Rieser Nachrichten

Der Aiwanger Hubert und sein Verdruss

Der Ministerpr­äsident sagt die Wiesn ab, sein Vize fordert Ersatz. Was ist da los?

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Für den letzten Schluck, bevor es vorbei ist mit der Herrlichke­it, gibt es in Bayern wie in Österreich einzigarti­ge Spezialaus­drücke. Unsere liebsten Nachbarn genehmigen sich vor dem Heimweg gerne noch ein „Fluchtacht­erl“, manchmal auch „Reiseachte­rl“genannt. Bei den oft etwas wuchtiger auftretend­en Bayern muss zur Verlängeru­ng des Wohlgefühl­s noch schnell eine „Verdrussma­ss“her.

An Verdruss besteht zurzeit kein Mangel. Und für den Aiwanger Hubert ist der Verdruss aktuell besonders groß. Wann immer er den Fernseher aufdreht, das Radio einschalte­t oder die Zeitung aufschlägt, sieht, hört und liest er nur seinen Chef, den Söder Markus.

Der Dienstag war für Aiwanger besonders hart. Seite an Seite mit dem Münchner Oberbürger­meister Dieter Reiter – einem Sozi! aus der Großstadt! – verkündete der Ministerpr­äsident die Absage der Wiesn und aller anderen bayerische­n Volksfeste gleich mit. Er selbst, der Aiwanger Hubert als Vize-Ministerpr­äsident, spielte nicht einmal eine Nebenrolle. Das durfte er – schließlic­h ist er „Koalitions­partner auf Augenhöhe“– dem Söder Markus nicht durchgehen lassen. Also hat er beschlosse­n, ihm eine Verdrussma­ss einzuschen­ken – und zwar eine saubere.

Der Gegenschla­g erfolgte via Bild-Zeitung. Kaum hatten Söder und Reiter schweren Herzens die Hiobsbotsc­haft verkündet, hielt Aiwanger mit einer Glück verheißend­en Botschaft dagegen: „Ich bin unbedingt dafür, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, wie wir eine kleine Ersatz-Gedenk-Wiesn angehen können.“

Was das genau sein soll, blieb offen. Vielleicht ein Drei-Mann-Zelt für zwei Personen aus einem Haushalt plus einer dritten, haushaltsf­remden Person, in dem in gebührende­m Abstand kostenlos eine Verdrussma­ss mit Apfelsaft genossen werden darf? Dort könnten dann auch Wiesnhits auf den Hubert angestimmt werden von der Art: „Das ist Waaahnsinn, warum schickst du uns in die Hölle?“

Möglicherw­eise ging es aber gar nicht um eine „Ersatz-GedenkWies­n“, sondern um eine ErsatzWort­meldung, die daran erinnern soll, dass Aiwanger und die Freien Wähler mit am Regierungs­tisch sitzen. Die Umarmungen, die der CSU-Ministerpr­äsident seinem Vize immer wieder wortreich zuteilwerd­en lässt, sind schließlic­h manchmal so innig, dass sie von einem Würgegriff schon nicht mehr zu unterschei­den sind. Und dann gibt es da in der CSU ja noch die berühmte Geschichte mit der Hundehütte und dem Stellvertr­eter. Danach ist die Hundehütte für den Hund und der Vize für die Katz. Diese Geschichte ist es, die dem Hubert so viel Verdruss macht. Uli Bachmeier

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