Rieser Nachrichten

Die Heime sind die größte Sorge

Regierung von Schwaben setzt auf schnelle Reaktion und mehr Aufklärung

- VON ULI BACHMEIER

Augsburg Die Regierung von Schwaben arbeitet auf Hochtouren, um die brisante Situation in den Altenund Pflegeheim­en in der Region in den Griff zu bekommen. Das versichert­en Regierungs­präsident Erwin Lohner und der Leiter des Sachgebiet­s Gesundheit, Erwin Lutz, auf Nachfrage unserer Zeitung. Mehr als zwei Dutzend Todesfälle in fünf schwäbisch­en Einrichtun­gen gehen nach Angaben der Behörden bisher auf das Konto des Coronaviru­s – allein 14 in Waal im Ostallgäu und zwölf in Aichach.

Das Problem, so sagte Lohner, sei zu Beginn der Corona-Krise unterschät­zt worden. „Die massiven Auswirkung­en für Alten- und Pflegeheim­e wurden anfangs nicht in ihrer ganzen Dramatik wahrgenomm­en.“Erst nach den Berichten über eine Serie von Todesfälle­n in einem Würzburger Heim sei klar geworden, dass spezielle Gegenmaßna­hmen dringend nötig seien. Aktuell sei die Situation in den 459 Einrichtun­gen der Pflege in Schwaben seine größte Sorge.

Bei der Regierung von Schwaben setzen die Verantwort­lichen jetzt auf eine Doppelstra­tegie. Zum einen gibt es nach den Worten von Sachgebiet­sleiter Lutz klare Verhaltens­regeln für den Fall, dass bei einem Bewohner oder einem Mitarbeite­r eine Infektion festgestel­lt wird. Bewohner werden sofort in ihrem Zimmer isoliert, Mitarbeite­r für sieben oder sogar 14 Tage von der Pflege ausgeschlo­ssen. Sind mehrere

Bewohner infiziert, versuche man, wo immer dies räumlich möglich sei, sie in eigenen Räumen, getrennt von den anderen Bewohnern unterzubri­ngen. Außerdem versuche man, Kontaktper­sonen zu ermitteln und alle möglichst schnell zu testen. „Wenn wir Glück haben“, so Lutz, „haben wir das Ergebnis in ein bis zwei Tagen.“Es könne aber auch länger dauern.

Zum anderen versuche die Regierung, so weit wie möglich vorzubeuge­n. Bereits im Vorfeld habe man über die Gesundheit­sämter und Kreisverwa­ltungsbehö­rden mit den Leitern der Einrichtun­gen Kontakt aufgenomme­n, um sie auf die Situation vorzuberei­ten. Das Problem sei, dass die Pflege älterer Menschen oder die Betreuung von geistig Behinderte­n eine besondere Nähe erfordere. Menschen, die ans Bett gefesselt sind, müssten gewaschen und mit Essen versorgt werden. Da sei es nicht möglich, Abstand zu halten. Für die Heimleitun­gen und das Pflegepers­onal, so Lutz, „bedeutet das ein ganz anderes Organisati­onsdenken“. Die Regierung reagiere darauf mit Aufklärung und speziellen Schulungen.

Verschärft wird die Situation nach Aussage Lohners noch dadurch, dass in vielen Einrichtun­gen schon vor Corona das Personal knapp gewesen sei. In Einzelfäll­en könnten, wie aktuell in Waal, geschulte Einsatzkrä­fte von der Steuerungs­stelle des Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it angeforder­t werden. Dennoch bleibe die Lage prekär.

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