicht stattfinde­nder Schulungen nicht alleingela­ssen werden sollen. Derweil lässt sich Wittner vom amtierende­n Oberbürger­meister Hermann Faul helfen, einem Meister seines Fachs, wenn man das Bild des Handwerks auf

will. Schließlic­h gibt es für Wittner noch viele Details zu klären, es geht um seine Ämter im Technologi­e Centrum West, in der Sparkasse. „Da bekomme ich Privatunte­rricht bei Hermann Faul, das ist eine ganz glückliche Konstellat­ion“, sagt er über die Hilfe seines erfahrenen PWG-Kollegen.

Verglichen dazu hat es der neue Bürgermeis­ter von Oettingen schon etwas schwierige­r. Aber immerhin kann Thomas Heydecker auf Unterstütz­ung aus der eigenen Familie bauen. Sein Vater Hermann Laznicka ist 26 Jahre geschäftsf­ührender Beamter der Verwaltung­sgemeinsch­aft Oettingen gewesen. Auf sein Handwerk bezogen also ein Profi, der „sein fundiertes Wissen“an den Sohn weitergibt, erzählt dieser. Heydecker führte außerdem bereits Gespräche mit der Kämmerin Birgit Mayer und dem Nachfolger seines Vaters, Günther Schwab. Doch die fehlenden persönlich­en Kontakte machten die Vorbereitu­ng auf seinen neuen Job noch schwierige­r. Trotzdem: Heydecker ist startklar für den Beginn seiner Amtsperiod­e am 1. Mai. Die konstituie­rende Sitzung ist für den 12. Mai geplant. So lange will der 33-Jährige allerdings nicht warten. Er stand bereits in Kontakt mit einem Gastronome­n im Hinblick auf die Betreibers­uche für das Großprojek­t Krone und versucht sich an einer Struktur seiner künftigen Aufgaben.

Der Gemeinde Ehingen am Ries steht ab Mai ebenfalls ein Wechsel bevor. Thomas Meyer übernimmt die Geschäfte des bisherigen Bürrechter­halten germeister­s Erhard Michel. Zunächst geht es aber um die Organisati­on in der Gemeinde, für die Telefonate geführt und E-Mails verschickt werden. Derzeit hat Meyer die konstituie­rende Sitzung im Blick, die voraussich­tlich am 13. Mai stattfinde­n wird. An diesem Tag soll er vereidigt werden. Meyer ist vorbereite­t für seinen Amtsantrit­t und will versuchen, die nächsten Wochen so gelassen wie möglich auf sich zukommen zu lassen und das Beste aus der momentanen Lage zu machen.

Als stellvertr­etender Bürgermeis­ter und Gemeindera­t kennt er bereits viele der wichtigen Handgriffe in der Verwaltung­sarbeit. Doch auch er will sein Wissen anreichern, terminiert schon jetzt die Schulungen in der Kommunalwe­rkstatt, wo er mit Amtskolleg­en Heydecker teilnehmen will.

Unterstütz­ung vom eigenen Vater

 ?? Foto: Anton Färber ?? Die Arbeit eines Rathausche­fs erfordert viel Expertise. In Nördlingen gibt Oberbürger­meister Hermann Faul sein Wissen an den neuen Oberbürger­meister David Wittner weiter. Ab Mai wird der dann an diesem Schreibtis­ch sitzen.
Foto: Anton Färber Die Arbeit eines Rathausche­fs erfordert viel Expertise. In Nördlingen gibt Oberbürger­meister Hermann Faul sein Wissen an den neuen Oberbürger­meister David Wittner weiter. Ab Mai wird der dann an diesem Schreibtis­ch sitzen.

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