Rieser Nachrichten

Das Schmuckstü­ck aus der Abstellkam­mer

Das wiederentd­eckte Heilige Grab der Pfarrkirch­e St. Vitus in Nordhausen

- VON PETER URBAN

Nordhausen Jahrzehnte­lang ist ein nahezu einmaliges Schmuckstü­ck in einer Abstellkam­mer des Pfarrhause­s in Nordhausen bei Unterschne­idheim verstaubt: ein sogenannte­s Heiliges Grab. Nun ist es zum ersten Mal in voller Pracht wieder zu sehen. Es ist seit kurz vor Ostern vor dem Altar der Sankt-Vitus-Kirche aufgebaut.

Pfarrer Francesco Antonelli ist glücklich, dass dieses sakrale Kunstwerk wieder in „seine“Pfarrkirch­e zurückgeke­hrt ist, aus welchem es im Zuge der Renovierun­g des Gebäudes verschwund­en war. „Im Jahr 1937 wurde Sankt Vitus barockisie­rt. Diese Grabszene war, wie auf einem alten Foto vor der Renovierun­g zu sehen ist, ursprüngli­ch im rechten Seitenalta­r eingebaut. Beide Seitenaltä­re fielen der damaligen Modernisie­rung zum Opfer.“

Pfarrer Antonelli vermutet, dass die anderen Teile der Altäre, wie es damals üblich war, einfach wie Sperrmüll auf die Straße gestellt wurden. „Jedes Gemeindemi­tglied konnte sich einfach nehmen, was er oder sie gebrauchen konnte.“Nur so sei es zu erklären, dass bis auf dieses Heilige Grab fast nichts mehr von der ursprüngli­chen Einrichtun­g vorhanden war. Allerdings meldeten sich einige Gläubige, die – wahrschein­lich aus der damaligen „Sperrmülla­ktion“– Heiligenfi­guren aus Sankt Vitus bei sich zu Hause stehen hatten. So sind im Laufe der Zeit drei Stücke wieder in die Kirche zurückgela­ngt. Allesamt stammen sie aus dem 19. Jahrhunder­t und stehen jetzt neben der restaurier­ten Hauptattra­ktion. Dass die wieder in ihrer ganzen Pracht erstrahlt, ist einer über Jahre angelegten Spendenakt­ion zu verdanken, die Pfarrer Antonelli angestoßen hatte.

Sofort nach der Entdeckung hatte er das ziemlich ramponiert­e Exponat nach einer ersten Grobreinig­ung jedes Jahr von Ostern bis Pfingsten in der Kirche ausgestell­t und seine Gemeinde um Spenden für die Restaurier­ung gebeten. Die sind auch sehr zahlreich eingegange­n, sodass es dank dieses Engagement­s letztlich kein Problem war, die Kosten für eine Komplettsa­nierung aufzubring­en.

Die renommiert­e Restaurier­ungswerkst­ätte von Franz-Josef Wolf aus Birkhausen hat die Aufgabe übernommen. Sie hat fehlende Teile – unter anderem den Deckel – ergänzt, den Gekreuzigt­en und die Bildnisse in ihrer ursprüngli­chen

Pracht wiedererst­ehen lassen. Seit Karfreitag ist das Werk jetzt bis Pfingsten, samt der wiedergefu­ndenen Statuen, vor dem Altar in Sankt Vitus/Nordhausen zu bewundern.

Für Franz-Josef Wolf, der, wie er selbst sagt, ein sehr gläubiger Christ ist, ist diese Arbeit ein Zeichen. „Gerade in der heutigen Situation spendet uns das Heilige Grab Trost und gibt uns Hoffnung, dass wir alle miteinande­r gut aus dieser CoronaKris­e herauskomm­en. Ich vertraue auf die Kraft von oben“, sagt er.

Die Anregung von Mitglieder­n aus der Kirchengem­einde, das Kunstwerk dauerhaft in der Kirche zu belassen, will Francesco Antonelli allerdings nicht aufgreifen: „Von Ostern bis Pfingsten finde ich einen guten Zeitraum, dieses Heilige Grab ist etwas Besonderes und so soll es auch bleiben.“

Außerdem, findet er, passe es gestalteri­sch nicht wirklich zum jetzigen Barock-Ambiente der Kirche. Noch bis Pfingsten ist es zu sehen: In Corona-Zeiten empfiehlt es sich, im Pfarrbüro Unterschne­idheim nachzufrag­en, ob und wann das Werk in Nordhausen besichtigt werden kann. Näheres unter Telefon 07966/385, Dienstag und Donnerstag von 8.30 bis 12.30 Uhr und 14 bis 19 Uhr.

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Foto: Peter Urban Das restaurier­te Heilige Grab in der Pfarrkirch­e St. Vitus in Nordhausen bei Unterschne­idheim mit den wiedergefu­ndenen Statuen.

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