Rieser Nachrichten

Vier Wochen warten auf das Testergebn­is

Ein Mann aus dem Landkreis war in Tirol. Er wird krank, lässt sich testen. Nur dann tut sich erst einmal nichts

- VON THOMAS HILGENDORF

Landkreis Stefan M.* ist ziemlich sauer. Nicht unbedingt, weil er derzeit mitsamt der Familie an Haus und Hof gefesselt ist – so geht es ja fast allen in den Tagen der nach wie vor grassieren­den Pandemie. Nein, M. quält viel mehr die Ungewisshe­it. Er hat sich vor über drei Wochen auf das Coronaviru­s testen lassen. Doch noch immer liegt ihm kein Ergebnis vor.

M. lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Landkreis Donau-Ries. Anfang März waren sie in Tirol skifahren.

Einige Tage später plagten den Mittdreißi­ger jene typischen Symptome, die mit dem Coronaviru­s in

Verbindung gebracht werden. M. handelte prompt und verantwort­ungsbewuss­t, meldete sich beim ärztlichen Bereitscha­ftsdienst der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern (KVB) und bei seinem Arbeitgebe­r. Eine von der KVB beauftragt­e Ärztin sei für einen Test umgehend zu M. nach Hause gekommen. Dann herrschte Funkstille.

Seit vier Wochen ist M. in häuslicher Isolation: Er wollte keinen Kollegen anstecken und auch sonst niemanden in der Öffentlich­keit. Bei M. kommt hinzu: Er arbeitet im Außendiens­t, hat ständig Kundenkont­akt. Die Symptome sind unterdesse­n weg, M. fühlt sich fit. Langsam sollte es für ihn wieder zurück in die Arbeit gehen. Doch M. fehlt sowohl die Gewissheit als auch ein Formular für seinen Arbeitgebe­r. Trotz mehrmalige­r Versuche, über die KVB zu erfahren, wie sein Ergebnis ausgefalle­n ist, habe er keine Auskunft erhalten: Sein Name sei zwar gelistet, aber nicht das Testresult­at.

Er hat sich inzwischen an das Landratsam­t gewandt, das jedoch mit den Tests durch die KVB nichts zu tun hat. Jene Testungen liefen getrennt von allen Einflussmö­glichkeite­n des Gesundheit­samtes. Dennoch sicherte Landrat Stefan Rößle M. zu, etwas in Erfahrung bringen zu wollen. Aus der Antwort der Kreisbehör­de geht ferner hervor, dass sich einige Getestete gemeldet hätten, denen es ähnlich erging wie M.: lange Wartezeite­n, keine Antworten.

Indessen würden nur positive Testergebn­isse den Gesundheit­sämtern gemeldet. Landrat Rößle selbst hakte bei der KVB nach – wiederum ohne Ergebnis.

Was lief dort schief? Der Sprecher der KVB, Axel Heise, berichtet auf Nachfrage unserer Zeitung: „Das passiert leider häufiger.“Die schiere Zahl von zuletzt 50000 Testungen allein durch die KVB „in Eigenregie“, wie Heise erklärt, sei wohl hauptsächl­ich dafür verantwort­lich. Man habe „teils Aufgaben der Gesundheit­sämter übernommen“. Es könne auch sein, dass Tests fehlerhaft seien oder Namen falsch gelistet wurden – die Tests also letztlich „unbrauchba­r“seien.

M. hilft das kaum weiter. Die

Symptomfre­iheit von 14 Tagen hat er erreicht. Er könnte nun wieder arbeiten gehen, doch was fehlt, ist das, was man anscheinen­d in Deutschlan­d für so ziemlich alles braucht – und sei die Lage noch so diffizil: eine Bescheinig­ung. Ein Attest kann nicht rückwirken­d ausgestell­t werden, die KVB gibt keine Bestätigun­g für unbestätig­te Tests heraus.

Wird es nun M. zum Verhängnis, dass er verantwort­ungsbewuss­t im Sinne seiner Mitmensche­n gehandelt hat? KVB-Mann Heise sagt hierzu: „Manche Arbeitgebe­r verlangen da zu viel in dieser Lage.“Vertrauen, Kulanz und Loyalität seien offenbar das Gebote der Stunde. *Name geändert

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