Jens Lehmann sagt mal wieder, was Sache ist
Wenn man Jens Lehmann, ehemals Nationaltorwart, ehemals Co-Trainer des FC Arsenal und des FC Augsburg, eine Sache nicht vorwerfen kann, dann diese: Angst davor, seine Meinung zu äußern und die Dinge zu benennen.
In seiner bisherigen Laufbahn äußerte Lehmann bereits seine Überraschung über die Homosexualität seines ehemaligen Mitspielers Thomas Hitzlsperger (Zitat: „Das hat man im Training gar nicht gemerkt“– schließlich weiß jeder, dass schwule Fußball bei jedem Zweikampf „Huch“rufen), über die Sprachkenntnisse des in Gelsenkirchen geborenen, türkischstämmigen Nationalspielers Ilkay Gündogan („Er spricht super Deutsch“) zum Ausdruck gebracht.
Keine Frage: Lehmann ist einer, der die heißen Eisen anspricht, die bei anderen unter den Teppich gekehrt worden wären – oder so.
In dieser Funktion kommt Lehmann in diesen Tagen eine wichtige Rolle als kritische Unterstützung für Deutschlands führende Virologen zuteil. Die Sache mit den Schutzmaßnahmen hatte Lehmann schon Mitte März für übertrieben gehalten – und legte jetzt noch mal nach. Warum man in die 70 000 Zuschauer fassende Allianz Arena nicht doch auch 20 000 Menschen lassen könne, die dann ganz einfach den Sicherheitsabstand einhalten und sich ganz, ganz sicher niemals nahe kommen würden – das habe ihm noch niemand so genau erklären können. Und weiter: „Ich glaube, dass wir von Politikern wie auch von Virologen nicht so genau Bescheid bekommen, wie es sich eigentlich um das ganze Virus verhält.“Lehmann ist der Kämpfer für die individuelle Freiheit, der Rebell gegen das Diktat der Virologen, der unbequeme Mahner.
Der Ex-Keeper scheint da einer großen Sache auf der Spur zu sein. Wie unsere Redaktion erfuhr, ist das längst nicht alles. Dass das Marmeladenbrot immer auf die beschmierte Seite fällt, nach dem Staubsauger meistens auch noch das Radio kaputt ist und man USBSticks immer nochmals drehen muss, bevor man sie einstecken kann – das alles ist kein Zufall. Wenn einer die Hintergründe aufdecken wird, ist es Lehmann.
Insofern ist es überfällig, dass ein Bundesliga-Klub diesem kritischen Geist die alleinige Betreuung seines Teams anvertraut. Mit der Rolle als Assistent gibt sich Lehmann ohnehin nicht mehr zufrieden: „Ich bin besser im Führen als im Daneben-Stehen und Zuschauen.“Ohnehin werde die Zeit für ihn spielen: „Es wird bei etlichen Bundesligisten und Zweitligisten Situationen geben, dass die Leute in Panik geraten.“Gesagt hat dies Lehmann im Sommer 2019. Aber kann ja noch kommen mit der Panik. Wer wüsste das besser als Lehmann.