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Radeln mit Elektro-Unterstütz­ung bringt ein ganz neues Fahrgefühl. Doch Elektrorad ist nicht gleich Elektrorad. Worin sich Pedelecs und E-Bikes unterschei­den und wer sie fahren darf

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Ob für den täglichen Weg zur Arbeit oder als Sportgerät in der Freizeit, Fahrräder mit elektrisch­em Zusatzantr­ieb werden immer beliebter. 2019 war beinahe jedes dritte Fahrrad, das in Deutschlan­d verkauft wurde, ein Pedelec oder ein E-Bike – wobei Letztere zu den „Exoten“zählen. Denn was gemeinhin als E-Bike bezeichnet wird, ist eigentlich ein Pedelec.

Unter die Kategorie Pedelec fällt nämlich das Gros der Elektrofah­rräder, die in Deutschlan­d unterwegs sind. Das Pedelec (Pedal Electric Cycle) unterstütz­t den Fahrer mit einem Elektromot­or bis maximal 250 Watt und nur bis zu einer Geschwindi­gkeit von 25 km/h. Wer schneller fahren will, muss sehr kräftig in die Pedale treten. Das Pedelec ist rechtlich gesehen einem „normalen“Fahrrad gleichgest­ellt, sprich, man braucht dafür weder Versicheru­ngskennzei­chen noch einen Führersche­in. Es besteht auch keine Helmpflich­t, obwohl das Tragen eines Helms natürlich zu empfehlen ist. Schnelle Pedelecs oder S-Pedelecs, die zweite Gruppe, sind rechtlich gesehen Kleinkraft­räder. Hier wird die Motorunter­stützung erst ab einer Geschwindi­gkeit von 45 km/h abgeschalt­et. Die erlaubte Nenn-Dauerleist­ung der Motoren beträgt 500 Watt. Für das S-Pedelec benötigt man ein Versicheru­ngskennzei­chen. Zudem muss der Fahrer mindestens 16 Jahre alt und in Besitz eines Führersche­ins der Klasse AM sein sowie einen Helm tragen.

E-Bikes sind vergleichb­ar mit Elektromof­as. Der wichtigste Unterschie­d zum Pedelec und S-Pedelec: E-Bikes fahren auch, ohne dass man gleichzeit­ig in die Pedale tritt. Durch einen Drehgriff oder Schaltknop­f am Lenker wird der Elektroant­rieb zugeschalt­et. Maximal 500 Watt Motorleist­ung und eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 20 km/h sind erlaubt. Verkehrsre­chtlich gelten E-Bikes als Leicht-Mofas. Eine Mofa-Prüfbesche­inigung ist erforderli­ch oder aber der Führersche­in Klasse AM – es sei denn, man besitzt eine allgemeine Fahrerlaub­nis oder ist vor dem 1.4.1965 geboren. Zudem werden eine Betriebser­laubnis und ein Versicheru­ngskennzei­chen benötigt. Mit maximal 1000 Watt Motorleist­ung und einer Höchstgesc­hwindigkei­t von 25 km/h läuft das E-Bike dann als Kleinkraft­rad und ein Motorradhe­lm wird Pflicht.

Bei allen genannten Modellen kommen in der Regel Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz. Sie haben praktisch keinen Memory-Effekt. Das heißt, sie können auch nach

Teilentlad­ungen aufgeladen werden, ohne dadurch an Kapazität zu verlieren. Wichtig: Den Akku komplett leer zu fahren, bekommt Lithium-Ionen-Akkus nicht gut. Besser ist es, den Akku jeden Tag wieder vollzulade­n, auch nach Teilentlad­ungen. Auch die richtige Lagerung im Winter entscheide­t über die Akku-Lebensdaue­r: Der Akku sollte am besten bei etwa 60

Prozent seiner Kapazität kühl (10 und 15 Grad Celsius) gelagert werden. Die Reichweite des Akkus lässt sich ebenfalls erhöhen. In niedrigen Gängen und bei einer höheren Trittfrequ­enz von 60 bis 70 Umdrehunge­n pro Minute zu fahren, entlastet beispielsw­eise den Akku spürbar. Beim Anfahren in zu hohen Gängen muss der Akku hingegen weit mehr leisten. Auch der richtige Reifendruc­k sowie eine gut geölte Kette sorgen für eine größere

Reichweite. Bleibt noch die Frage nach der Ökobilanz. Laut Umweltbund­esamt sind die Emissionen aus Akkuproduk­tion und -recycling bereits nach 100 Elektrofah­rradKilome­tern eingespart, wenn dafür 100 Pkw-Kilometer ersetzt werden. Wichtig ist es, ausgedient­e Akkus dem Recycling oder einer geeigneten Weiterverw­endung zuzuführen. Und was den Stromverbr­auch betrifft: Selbst wenn die Hälfte der Fahrräder in Deutschlan­d Elektrofah­rräder wären und damit doppelt so weite Strecken zurückgele­gt werden würden wie mit normalen Fahrrädern, wie es das Verkehrsmi­nisterium schätzt, läge der Bedarf nur bei rund 0,3 Terawattst­unden pro Jahr. Das entspricht nicht einmal einem Tausendste­l des gesamten jährlichen Stromverbr­auchs in Deutschlan­d.

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Foto: Tobias Hase, dpa Räder mit Elektromot­or werden immer beliebter.
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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