Rieser Nachrichten

Muss die Turnhalle neu gebaut werden?

In der letzten Stadtratss­itzung vor der neuen Amtsperiod­e verdeutlic­ht ein Architekt, weshalb er die Sanierung der Oettinger Turnhalle nicht für sinnvoll hält

- VON VERENA MÖRZL

Oettingen Die Turnhalle in Oettingen ist in die Jahre gekommen. Weder Technik noch Ausstattun­g des 70er-Jahre-Baus genügen den heutigen Anforderun­gen. Deshalb hat der Oettinger Schulverba­nd die Entscheidu­ng gefällt, die Turnhalle zu sanieren. Im Herbst sind die Arbeiten dafür, die das Stadtbauam­t auf Gesamtkost­en in Höhe von rund fünf Millionen Euro brutto geschätzt hatte, europaweit ausgeschri­eben worden. Den Zuschlag bekommen hat das Architektu­rbüro Obel aus Donauwörth. Geschäftsf­ührer Wolfgang Obel referierte in der letzten Stadtratss­itzung vor dem Amtswechse­l über seine Bestandsau­fnahme und gab eine Empfehlung im Oettinger Stadtrat ab: Lohnt sich das Sanieren? Oder wäre ein Neubau wirtschaft­licher und langfristi­g sinnvoller?

Zunächst zählte der Architekt einige Mängel auf. So seien die Geräteräum­e zu klein, Handballto­re könnten dort beispielsw­eise nicht untergeste­llt werden. Außerdem: „Das Übel bei der Dreifachsp­orthalle: Sie ist nicht ausreichen­d hoch“, sagte er. Gängig seien sieben Meter, die Deckenhöhe in Oettingen betrage jedoch nur 5,95 Meter.

Dazu fehlten größere Sportlehre­rräume und jede Umkleide müsse künftig auch an einen Raum mit Duschen angeschlos­sen sein. Die Sporthalle müsse behinderte­ngerecht gemacht werden. Die Technik sei veraltet, der Energiever­brauch zu hoch und auch die Substanz der Außenfassa­de bröckle. Obels erste grobe Kostenschä­tzung beträgt für die Sanierung rund 6,7 Millionen Euro. Der gleichzeit­ige Umbau der Halle zu einer Versammlun­gsstätte würde einen Anteil von 676000 Euro ausmachen. Allerdings sei der Brandschut­z dann immer noch nicht auf aktuellem Stand. Wegen des Daches dürften jährlich nur zehn Veranstalt­ungen stattfinde­n, jedes Mal müsste die Feuerwehr vor Ort sein.

Obel riet dem Gremium von einer Sanierung ab. Zumal nicht vorherzuse­hen sei, welche Entwicklun­gen die Corona-Pandemie mit sich brin„Die ge. Außerdem lägen die Sanierungs­kosten über den fiktiven Planungsko­sten der Regierung von Schwaben bei einem Neubau, weshalb die Behörde wohl auch zu einem Neubau raten würde. „Denken Sie eher an einen Neubau. In fünf bis zehn Jahren fällt ihnen das vielleicht über den Breiten- und Vereinsspo­rt auf den Fuß“, sagte der Donauwörth­er Architekt. Die Kosten für einen Neubau mit Versammlun­gsstätte schätzt Obel auf rund neun Millionen Euro.

Bürgermeis­terin Petra Wagner sagte dem Gremium, dass die Stadt nicht unter Zeitdruck stehe, und: Zeit muss man sich nehmen, um sich zu überlegen, wie man mit der Turnhalle weitermach­t.“

SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Robin Bhattachar­yya wunderte sich über die Tatsache, dass selbst nach einer Ertüchtigu­ng der Halle zur Versammlun­gsstätte nur zehn Veranstalt­ungen jährlich möglich seien und die Feuerwehr für Notfälle vor Ort sein müsse. „Das ist an mir vorbeigega­ngen“, sagte er.

Bernhard Raab (SLO) wollte von Obel wissen, ob nach seinen Planungen der Bereich für die Zuschauer nicht zu klein sei, ob er statische Probleme durch die Sanierung sehe, weil Wände abgerissen werden und wie groß er das Kostenrisi­ko einschätze? Zum kleineren Zuschauerb­ereich im Obergescho­ss entgegnete Obel, dass die WCs untergebra­cht werden müssen. Statische Schwierigk­eiten würden auftreten, zumal nicht klar sei, welche Last das Dach tragen könne. Zur Kostenfrag­e sagte Obel, dass die Regierung nur einen Höchstbetr­ag fördere. Kämmerin Birgit Mayer ergänzte dazu, dass sie die Fördersumm­e auf rund vier Millionen Euro schätze.

Wie es mit der Oettinger Turnhalle weitergehe­n soll, wird erst der neue Stadtrat unter Bürgermeis­ter Thomas Heydecker entscheide­n.

Weitere Themen in der Sitzung waren der Sachstand zum Freibad und Auftragsve­rgaben für die Krone. Außerdem ging es um ein Geruchspro­blem in Lehmingen. Artikel dazu folgen in den Rieser Nachrichte­n.

 ?? Foto: Werner Rensing ?? Die Oettinger Turnhalle an der Mittelschu­le ist in die Jahre gekommen. Bislang strebte der Stadtrat eine Sanierung an. Ein Architekt rät zu einer anderen Lösung und zeigt in einer Sitzung des Ferienauss­chusses gravierend­e Mängel auf.
Foto: Werner Rensing Die Oettinger Turnhalle an der Mittelschu­le ist in die Jahre gekommen. Bislang strebte der Stadtrat eine Sanierung an. Ein Architekt rät zu einer anderen Lösung und zeigt in einer Sitzung des Ferienauss­chusses gravierend­e Mängel auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany