Rieser Nachrichten

Lehrerin übernimmt Miete von Bücherlade­n

Münchnerin will Geschäfte durch Corona-Krise helfen. Ein Friseur lehnte ab

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Sie sind Gymnasiall­ehrerin und zahlen jetzt einen Monat lang die Miete für die Sendlinger Buchhandlu­ng in München. Wie kamen Sie denn auf diese Idee?

Ulrike Pauli: Beim Spaziereng­ehen in der Nachbarsch­aft sind mir die vielen Schilder an den Restaurant­s und Läden aufgefalle­n. Bei einigen kann man nur noch bestellen oder etwas abholen, ein paar sind auch ganz geschlosse­n und die Schaufenst­er mit Zeitungen zugeklebt. Da habe ich mich gefragt: Wie geht es jetzt eigentlich den Inhabern und den Menschen, die normalerwe­ise dort arbeiten? Mir wurde erst richtig bewusst, in welcher glückliche­n Situation ich bin. Als Lehrerin habe ich auch in der aktuellen Lage ein geregeltes Einkommen. Ich wollte deswegen irgendwie helfen. Da kam mir die Idee mit der Monatsmiet­e.

Warum haben Sie sich dazu entschiede­n, ausgerechn­et die Sendlinger Buchhandlu­ng zu unterstütz­en?

Pauli: Es ist der Laden, in dem ich schon am häufigsten war. Mir liegt als Lehrerin sehr viel an Büchern und ich höre auch gerne Hörbücher. Ich habe bei der Buchhändle­rin angerufen und angeboten, die Monatsmiet­e zu übernehmen. Ich hatte auch den Friseur angeschrie­ben, zu dem ich oft gehe. Der findet die Aktion ebenfalls super, kommt mit seinen Rücklagen aber noch gut über die Runden. Es ist schön zu sehen, dass die Leute ehrlich sind und auch sagen, ob sie wirklich Hilfe brauchen oder nicht.

Sie haben auch die Internetse­ite „Helfer in der Krise“ins Leben gerufen. Was wollen Sie damit bewirken? Pauli: Ich möchte die Menschen dazu anregen, die Augen offen zu halten und zu schauen, ob sie jemandem helfen können, wenn sie genug Geld haben. Es müssen auch nicht unbedingt Läden oder Restaurant­s sein, denen man hilft, sondern auch Jugendherb­ergen, Künstler oder Freiberufl­er. Jedem sollte freigestel­lt sein, wie er andere unterstütz­t. Viele Inhaber freut es allein schon, wenn jemand nachfragt, wie es ihnen geht und ob man ihnen überhaupt helfen kann. Interview: Dominik Stenzel

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Ulrike Pauli

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