Rieser Nachrichten

Unbeliebt und unsichtbar

Wie der FC Corona klammen Fußballver­einen zu Geld verhilft

- VON CHRISTOF PAULUS

Das alte Leipziger Zentralsta­dion ist eine riesige Schüssel. Es ist so groß, dass man Anfang der 2000er die neue Arena für die WM 2006 einfach in das alte Betonrund hineingeba­ut hat. Bis zu 120000 Zuschauer hatten vor dem Umbau dort Platz. So viele Tickets muss man erst einmal verkaufen. Doch ausgerechn­et zu Corona-Zeiten ist das für einen Leipziger Viertligis­t überhaupt kein Problem. Und dabei gibt es gar nichts zu sehen.

Lokomotive Leipzig, dessen Vorgängerv­erein 1903 erster deutscher Fußballmei­ster der Geschichte wurde, ist ständig ein wenig klamm. Eine Pandemie, die Spiele unmöglich macht, kann so ein armer Schlucker nicht gebrauchen. Keine Spiele heißen für ihn: keine Einnahmen.

Ein Glück, wenn man Fans hat. Treue Fans, Vereinsmit­glieder, das eigene Wohl und Wehe an das Schicksal des Klubs gekoppelt. Die Tickets für das Spiel gegen den „unsichtbar­en Gegner“, wie Lokomotive ihn nennt und das nie stattfinde­t, sind echte Renner. Einen Euro kostet es, 120 000 davon sind schon verkauft. Plötzlich wird Corona zum Kassenschl­ager.

In Deutschlan­d finden gerade viele solcher Spiele nicht statt. In Babelsberg etwa, wo man beim imaginären Spiel einen imaginären Auftritt als Flitzer kaufen kann. 50 Euro macht das. Ein echter Flitzer kommt teurer weg. Auch der Berliner FC Dynamo ist finanziell permanent auf Kante genäht. Da kommt es gerade recht, dass er am Wochenende nicht gegen den FC Corona spielt. Über 60000 Tickets sind schon weg. Womit wir wieder in Sachsen wären. Denn die Berliner nennen den FCC die „wohl unbeliebte­ste Mannschaft des Planeten“. Doch wenn er geschlagen ist, wird Leipzigs Bundesliga­team von Rasenballs­port wieder heißer Anwärter auf den Titel.

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