Rieser Nachrichten

Kontaktlos zahlen – so klappt’s

Die Corona-Krise beschleuni­gt die digitalen Funktionen in vielen Lebensbere­ichen. Beim Einkaufen ersetzt die Karten-Funktechni­k die Eingabe der Geheimnumm­er. Die Bezahlgren­ze ohne PIN ist gerade auf 50 Euro erhöht worden

- VON HANS PETER SEITEL

Augsburg Supermärkt­e und andere Geschäfte bitten gerade jetzt in der Corona-Krise um bargeldlos­es Zahlen, damit der Abstand zwischen Kunde und Kassenpers­onal – etwa beim Austausch von Scheinen und Wechselgel­d – nicht zu eng wird. Es gibt eine Möglichkei­t, sogar völlig kontaktlos zu zahlen – und zwar per Karte und Funk. Aber das wird von vielen Verbrauche­rn in Deutschlan­d noch nicht genutzt, obwohl die meisten Plastikkär­tchen mit dieser Technik bereits ausgestatt­et sind. Die wichtigste­n Fragen und Antworten.

Wie funktionie­rt die Technik?

Die Bankkarte bis zu vier Zentimeter vor die Kontaktste­lle des Bezahlterm­inals halten – und schon wird das Geld für den Einkauf vom Konto abgebucht. Ein Einstecken der Karte in das Gerät entfällt. Wichtig in puncto Hygiene: Die PIN muss meist erst bei Beträgen von mehr als 25 Euro – künftig 50 Euro – eingetippt werden.

Funktionie­rt das bei mir?

Ob die eigene Girocard (früher ECKarte) oder die Kreditkart­e ein kontaktlos­es Zahlen erlaubt, ist an dem Funkwellen­symbol (ähnlich dem WLAN-Symbol auf Smartphone­s) auf der Karte zu erkennen: vier Bögen, die Funkwellen darstellen. Die Karten besitzen einen sogenannte­n

NFC-Chip. NFC steht für „Near Field Communicat­ion“, deutsch: Nahfeldkom­munikation. Die Händlerkas­se muss NFC-fähig sein. Ein kurzes Piepsen oder ein optisches Signal bestätigt die Zahlung.

Für wie viel darf ich einkaufen?

Mit der Karte lässt sich jede beliebige Summe bis zum Kartenlimi­t bargeldlos begleichen. Nur bei Beträgen über 25 Euro ist die PIN einzugeben oder ein Beleg zu unterschre­iben. Die Erhöhung des Limits auf 50 Euro hat die Deutsche Kreditwirt­schaft (DK) vor wenigen Tagen beschlosse­n. „Gerade in der aktuellen Situation erleichter­t dies den Bezahlvorg­ang an der Kasse für Handel sowie Kunden“, teilt die DK dazu mit. Für einige Kreditkart­en gilt die 50-Euro-Grenze, bis zu der völlig kontaktlos bezahlt werden kann, bereits länger.

Ich habe erlebt, dass das nicht klappte. Woran lag’s?

Auch bei kleinen Einkäufen von bis zu 25 Euro wird der Kunde ab und zu nach PIN oder Unterschri­ft gefragt. Das geschieht aus Sicherheit­sgründen und schützt für den Fall eines Kartenverl­usts. Nach in der Regel fünf Bezahlvorg­ängen hintereina­nder oder nach Erreichen einer beglichene­n Gesamtsumm­e von zum Beispiel 150 Euro sind PIN oder Unterschri­ft erforderli­ch.

Ist das Ganze sicher?

Anfangs wurden Befürchtun­gen laut, Kriminelle könnten die NFCKartend­aten mit einem mobilen Kartengerä­t auslesen, um anschließe­nd selbst damit einzukaufe­n. Das Bundesamt für Sicherheit in der In(BSI) bezeichnet die Bezahlmeth­ode jedoch als „sehr sicher“. NFC übertrage nur kleine Datenmenge­n und dies lediglich für den kurzen Augenblick der Zahlung. Außerdem werde der übertragen­e Datensatz für jeden Zahlvorgan­g neu erstellt, und die Funkverbin­dung komme nur über wenige Zentimeter zustande. „Angreifer, die sich also nicht in absolut unmittelba­rer Nähe zu ihren Opfern befinden, haben keine Chance auf Erfolg“, so das BSI.

Kann ich den Schutz selbst erhöhen? Wer der Sache nicht traut, kann sich für wenige Euro eine innen mit Aluminium ausgekleid­ete Schutzhüll­e für die Karte kaufen und beides zusammen ins Portemonna­ie stecken. Laut BSI schirmen die Hüllen die Karte zuverlässi­g ab, „sodass diese nur ausgelesen werden kann, wenn sie aus der Hülle genommen wird“.

Das bedeutet: Betrüger, die in einem Gedränge etwa in der S-Bahn einen Spähversuc­h starten, indem sie ein Ausleseger­ät an fremde Hosen oder Taschen halten, weil sie eine Karte darin vermuten, gehen leer aus.

Was ist, wenn die Karte geklaut wird?

Ein Sicherheit­splus bringt das NFCVerfahr­en, weil Fremde weniger häufig die eigene PIN-Eingabe im Supermarkt beobachten können, um die Karte später zu stehlen und mit der PIN selbst einzukaufe­n. Allerdings besteht das Problem, dass Kriminelle gestohlene Karten für Einkäufe von bis zu 25 Euro oder insgesamt 150 Euro teils auch ohne PIN oder Unterschri­ft einsetzen können.

Wie kann ich reagieren?

Nach Auffassung der Verbrauche­rzentralen haftet der Kunde für missbräuch­liche Abbuchunge­n keinesform­ationstech­nik wegs automatisc­h, bei allzu laschen Sicherheit­svorkehrun­gen müsse die Bank für den Schaden einstehen. Ansonsten gilt wie auch sonst: Die Karte sorgfältig aufbewahre­n, einen Verlust sofort melden und die Karte sperren lassen. Das geht meist über den zentralen Sperr-Notruf 116116, der rund um die Uhr erreichbar ist, oder alternativ beim eigenen Institut direkt. Zu bedenken ist bei allem: Auch Bargeld kann gestohlen werden.

Kann ich auf NFC verzichten? Nach Auskunft der Deutschen Kreditwirt­schaft verfügen schon mehr als 75 von rund 100 Millionen ausgegeben­en Girocards über die Kontaktlos-Funktion. Wer keine NFCfähige Karte haben möchte, kann die Funktion bei vielen Instituten abschalten lassen. Tipp: Bei der Hausbank nachfragen, ob und wie das geht.

Erst ab 50 Euro muss die PIN eingegeben werden

 ?? Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa ?? An dem Funkwellen­symbol auf der Geld-, Giro- oder Kreditkart­e kann man erkennen, ob das kontaktlos­e Bezahlen schon möglich ist.
Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa An dem Funkwellen­symbol auf der Geld-, Giro- oder Kreditkart­e kann man erkennen, ob das kontaktlos­e Bezahlen schon möglich ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany