Die Afrika-Hilfe liegt auf Eis
Landrat Stefan Rößle will und muss die Entwicklungsprojekte zurückstellen
Landkreis Das Coronavirus hat auch die Sichtweise von Landrat Stefan Rößle verändert. Die Afrika-Hilfe war in den vergangenen Jahren zu einem Herzensanliegen geworden, doch das tritt jetzt in den Hintergrund.
Hat die weltweite Corona-Krise Ihre Afrika-Initiativen jäh gestoppt? Rößle: Ja, das kann man so sagen. Derzeit steht die Corona-Krise im Vordergrund. Jetzt erscheint es wenig erfolgversprechend, aber auch nicht angezeigt, Spendenaufrufe für Schulbauprojekte in anderen Ländern durchzuführen. Ich denke, es macht Sinn, dass aktuell Spendenaufrufe für die Corona-Hilfe in den Mittelpunkt gestellt werden.
Welche Projekte laufen aktuell aus dem Landkreis? Können diese überhaupt vorangetrieben werden?
Rößle: Unser Sachbearbeiter für kommunale Entwicklungsarbeit geht demnächst in den Ruhestand.
Bis dahin wollen wir noch einen Zwischenbericht für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung anfertigen, da wir von dort erhebliche Zuschüsse erhalten. Außerdem muss der Förderantrag für die nächsten zwei Jahre noch konkretisiert werden.
Die Stelle, die wir möglichst ab 1. Juli wieder besetzen wollen, wurde bereits ausgeschrieben. Der neue Sachbearbeiter wird die bereits laufenden Projekte (1000 Schulen für unsere Welt, Netzwerkarbeit, Qualifizierung von syrischen Flüchtlingen im Bereich der Kommunalverwaltung, Kooperation des Abfallwirtschaftsverbandes mit Jordanien, Weiterentwicklung von Kooperationsprojekten mit Burkina Faso) fortführen und auch an neuen Themen
arbeiten, wie Klima- oder Klinikpartnerschaft.
Sie arbeiten eng mit „Fly & Help“zusammen. Wie stellt sich die Situation dort dar?
Rößle: Die Stiftung feierte im vergangenen Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Bei einer großen Spendengala wurden zahlreiche neue Schulbauprojekte auf den Weg gebracht. Sie müssen jetzt alle erst einmal abgearbeitet werden. Fly & Help kommt es derzeit gar nicht ungelegen, wenn etwas Zeit bleibt, bis die nächsten Projekte angestoßen werden. Mir wurde berichtet, dass es nach wie vor Spender gibt, damit die kommunale Entwicklungsarbeit fortgesetzt werden kann.
Wann wird die Afrika-Hilfe nach Ihrer Einschätzung wieder in Schwung kommen?
Rößle: Das ist schwer zu sagen. Das wird aufgrund der Corona-Krise und auch der personellen Situation am Landratsamt wohl frühestens Anfang der zweiten Jahreshälfte der Fall sein. Man muss auch abwarten, wie sich das Virus in Afrika ausbreitet. Aber auch nach der Corona-Krise wird die Entwicklungs- und Bildungsarbeit dort eine bedeutende Rolle spielen. Die jetzige Epidemie zeigt, dass zur Eindämmung qualifiziertes wissenschaftliches und ärztliches Personal notwendig ist. Die Grundlage dafür bilden nach wie vor die Schulen.
Eigentlich sollten Sie in diesen Tagen in Burkina Faso sein…
Rößle: Ja, wenn alles nach Plan verlaufen wäre, dann würden wir nun die Einweihung der zweiten Landkreis-Schule in Burkina Faso begehen. Das hat sich natürlich zunächst aber erst einmal erledigt. Natürlich ist geplant, den Besuch nachzuholen. Man darf aber bezweifeln, ob dies noch in diesem Jahr möglich sein wird.
Interview: Helmut Bissinger