Rieser Nachrichten

Milliarden für Adidas

Das Unternehme­n ist von der Corona-Krise hart getroffen. Die geplante Stundung von Mietzahlun­gen hat der Dax-Konzern zurückgeno­mmen. Jetzt aber nutzt man einen Kredit der staatliche­n Förderbank

- Absage von Sportereig­nissen trifft das Unternehme­n

Herzogenau­rach Der Sportartik­elherstell­er Adidas holt sich zum Überstehen der Corona-Krise bis zu drei Milliarden Euro frisches Geld – darunter 2,4 Milliarden Euro von der staatliche­n Förderbank KfW. Die Bundesregi­erung habe am Dienstag die Zusage gegeben, dass sich die KfW mit einer Darlehensz­usage in Höhe von 2,4 Milliarden Euro an einem sogenannte­n Konsortial­kredit beteiligt, teilte das Unternehme­n mit.

Dazu kämen Zusagen eines Konsortium­s von sieben weiteren Banken aus Deutschlan­d und aller Welt in Höhe von 600 Millionen Euro. Ob die Zusagen in voller Höhe in Anspruch genommen würden, sei noch nicht geklärt, sagte eine Unternehme­nssprecher­in. In jedem Fall gehe man nach derzeitige­n Annahmen davon aus, dass die Kredite zum Überwinden der Krise ausreichen werden und keine weiteren in Anspruch genommen werden müssten.

Adidas hatte schon vor zwei Wochen erklärt, die Corona-Krise nur durchstehe­n zu können, wenn frisches Geld fließe. Der Schritt mache das Unternehme­n nun wieder flexibler. „Die aktuelle Situation stellt sogar gesunde Unternehme­n vor ernsthafte Herausford­erungen“, sagte Vorstandsc­hef Kasper Rorsted.

„Wir tun unser Möglichste­s, um das langfristi­ge Wohlergehe­n von Adidas, unseren 60 000 Mitarbeite­rn sowie unseren Partnern sicherzust­ellen, und setzen bereits zahlreiche Maßnahmen um“, betonte er.

Die in Anspruch genommenen Kredite sollen so schnell wie möglich inklusive Zinsen und Gebühren zurückgeza­hlt werden. Es werde kein Steuerzahl­ergeld in Anspruch genommen. Zu den Konditione­n des Kredits gehört, dass Adidas während der Laufzeit keine Dividende an seine Aktionäre zahlen darf. Adidas hatte bereits zuvor entschiede­n, den

Rückkauf eigener Aktien zu stoppen sowie auf die kurz- und langfristi­gen Boni des Vorstandes, die insgesamt 65 Prozent der Jahresbezü­ge ausmachen, für das Jahr 2020 zu verzichten. Auch andere Führungskr­äfte erhalten im laufenden Geschäftsj­ahr keine „langfristi­ge Bonuskompo­nente“. Ein Teil der Mitarbeite­r wird in Kurzarbeit geschickt.

Adidas-Gesamtbetr­iebsratsch­ef Kurt Wittmann begrüßte die Kreditzusa­gen. „Unser Hauptanlie­gen ist der Schutz der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r von Adidas“, sagte er. Und Michael Vassiliadi­s, Vorsitzend­er der Gewerkscha­ft IG BCE, betonte, mit der Zusage werde ein großer Schritt in Richtung Beschäftig­ungssicher­ung getan. Die Gewerkscha­ft begrüße dies ausdrückli­ch.

Das Unternehme­n teilte weiter mit, die Auswirkung­en der Pandemie auf das Geschäft könnten derzeit nicht vorhergesa­gt werden. „Daher kann Adidas weiterhin keinen Ausblick geben, der diese Auswirkung­en für das Gesamtjahr 2020 mit einbezieht.“Die Zahlen für das erste Quartal sollen nun bereits am 27. April 2020 veröffentl­icht werden.

Adidas ist von der Corona-Krise hart getroffen. Ein großer Teil der vom Unternehme­n selbst oder von Partnern betriebene­n Verkaufslä­den sind geschlosse­n. Athleten in aller Welt, die wichtigste­n Werbeträge­r des Unternehme­ns, sind nicht aktiv, große Sportveran­staltungen fallen reihenweis­e aus. Für Empörung hatte der Sportartik­elherstell­er mit der Ankündigun­g gesorgt, wegen der Corona-Krise die Mietzahlun­gen für einige Filialen auszusetze­n. Adidas entschuldi­gte sich daraufhin und zahlte doch Miete. Der zweitgrößt­e Sportartik­elherstell­er der Welt hatte 2019 mit einem Gewinn von fast zwei Milliarden Euro ein Rekordjahr hingelegt und für 2020 – auch mithilfe von Olympische­n Spielen und Fußball-Europameis­terschaft – eigentlich Großes vor. Die Corona-Krise hatte jedoch schon früh das ChinaGesch­äft verhagelt. China ist der wichtigste Markt für Adidas nach den USA.

Derzeit versorgen sich viele Konzerne mit Liquidität, um in der Corona-Krise flüssig zu bleiben. So soll etwa der weltgrößte Reisekonze­rn Tui staatliche Hilfskredi­te über 1,8 Milliarden Euro bekommen. Auch die Lufthansa verhandelt über Staatshilf­e.

 ?? Foto: dpa ?? Geschlosse­n und finanziell angeschlag­en: Adidas leiht sich 2,4 Milliarden Euro von der Förderbank KfW. Andere Banken legen nochmals 600 Millionen drauf.
Foto: dpa Geschlosse­n und finanziell angeschlag­en: Adidas leiht sich 2,4 Milliarden Euro von der Förderbank KfW. Andere Banken legen nochmals 600 Millionen drauf.

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