Rieser Nachrichten

„Viele Senioren fühlen sich alleine“

Elisabeth Strauß ist Vorsitzend­e des Nördlinger Seniorenbe­irats. Besonders die Lage von Heimbewohn­ern ist schwierig, sagt sie. Sie grüßt alle Senioren und ruft dazu auf, Kontakt zu halten

- Die Bewohner von Seniorenhe­imen sind ja auch besonders gefährdet.

Frau Strauß, als Vorsitzend­e des Nördlinger Seniorenbe­irats haben Sie den Überlick: Wie geht es den Senioren in der Corona-Krise?

Elisabeth Strauß: Das ist sehr unterschie­dlich. Vielen macht die Einsamkeit sehr zu schaffen. Viele Senioren fühlen sich ohnehin im Alltag alleine, auch ohne dieses Virus. Doch jetzt haben manche gar keine sozialen Kontakte mehr.

Was lässt sich dagegen tun?

Strauß: Beim Evangelisc­hen Frauenbund haben wir unsere Mitglieder in Gruppen unterteilt. Wir stellen sicher, dass jemand von uns regelmäßig alle Frauen in der Gruppe anruft, sodass man zumindest dieses Telefonges­präch regelmäßig hat. Das hilft sehr. Auch im Seniorenbe­irat versuchen wir, telefonisc­h Kontakt mit allen Gruppen zu halten.

Senioren in Pflegeheim­en dürfen keinen Besuch empfangen. Welche Reaktionen beobachten Sie darauf? Strauß: Teilweise lässt sich das abmildern, indem die Familie zumindest von der Straße winkt, während die Senioren am Fenster oder dem Balkon stehen. Besonders schlimm ist es, wenn jemand das nicht mehr versteht, zum Beispiel wegen einer Demenz, oder ans Bett gebunden ist. Mich hat auch jemand gefragt: Warum darf mich niemand besuchen, aber die Geschäfte machen wieder auf?

Strauß: Ja, das sind sie. Der Schutz der Gesundheit geht vor, das ist allen bewusst. Ich stehe hinter diesen Maßnahmen. Nichtsdest­otrotz muss klar sein, dass ihre Auswirkung­en in solchen Fällen sehr schlimm sind. In manchen Bereichen könnten sie aus meiner Sicht sogar noch strenger sein. Eine generelle Maskenpfli­cht fände ich zum Beispiel besser, als wenn sie nur in manchen Bereichen wie Geschäften gilt.

Was stellt Senioren in dieser Situation vor Probleme? Und welche Unterstütz­ung gibt es?

Strauß: Viele erhalten Hilfe von ihrer Familie, Freunden oder Nachbarn. Das ist eine große Erleichter­ung. Hier in der Nachbarsch­aft bringen wir uns auch gegenseiti­g Einkäufe mit, um seltener raus zu müssen. Auch die Stadt bietet ein Hilfsangeb­ot an, sodass auch diejenigen Unterstütz­ung erhalten, die sich nicht auf ein soziales Umfeld verlassen können. Das Hauptprobl­em ist, dass Senioren selbststän­dig sein wollen und deshalb oft Hilfsangeb­ote nicht wahrnehmen. Deshalb rufen wir unsere Mitglieder an und warten nicht darauf, dass sie sich selbst melden. Von sich aus würden das viele nicht machen.

Videoanruf­e sind ein gutes Mittel, um trotz der Einschränk­ungen in der Corona-Krise etwas enger in Kontakt zu bleiben. Ist das auch für Ältere eine Option?

Strauß: Viele haben mittlerwei­le ein Smartphone, aber natürlich gehen alle unterschie­dlich gut damit um. Auch hier vggersuche­n wir telefonisc­h zu helfen, wenn es technische Probleme gibt.

Interview: Philipp Wehrmann

 ?? Archivfoto: Ronald Hummel ?? Derzeit kann der Seniorenbe­irat nur telefonisc­h Kontakt halten. Die Vorsitzend­e Elisabeth Strauß warnt davor, dass Senioren besonders in der derzeitige­n Situation vereinsame­n können.
Archivfoto: Ronald Hummel Derzeit kann der Seniorenbe­irat nur telefonisc­h Kontakt halten. Die Vorsitzend­e Elisabeth Strauß warnt davor, dass Senioren besonders in der derzeitige­n Situation vereinsame­n können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany