Rieser Nachrichten

Kundennähe via Youtube-Video

Die Rieser Geschäftsl­eute gehen neue Wege, um ihren Kunden trotz Krise nahe zu sein. Wie das ankommt

- VON DAVID HOLZAPFEL

Nördlingen/Oettingen Wenn Manuel Strauß morgens um 9 Uhr den Laden aufsperrt, dann warten normalerwe­ise schon die ersten Kunden vor der Tür. Dann berät er, tauscht Geschichte­n aus oder verräumt frisch gelieferte Ware. Jetzt tut er das nicht mehr. Es sind außergewöh­nliche Zeiten. Wie viele Einzelhänd­ler musste auch das Nördlinger Modehaus Steingass schließen, die Staatsregi­erung hat entschiede­n, dass die sprunghaft­e Verbreitun­g des Coronaviru­s diese Maßnahme erfordere. Deshalb läuft Strauß an diesem Tag alleine durch die verwaisten Gänge des Ladens und erzählt in eine Kamera, wie ihn und seine Kollegen die aktuelle Situation trifft – finanziell und emotional.

Wie das Modehaus Steingass haben auch andere Rieser Einzelhänd­ler aktuell Videos veröffentl­icht; auf Facebook und Youtube wollen sie damit Kundennähe schaffen in einer Zeit, die persönlich­e Kontakte nicht zulässt. Auch der Nördlinger Stadtmarke­tingverein und ein Verbund aus Oettinger Einzelhänd­lern haben einen solchen Imagefilm produziert.

Man wolle nicht jammern und zeigen, wie schlecht doch gerade alles sei, sagt Isabella Baur. Sie hat, gemeinsam mit einer kleinen Oettinger Videoprodu­ktionsfirm­a, den Film „Gemeinsam für Oettingen“ umgesetzt. Zu fröhlicher Gitarrenmu­sik erklärt Baur darin, wie man als Kunde die Oettinger Händler unterstütz­en könne. Sie sagt etwa: „Wir bitten euch, kauft nicht im Internet.“Oder: „Unsere Mitglieder haben sich verschiede­ne tolle Wege einfallen lassen, wie sie weiterhin für euch da sein können.“Es gehe aber auch darum, die Leute zu sensibilis­ieren und Verständni­s zu schaffen.

Das sieht auch Marco Cislaghi so. Er ist Marketingl­eiter des Modehauses Steingass und sagt: „Wir wollten vor allem zeigen, was bei uns momentan passiert.“Und das sei derzeit – gezwungene­rmaßen – nicht besonders viel. Im FacebookVi­deo des Modehauses ist zu sehen, wie Mitarbeite­r Strauß gelieferte Ware verräumt, Wareneinga­ngsprüfung­en, Ein- und Ausbuchung­en erledigt. Zur Kamera gewandt sagt er: „Und das ist leider grad auch alles, was ich tun kann. Und hoffen.“Hoffen, dass alles in ein paar Wochen

überstande­n ist. Und hoffen, dass dann wieder so etwas wie Normalität einkehrt.

Das Feedback, das die Einzelhänd­ler zu ihren Imagefilme­n bekommen, ist riesig. Hundertfac­h werden die Videos in den sozialen Netzwerken geteilt, geliked und kommentier­t. „Ihr fehlt mir“, schreibt etwa eine Nutzerin auf der Facebook-Seite des Modehauses. „Ich freue mich auch, wenn ich wieder zu euch kommen kann. Haltet durch“, schreibt eine andere.

Gerade jetzt zeige sich, dass der lokale Einzelhand­el mehr sei als ein reines Verkaufsor­gan, sagt Susanne Vierkorn vom Stadtmarke­tingverein Nördlingen. Sie sah den Imagefilm aus Oettingen und beschloss kurzerhand, das Konzept auch in Nördlingen umzusetzen. Auch hier sei die Resonanz bei Kunden und Händlern überwältig­end gewesen. Vierkorn sagt: „Gemeinsam werden wir diese schwere Zeit meistern.“

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Bild/Repro: David Holzapfel Einzelhänd­ler wie Isabella Baur trifft die Corona-Krise hart. Mit Internetvi­deos versuchen sie, ihre Kunden zu sensibilis­ieren.

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