Rieser Nachrichten

So steigern Sie Ihr Wohlbefind­en

Die Nördlinger Psychologi­n Anna Vonhoff gibt Tipps, wie wir besser durch die Corona-Krise kommen. Heute geht es darum, das eigene Glücksempf­inden zu steigern

- VON ANNA VONHOFF Anna Vonhoff

Nördlingen Für unser Wohlbefind­en sind zwischenme­nschliche Kontakte zentral. Viele Studien sagen sogar: Sie sind der wichtigste Schutz, um psychisch gesund zu bleiben. Was tun also in einer Zeit, in der wir unser soziales Leben über Wochen, vielleicht über Monate auf ein Minimum reduzieren müssen? Soziale Distanz ist notwendig, um eine unkontroll­ierte Ausbreitun­g des Coronaviru­s zu verhindern. Doch die Isolation schlägt vielen Menschen aufs Gemüt.

Da hilft es, sich bewusst zu machen: Auch schwierige äußere Umstände können unserem Wohlbefind­en häufig weniger anhaben als wir glauben. Ob wir uns zufrieden und fröhlich fühlen, haben wir nämlich auch selbst in der Hand – durch unser eigenes Verhalten. Die renommiert­e Forscherin Sonja Lyubomirsk­y hat untersucht, was genau unsere innere Zufriedenh­eit beeinfluss­t. Das erstaunlic­he Ergebnis: Nur zehn Prozent unseres Glücksempf­indens würden von den aktuellen Lebensumst­änden bestimmt, 50 Prozent von unseren Genen und ganze 40 Prozent unserer inneren Zufriedenh­eit seien abhängig von unseren Verhaltens­weisen und Einstellun­gen.

Diese Zahlen sind durchaus umstritten – und natürlich ist man nicht immer seines Glückes Schmied. Das wäre zu einfach. Doch Forscher sind sich weitgehend einig: Wer sein Glücksempf­inden steigern möchte, kann oft selbst etwas dafür tun. Indem man sich beispielsw­eise sozial engagiert. Hilfsberei­tschaft und Freundlich­keit rufen nämlich auf beiden Seiten positive Gefühle hervor. Wer anderen hilft, der tut nicht nur seinen Mitmensche­n etwas Gutes, sondern auch sich selbst und seiner Gesundheit.

Doch warum ist das so? Ein Grund könnte sein, dass unser Selbstwert­gefühl steigt, sobald wir Sinnvolles tun. Wir können etwas bewegen, statt in Hilflosigk­eit zu erstarren. Wir fühlen uns besser, wenn wir den Einkauf für einen älteren Nachbarn übernehmen. Oder einen Mundschutz tragen, um andere zu schützen. Als sinnhaft empfundene Tätigkeite­n steigern erwiesener­maßen das Wohlbefind­en. Außerdem bekommt der Helfende Anerkennun­g und Dank – und das tut gut und macht zufrieden, selbst in

Krisenzeit­en. Dazu kommt: Seine Mitmensche­n zu unterstütz­en fördert ein Gefühl von Verbundenh­eit, von Zugehörigk­eit und Geborgenhe­it.

Das ist selbst auf Distanz möglich. Es müssen dafür nicht immer große Taten sein. Bereits ein freundlich­es Lächeln von weitem kann das Stressnive­au senken. Und zwar auch das eigene. Indem wir andere unterstütz­en, belohnen wir uns nämlich immer auch ein bisschen selbst. Probieren Sie es einfach mal aus.

Oist Psychologi­n (M.Sc.) mit eigener Praxis in Nördlingen und München und gibt an dieser Stelle in regelmäßig­en Abständen Tipps zur psychische­n Gesundheit während der Corona-Krise.

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