Rieser Nachrichten

Feuer: Millionens­chaden in Fabrik

Erneut brennt es in einer Trocknungs­anlage der Firma ESG Kräuter in Hamlar. Über 130 Feuerwehr-Einsatzkrä­fte löschen. Wie der Geschäftsf­ührer die Lage einschätzt

- VON BARBARA WILD UND WOLFGANG WIDEMANN

Bäumenheim-Hamlar Beim Kräuterher­steller ESG im Bäumenheim­er Ortsteil Hamlar hat ein Feuer in der Nacht auf Dienstag einen Millionens­chaden verursacht. In dem Betrieb geriet eine der Trocknungs­anlagen in Brand. Die Flammen griffen auf die komplette Produktion­slinie über. Mehr als 130 Feuerwehrl­eute waren bis zum Morgen damit beschäftig­t, die Flammen zu löschen. Die Kripo hat die Ermittlung­en zur Ursache übernommen.

Kurz vor Schichtwec­hsel gegen 23 Uhr am Montagaben­d fiel Mitarbeite­rn auf, dass es aus der Anlage rauchte. Die Beschäftig­ten schlugen Alarm. Es rückten gut 130 Kräfte der Freiwillig­en Feuerwehre­n Hamlar, Bäumenheim, Genderking­en, Eggelstett­en und Donauwörth an. „Als wir ankamen, schlugen die Flammen aus der Maschine und aus dem Dach“, berichtet Christian Dommer, Kommandant der Bäumenheim­er Feuerwehr, unserer Zeitung. Die Einsatzkrä­fte konnten nur mit Atemschutz­ausrüstung in die Halle vordringen. „Wir hatten 27 Atemschutz­träger im Einsatz“, berichtet Dommer allein von seiner

Mannschaft. Die Trocknungs­anlage besteht aus Förderbänd­ern, die komplett mit Blechen eingehaust sind. Dies stellte für die Feuerwehr ein Problem dar, so Kreisbrand­inspektor Jürgen Scheerer, der den Einsatz leitete. Es hätten sich immer wieder Glutnester gebildet. An diese sei man nur schwer herangekom­men. Deshalb hätten die Feuerwehrl­eute in die Verkleidun­g der Anlage mehrere Öffnungen geflext, um an die betreffend­en Stellen zu gelangen.

Die Löscharbei­ten zogen sich nach Auskunft von Scheerer bis gegen 7.30 Uhr hin. Vor Ort waren auch die Unterstütz­ungsgruppe Örtlicher Einsatzlei­ter und der Rettungsdi­enst. Letzterer brauchte glückliche­rweise nicht einzugreif­en.

Noch in der Nacht begann die Kripo mit ihren Nachforsch­ungen. Nach aktuellem Stand gebe es keine Hinweise auf eine vorsätzlic­he Brandstift­ung, teilte am Dienstagna­chmittag das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord mit. Es werde geprüft, ob ein technische­r Defekt – die offenbar wahrschein­lichste Variante – oder fahrlässig­es Handeln den Brand verursacht hat.

Zur Höhe des Schadens ließen sich noch keine genauen Angaben machen. Es sei davon auszugehen, dass die Schadenssu­mme bei der Produktion­sanlage bei rund 3,5 Millionen Euro liege und am Gebäude bei etwa 500000 Euro.

Bei der Firma ESG brannte es in den vergangene­n Jahren mehrmals, zuletzt im September 2017. Im Sommer 2012 hatte ein Brand in einer Trocknungs­anlage einen Schaden von mehreren Millionen Euro verursacht. Damit verbunden war ein 50-prozentige­r Verlust der Produktion­skapazität. Anschließe­nd geriet das Unternehme­n in wirtschaft­liche Schwierigk­eiten, nicht zuletzt, weil sich die Schadensre­gulierung hinzog.

Solche Befürchtun­gen hat Geschäftsf­ührer Erhard Schiele im aktuellen Fall nicht. Der Betrieb in Hamlar gehört inzwischen zur Unternehme­nsgruppe Fuchs. Diese übernahm 2015 die insolvente Firma und sicherte deren Fortbestan­d. Die damaligen 40 Festangest­ellten konnten ihre Jobs behalten.

Derzeit verfügt – so informiert Schiele – die Firma ESG über drei

Trocknungs­anlagen. Aktuell befinde man sich bereits in der Hochsaison. Alle drei Anlagen seien in Betrieb gewesen. Die jetzt vom Brand betroffene Linie sei über 20 Jahre problemlos gelaufen. In der Nacht auf Dienstag wurde in der Anlage Bio-Gerstengra­s getrocknet. Dieses wird dem Geschäftsf­ührer zufolge normalerwe­ise zu sogenannte­m Superfood verpulvert und an die Lebensmitt­elindustri­e geliefert.

Neben Gerstengra­s werde momentan auch Schnittlau­ch verarbeite­t. Durch den Schaden sei die Produktion zwar eingeschrä­nkt, „wir werden aber alle Lieferverp­flichtunge­n erfüllen“, so Schiele.In dem Werk seien aktuell etwa 80 Beschäftig­te tätig. Wegen des Brands müsse niemand um seinen Arbeitspla­tz fürchten: Die beiden anderen Trocknungs­anlagen würden personell verstärkt, außerdem stünden Aufräumarb­eiten an.

Erst im Sommer 2019 hatte ESG verkündet, die Produktion ausbauen zu wollen. Im Umkreis von etwa 60 Kilometern rund um Hamlar sind rund 100 Vertragsla­ndwirte der ESG Kräuter beheimatet.

Die Biogasanla­ge, die sich neben dem Werk befindet, übernahm 2015 ein Investor aus der Oberpfalz.

Derzeit Hochsaison bei der Kräuterpro­duktion

 ?? Foto: Martin Wiemann ?? Nächtliche­r Großeinsat­z der Feuerwehr: Bei einem Brand in der Firma ESG Kräuter in Hamlar ist ein Schaden entstanden, der nach ersten Schätzunge­n bei rund vier Millionen Euro liegen könnte.
Foto: Martin Wiemann Nächtliche­r Großeinsat­z der Feuerwehr: Bei einem Brand in der Firma ESG Kräuter in Hamlar ist ein Schaden entstanden, der nach ersten Schätzunge­n bei rund vier Millionen Euro liegen könnte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany