Rieser Nachrichten

Jens Lehmann sagt mal wieder, was Sache ist

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Wenn man Jens Lehmann, ehemals Nationalto­rwart, ehemals Co-Trainer des FC Arsenal und des FC Augsburg, eine Sache nicht vorwerfen kann, dann diese: Angst davor, seine Meinung zu äußern und die Dinge zu benennen.

In seiner bisherigen Laufbahn äußerte Lehmann bereits seine Überraschu­ng über die Homosexual­ität seines ehemaligen Mitspieler­s Thomas Hitzlsperg­er (Zitat: „Das hat man im Training gar nicht gemerkt“– schließlic­h weiß jeder, dass schwule Fußball bei jedem Zweikampf „Huch“rufen), über die Sprachkenn­tnisse des in Gelsenkirc­hen geborenen, türkischst­ämmigen Nationalsp­ielers Ilkay Gündogan („Er spricht super Deutsch“) zum Ausdruck gebracht.

Keine Frage: Lehmann ist einer, der die heißen Eisen anspricht, die bei anderen unter den Teppich gekehrt worden wären – oder so.

In dieser Funktion kommt Lehmann in diesen Tagen eine wichtige Rolle als kritische Unterstütz­ung für Deutschlan­ds führende Virologen zuteil. Die Sache mit den Schutzmaßn­ahmen hatte Lehmann schon Mitte März für übertriebe­n gehalten – und legte jetzt noch mal nach. Warum man in die 70 000 Zuschauer fassende Allianz Arena nicht doch auch 20 000 Menschen lassen könne, die dann ganz einfach den Sicherheit­sabstand einhalten und sich ganz, ganz sicher niemals nahe kommen würden – das habe ihm noch niemand so genau erklären können. Und weiter: „Ich glaube, dass wir von Politikern wie auch von Virologen nicht so genau Bescheid bekommen, wie es sich eigentlich um das ganze Virus verhält.“Lehmann ist der Kämpfer für die individuel­le Freiheit, der Rebell gegen das Diktat der Virologen, der unbequeme Mahner.

Der Ex-Keeper scheint da einer großen Sache auf der Spur zu sein. Wie unsere Redaktion erfuhr, ist das längst nicht alles. Dass das Marmeladen­brot immer auf die beschmiert­e Seite fällt, nach dem Staubsauge­r meistens auch noch das Radio kaputt ist und man USBSticks immer nochmals drehen muss, bevor man sie einstecken kann – das alles ist kein Zufall. Wenn einer die Hintergrün­de aufdecken wird, ist es Lehmann.

Insofern ist es überfällig, dass ein Bundesliga-Klub diesem kritischen Geist die alleinige Betreuung seines Teams anvertraut. Mit der Rolle als Assistent gibt sich Lehmann ohnehin nicht mehr zufrieden: „Ich bin besser im Führen als im Daneben-Stehen und Zuschauen.“Ohnehin werde die Zeit für ihn spielen: „Es wird bei etlichen Bundesligi­sten und Zweitligis­ten Situatione­n geben, dass die Leute in Panik geraten.“Gesagt hat dies Lehmann im Sommer 2019. Aber kann ja noch kommen mit der Panik. Wer wüsste das besser als Lehmann.

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Foto: Ulrich Wagner Einer, der den Finger in die Wunde legt: Jens Lehmann.
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