Rieser Nachrichten

Einzelhand­el in Oettingen: Gemischte Gefühle

Die Oettinger Ladenbesit­zer sind zwar froh, wieder öffnen zu dürfen. Dennoch gibt es Zukunftsän­gste

- VON DAVID HOLZAPFEL

Oettingen Mit einer Hand formt der Kunde eine imaginäre Pistole und ruft: „Überfall!“Sein Grinsen lässt sich unter der Mundschutz­maske nur erahnen. Matthias Jung wirft theatralis­ch die Hände nach oben und lacht. Er ist Inhaber des Oettinger Geschäfts „Schuh-Sport-Jung“. Als der Kunde schließlic­h den Laden verlässt, sagt er: „Die Scherze mit den Leuten, das hab ich schon vermisst.“Nachdem rund fünf Wochen lang die Geschäfte schließen mussten, dürfen bestimmte Einzelhänd­ler ihren Laden seit Montag wieder öffnen, auch in Oettingen. Doch trotz der jüngsten Lockerunge­n hat nicht jeder von ihnen Grund zu lachen.

Auch ohne Corona-Krise stünde der Oettinger Einzelhand­el vor Herausford­erungen, sagt Isabella Baur, eine von drei Vorsitzend­en der Oettinger Werbegemei­nschaft. Es sei vor allem schwierig, neue Geschäftsl­eute anzuwerben. „Aktuell stagniert die Zahl der Einzelhänd­ler, wir bekommen leider keine neuen dazu.“Problemati­sch sei auch, dass einige ältere Ladenbesit­zer sich schwer täten, mittelfris­tig einen neuen Inhaber zu finden. Baur sagt: „Oft sind einfach keine Nachfolger da.“Die Corona-Krise hätte die Situation nicht besser gemacht. „Keiner weiß, wie es jetzt genau weitergehe­n wird.“

Auch für Susanne Hauber ist die Zukunft ungewiss. Sie ist Inhaberin des Oettinger Fotostudio­s „Hauber“.

Wie alle Einzelhänd­ler musste auch sie ihr Geschäft in den vergangene­n Wochen schließen. Doch anders als Produktdie­nstleister wie etwa Modegeschä­fte oder Schuhläden konnte die Fotografin in dieser Zeit keinen Lieferdien­st einrichten. „Ich habe gar nichts verdient“, sagt sie.

Es ist Dienstag, der zweite Tag, an dem Susanne Hauber wieder öffnen darf. Sie steht in ihrem Studio an der Oettinger Königsstra­ße. Sie habe einen „sehr verhaltene­n“Start erlebt, sagt die Fotografin. Weniger Kunden als normalerwe­ise seien in das Studio gekommen. Weil Hochzeiten, Geburtstag­e und Kommunione­n abgesagt wurden, fällt für Hauber gerade auch ein Großteil ihrer anderen Aufträge weg. Sie sagt: „Es ist schon übel. Ich habe Existenzän­gste.“

Ein paar Ecken weiter hat Anita Thorwarth gerade alle Hände voll zu tun. Sie steht an der Kasse hinter einer Plexiglass­cheibe und unterhält sich mit einer Kundin. Beide müssen laut werden, der Mundschutz dämpft ihre Stimmen. Thorwarth betreibt das Modegeschä­ft „Hölderle“. Sie hat Abstandsma­rkierungen, Desinfekti­onsspender und Schutzhand­schuhe in ihrem Laden verteilt. Wie viele habe auch sie einen Lieferdien­st während der Ladenschli­eßung angeboten. Thorwarth sagt: „Wir haben uns so gut es geht angepasst, aber jetzt sind wir schon sehr froh, dass es wieder losgeht.“

Die Einzelhänd­ler hoffen, dass ihr Geschäft nun wieder Fahrt aufnehmen wird. Wie aber können Kunden die Ladenbesit­zer unterstütz­en? „Bitte nicht im Internet kaufen, sondern hier, bei lokalen Händlern“, sagt Isabella Baur.

Außerdem gebe es die Internetse­ite www.oettingen.help.de. Dort könne man Gutscheine etwa von Ladengesch­äften, Handwerks- und Gastronomi­ebetrieben kaufen und ihnen so vorgezogen­e Einnahmen verschaffe­n. Einnahmen, die eine drohende Insolvenz vielleicht abwenden können.

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Foto: David Holzapfel Matthias Jung posiert vor seinem Laden, den er seit diesem Montag wieder öffnen darf.

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