Unbeliebt und unsichtbar
Wie der FC Corona klammen Fußballvereinen zu Geld verhilft
Das alte Leipziger Zentralstadion ist eine riesige Schüssel. Es ist so groß, dass man Anfang der 2000er die neue Arena für die WM 2006 einfach in das alte Betonrund hineingebaut hat. Bis zu 120000 Zuschauer hatten vor dem Umbau dort Platz. So viele Tickets muss man erst einmal verkaufen. Doch ausgerechnet zu Corona-Zeiten ist das für einen Leipziger Viertligist überhaupt kein Problem. Und dabei gibt es gar nichts zu sehen.
Lokomotive Leipzig, dessen Vorgängerverein 1903 erster deutscher Fußballmeister der Geschichte wurde, ist ständig ein wenig klamm. Eine Pandemie, die Spiele unmöglich macht, kann so ein armer Schlucker nicht gebrauchen. Keine Spiele heißen für ihn: keine Einnahmen.
Ein Glück, wenn man Fans hat. Treue Fans, Vereinsmitglieder, das eigene Wohl und Wehe an das Schicksal des Klubs gekoppelt. Die Tickets für das Spiel gegen den „unsichtbaren Gegner“, wie Lokomotive ihn nennt und das nie stattfindet, sind echte Renner. Einen Euro kostet es, 120 000 davon sind schon verkauft. Plötzlich wird Corona zum Kassenschlager.
In Deutschland finden gerade viele solcher Spiele nicht statt. In Babelsberg etwa, wo man beim imaginären Spiel einen imaginären Auftritt als Flitzer kaufen kann. 50 Euro macht das. Ein echter Flitzer kommt teurer weg. Auch der Berliner FC Dynamo ist finanziell permanent auf Kante genäht. Da kommt es gerade recht, dass er am Wochenende nicht gegen den FC Corona spielt. Über 60000 Tickets sind schon weg. Womit wir wieder in Sachsen wären. Denn die Berliner nennen den FCC die „wohl unbeliebteste Mannschaft des Planeten“. Doch wenn er geschlagen ist, wird Leipzigs Bundesligateam von Rasenballsport wieder heißer Anwärter auf den Titel.