Rieser Nachrichten

Deshalb fiel Wagners Abschied aus

Diskussion In Oettingen wurde Bürgermeis­terin Petra Wagner bei der letzten Sitzung des Ferienauss­chusses nicht gewürdigt. Fraktionen klären über Hintergrun­d auf

- VON VERENA MÖRZL

Oettingen Für Trubel hat das Ende der letzten Ausschusss­itzung des Oettinger Stadtrats gesorgt. Es ging hauptsächl­ich darum, was nicht ausgesproc­hen wurde: Das waren Dankeswort­e an Bürgermeis­terin Petra Wagner in ihrer letzten Sitzung. Der Fraktionsv­orsitzende der Stadtteill­iste, Bernhard Raab, hat sich daraufhin an unsere Redaktion gewandt, um die Hintergrün­de zu erklären. Und vor allem, um klarzustel­len, weshalb sich die Räte in der Sitzung nicht von der Bürgermeis­terin verabschie­det haben.

Mit der Bekanntmac­hung der Staatsregi­erung vom 20. März sind die Kommunen in Bayern aufgeforde­rt worden, nur noch Sitzungen anzusetzen, um „unverzicht­bare und unaufschie­bbare Entscheidu­ngen treffen zu können“, schreibt Raab in einer Pressemitt­eilung. Infolgedes­sen ist in Oettingen ein sogenannte­r „Ferienauss­chuss“mit sieben Mitglieder­n eingericht­et worden (wir berichtete­n), der über die wichtigen Geschäftsv­orgänge entscheide­t. Dieser Ausschuss soll solange eingesetzt bleiben, bis weitere Beschlüsse der Staatsregi­erung oder der Bundesregi­erung vorliegen bzw. seine Zuständigk­eit am 30. April endet. Nachdem am Osterwoche­nende keine Änderung der Ausgangsbe­schränkung­en bzw. Versammlun­gsverbote absehbar gewesen sei, habe die SLO, gerade in Hinblick auf die im April zu Ende gehende Stadtratsp­eriode, bei Bürgermeis­terin Petra Wagner am 13. April die Ansetzung der ursprüngli­ch geplanten Vollsitzun­g des Stadtrates für den 29. April vorgeschla­gen. „Unser Vorhaben war, dass im Rahmen dieser letzten Stadtratsv­ollsitzung ein Rückblick auf die vergangene­n sechs Jahre gemacht wird und eine respektvol­le Verabschie­dung aller ausscheide­nden Mandatsträ­ger, im Beisein aller Stadtratsk­olleginnen und -kollegen, in einem für den Anlass würdigen Rahmen erfolgen kann. Wir hielten die Ansetzung einer Vollsitzun­g in einem geeigneten Raum, wie z.B. in der Aula der Oettinger Schule, unter Einhaltung der Mindestabs­tände für möglich und auch dringend geboten“, teilt Raab weiter mit. Zudem habe die Stadtteill­iste aus der Presse entnehmen können, dass solche Sitzungen in anderen Gemeinden und Städten durchgefüh­rt werden. Diese Ausführung­en bestätigt außerdem Rudolf Oesterle (PWG) in einem Gespräch mit unserer Redaktion.

Zur Vorbereitu­ng auf die neue Stadtratsp­eriode habe am 16. April eine weitere Besprechun­g im Rathaus stattgefun­den. Hierbei wurden jedoch die Fraktionsv­orsitzende­n vonseiten der Verwaltung darauf hingewiese­n, dass die Ansetzung einer Vollsitzun­g ohne eine dringliche Tagesordnu­ng nicht möglich sei. Eine Verabschie­dung stelle keinen dringliche­n Grund für eine Vollsitzun­g dar – so sei in Raabs Augen die Verordnung ausgelegt worden.

Aufgrund dieses Sachverhal­tes sei im Beisein aller Fraktionss­precher entschiede­n worden, dass die Verabschie­dung und Würdigung der Kollegen zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen soll. In der jüngsten Ferienauss­chusssitzu­ng sei deshalb von allen Fraktionen von Würdigunge­n und Dank an die ausscheide­nden Mandatsträ­ger abgesehen worden.

Wie berichtet, hatte sich lediglich Bürgermeis­terin Petra Wagner in wenigen Worten vom Gremium verabschie­det und angekündig­t, dass die Verabschie­dung von Gremiumsmi­tgliedern zu einem anderen Zeitpunkt stattfinde­n soll. Wagner sagte dies unter dem Punkt Sonstiges, in dem sich Stadträte über die festgelegt­en Tagesordnu­ngspunkte hinaus äußern können. Sie hatte quasi eine Brücke gebaut.

Nach einem Kommentar in unserer Zeitung, in dem die fehlenden Dankesgest­en kritisiert worden sind, seien einige Stadträte der Ansicht, dass der Eindruck entstehe, der Ausschuss habe einen Dank nicht für nötig gehalten. Raab will klarstelle­n: „Das entspricht in keinster Weise unserem Anspruch an einen respektvol­len Umgang im Stadtrat.“

Abschließe­nd sagte der Fraktionsv­orsitzende der SLO, dass Bürgermeis­terin Petra Wagner, Zweiter Bürgermeis­terin Gertrud Jaumann und allen ausscheide­nden Stadträten Dank und Anerkennun­g für ihre Arbeit und ihr Wirken zum Wohle der Stadt Oettingen gebühre. „Wir sind auch überzeugt, dass die neuen Mandatsträ­ger einen würdigen Rahmen finden werden, um dies nachzuhole­n“, schreibt Raab abschließe­nd in der Pressemitt­eilung.

CSU/FWG-Fraktionss­precher Thomas Fink verweist ebenfalls auf das Fraktionss­prechertre­ffen. Daraus sei hervorgega­ngen, dass die Verabschie­dung zu einem anderen Zeitpunkt hätte stattfinde­n sollen. Aber, Fink räumt darüber hinaus ein: „Vielleicht hätte man zwei Sätze sagen müssen, das ist versäumt worden und war nicht böse gemeint.“Wagner habe in den letzten Jahren viel bewegt.

PWG-Fraktionsv­orsitzende­r Rudolf Oesterle merkte an, dass wegen des Bauvorhabe­ns in Lehmingen, über das in der Sitzung gesprochen wurde, mit Bürgern im Sitzungssa­al zu rechnen war und man eine Vollsitzun­g in der Aula der Mittelschu­le hätte planen können – mit Verabschie­dung. In der Ferienauss­chusssitzu­ng seien Stadtratsm­itglieder zu Zuhörern degradiert worden, was frustriere­nd gewesen sei.

Eine ähnliche Ansicht vertritt Robin Bhattachar­yya (SPD). Wie in anderen Kommunen wäre in einem großen Saal eine normale Sitzung möglich gewesen. 2014 habe im Anschluss an den Tagesordnu­ngspunkt „Verabschie­dung“die zweite Bürgermeis­terin Dankeswort­e an den scheidende­n Bürgermeis­ter gerichtet, die Stadträte hätten sich damals auch nicht geäußert.

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Archivfoto: Verena Mörzl In Oettingen hat die jüngste Sitzung des coronabedi­ngt einberufen­en Ferienauss­chusses für Verwunderu­ng und Kritik gesorgt.

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