Vier Wochen warten auf das Testergebnis
Ein Mann aus dem Landkreis war in Tirol. Er wird krank, lässt sich testen. Nur dann tut sich erst einmal nichts
Landkreis Stefan M.* ist ziemlich sauer. Nicht unbedingt, weil er derzeit mitsamt der Familie an Haus und Hof gefesselt ist – so geht es ja fast allen in den Tagen der nach wie vor grassierenden Pandemie. Nein, M. quält viel mehr die Ungewissheit. Er hat sich vor über drei Wochen auf das Coronavirus testen lassen. Doch noch immer liegt ihm kein Ergebnis vor.
M. lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Landkreis Donau-Ries. Anfang März waren sie in Tirol skifahren.
Einige Tage später plagten den Mittdreißiger jene typischen Symptome, die mit dem Coronavirus in
Verbindung gebracht werden. M. handelte prompt und verantwortungsbewusst, meldete sich beim ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) und bei seinem Arbeitgeber. Eine von der KVB beauftragte Ärztin sei für einen Test umgehend zu M. nach Hause gekommen. Dann herrschte Funkstille.
Seit vier Wochen ist M. in häuslicher Isolation: Er wollte keinen Kollegen anstecken und auch sonst niemanden in der Öffentlichkeit. Bei M. kommt hinzu: Er arbeitet im Außendienst, hat ständig Kundenkontakt. Die Symptome sind unterdessen weg, M. fühlt sich fit. Langsam sollte es für ihn wieder zurück in die Arbeit gehen. Doch M. fehlt sowohl die Gewissheit als auch ein Formular für seinen Arbeitgeber. Trotz mehrmaliger Versuche, über die KVB zu erfahren, wie sein Ergebnis ausgefallen ist, habe er keine Auskunft erhalten: Sein Name sei zwar gelistet, aber nicht das Testresultat.
Er hat sich inzwischen an das Landratsamt gewandt, das jedoch mit den Tests durch die KVB nichts zu tun hat. Jene Testungen liefen getrennt von allen Einflussmöglichkeiten des Gesundheitsamtes. Dennoch sicherte Landrat Stefan Rößle M. zu, etwas in Erfahrung bringen zu wollen. Aus der Antwort der Kreisbehörde geht ferner hervor, dass sich einige Getestete gemeldet hätten, denen es ähnlich erging wie M.: lange Wartezeiten, keine Antworten.
Indessen würden nur positive Testergebnisse den Gesundheitsämtern gemeldet. Landrat Rößle selbst hakte bei der KVB nach – wiederum ohne Ergebnis.
Was lief dort schief? Der Sprecher der KVB, Axel Heise, berichtet auf Nachfrage unserer Zeitung: „Das passiert leider häufiger.“Die schiere Zahl von zuletzt 50000 Testungen allein durch die KVB „in Eigenregie“, wie Heise erklärt, sei wohl hauptsächlich dafür verantwortlich. Man habe „teils Aufgaben der Gesundheitsämter übernommen“. Es könne auch sein, dass Tests fehlerhaft seien oder Namen falsch gelistet wurden – die Tests also letztlich „unbrauchbar“seien.
M. hilft das kaum weiter. Die
Symptomfreiheit von 14 Tagen hat er erreicht. Er könnte nun wieder arbeiten gehen, doch was fehlt, ist das, was man anscheinend in Deutschland für so ziemlich alles braucht – und sei die Lage noch so diffizil: eine Bescheinigung. Ein Attest kann nicht rückwirkend ausgestellt werden, die KVB gibt keine Bestätigung für unbestätigte Tests heraus.
Wird es nun M. zum Verhängnis, dass er verantwortungsbewusst im Sinne seiner Mitmenschen gehandelt hat? KVB-Mann Heise sagt hierzu: „Manche Arbeitgeber verlangen da zu viel in dieser Lage.“Vertrauen, Kulanz und Loyalität seien offenbar das Gebote der Stunde. *Name geändert