Das Schmuckstück aus der Abstellkammer
Das wiederentdeckte Heilige Grab der Pfarrkirche St. Vitus in Nordhausen
Nordhausen Jahrzehntelang ist ein nahezu einmaliges Schmuckstück in einer Abstellkammer des Pfarrhauses in Nordhausen bei Unterschneidheim verstaubt: ein sogenanntes Heiliges Grab. Nun ist es zum ersten Mal in voller Pracht wieder zu sehen. Es ist seit kurz vor Ostern vor dem Altar der Sankt-Vitus-Kirche aufgebaut.
Pfarrer Francesco Antonelli ist glücklich, dass dieses sakrale Kunstwerk wieder in „seine“Pfarrkirche zurückgekehrt ist, aus welchem es im Zuge der Renovierung des Gebäudes verschwunden war. „Im Jahr 1937 wurde Sankt Vitus barockisiert. Diese Grabszene war, wie auf einem alten Foto vor der Renovierung zu sehen ist, ursprünglich im rechten Seitenaltar eingebaut. Beide Seitenaltäre fielen der damaligen Modernisierung zum Opfer.“
Pfarrer Antonelli vermutet, dass die anderen Teile der Altäre, wie es damals üblich war, einfach wie Sperrmüll auf die Straße gestellt wurden. „Jedes Gemeindemitglied konnte sich einfach nehmen, was er oder sie gebrauchen konnte.“Nur so sei es zu erklären, dass bis auf dieses Heilige Grab fast nichts mehr von der ursprünglichen Einrichtung vorhanden war. Allerdings meldeten sich einige Gläubige, die – wahrscheinlich aus der damaligen „Sperrmüllaktion“– Heiligenfiguren aus Sankt Vitus bei sich zu Hause stehen hatten. So sind im Laufe der Zeit drei Stücke wieder in die Kirche zurückgelangt. Allesamt stammen sie aus dem 19. Jahrhundert und stehen jetzt neben der restaurierten Hauptattraktion. Dass die wieder in ihrer ganzen Pracht erstrahlt, ist einer über Jahre angelegten Spendenaktion zu verdanken, die Pfarrer Antonelli angestoßen hatte.
Sofort nach der Entdeckung hatte er das ziemlich ramponierte Exponat nach einer ersten Grobreinigung jedes Jahr von Ostern bis Pfingsten in der Kirche ausgestellt und seine Gemeinde um Spenden für die Restaurierung gebeten. Die sind auch sehr zahlreich eingegangen, sodass es dank dieses Engagements letztlich kein Problem war, die Kosten für eine Komplettsanierung aufzubringen.
Die renommierte Restaurierungswerkstätte von Franz-Josef Wolf aus Birkhausen hat die Aufgabe übernommen. Sie hat fehlende Teile – unter anderem den Deckel – ergänzt, den Gekreuzigten und die Bildnisse in ihrer ursprünglichen
Pracht wiedererstehen lassen. Seit Karfreitag ist das Werk jetzt bis Pfingsten, samt der wiedergefundenen Statuen, vor dem Altar in Sankt Vitus/Nordhausen zu bewundern.
Für Franz-Josef Wolf, der, wie er selbst sagt, ein sehr gläubiger Christ ist, ist diese Arbeit ein Zeichen. „Gerade in der heutigen Situation spendet uns das Heilige Grab Trost und gibt uns Hoffnung, dass wir alle miteinander gut aus dieser CoronaKrise herauskommen. Ich vertraue auf die Kraft von oben“, sagt er.
Die Anregung von Mitgliedern aus der Kirchengemeinde, das Kunstwerk dauerhaft in der Kirche zu belassen, will Francesco Antonelli allerdings nicht aufgreifen: „Von Ostern bis Pfingsten finde ich einen guten Zeitraum, dieses Heilige Grab ist etwas Besonderes und so soll es auch bleiben.“
Außerdem, findet er, passe es gestalterisch nicht wirklich zum jetzigen Barock-Ambiente der Kirche. Noch bis Pfingsten ist es zu sehen: In Corona-Zeiten empfiehlt es sich, im Pfarrbüro Unterschneidheim nachzufragen, ob und wann das Werk in Nordhausen besichtigt werden kann. Näheres unter Telefon 07966/385, Dienstag und Donnerstag von 8.30 bis 12.30 Uhr und 14 bis 19 Uhr.