Solidarisch im Internet
Kundgebungen im Landkreis Donau-Ries müssen entfallen. Gefeiert wird trotzdem
Landkreis Angesichts der CoronaPandemie können in diesem Jahr erstmals seit der Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Jahr 1949 keine öffentlichen Maikundgebungen stattfinden. Dies trifft im Landkreis Donau-Ries Donauwörth, Nördlingen und Wemding, wo auch heuer Kundgebungen zum 1. Mai geplant waren. Nun aber ist der DGB gezwungen, neue Wege zu gehen: Unter dem Motto „Solidarisch ist man nicht alleine!“findet der Tag der Arbeit 2020 im Netz statt.
Wolfgang Peitzsch, der DGBKreisvorsitzende des Landkreises Donau-Ries: „Natürlich wären wir auch in diesem Jahr gerne gemeinsam auf die Straße gegangen. Aber die Gesundheit hat Vorrang. Hierzu wollen auch wir als Gewerkschaften unseren Teil beitragen. Das diesjährige Maimotto passt deshalb besonders gut. Der Begriff „Solidarität“ist in Zeiten von Corona allgegenwärtig. Solidarität muss aber auch mit Leben gefüllt werden. Viele Menschen fürchten gerade um ihre Existenz. Gleichzeitig werden unter dem Deckmantel der Pandemie soziale Errungenschaften angegriffen, etwa durch die vorübergehende Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes. Das hat nichts mit unserem Verständnis von Solidarität zu tun. Daher müssen wir jetzt mehr denn je für unsere Rechte streiten, uns einmischen und weiterhin solidarisch agieren. Hierfür ist der 1. Mai unverzichtbar – wenn auch in diesem Jahr in veränderter Form.“
So startet am 1. Mai ab 11 Uhr ein Livestream auf der Website des DGB (www.dgb.de/erstermai) mit Live-Acts von Künstlern, mit Talks und Interviews sowie mit Solidaritätsbotschaften aus ganz Deutschland. Außerdem werden bayernweit zahlreiche Aktionen in den sozialen Medien stattfinden: „Die bayerischen DGB-Regionen, so auch die
Region Schwaben, haben ein buntes und vielfältiges Programm auf die Beine gestellt. Viele Mairednerinnen und Mairedner haben Videobotschaften geschickt, es wird kreative Fotoaktionen und weitere spannende Formate geben. So wird es uns auch in diesem Jahr gelingen, unsere Forderungen deutlich zu machen“, betont Silke Klos-Pöllinger, die Geschäftsführerin des DGB Schwaben.
Dass die Forderungen der Gewerkschaften nach wie vor Gehör finden, zeige sich Peitzsch zufolge in den neuen Beschlüssen der Großen Koalition zur Erhöhung des Kurzarbeitergeldes: „Die aktuelle Krise hat massive Auswirkungen auf unsere Kolleginnen und Kollegen. Hunderttausende sind mittlerweile in Kurzarbeit – für die meisten von ihnen dürften 60 bzw. 67 Prozent des vorherigen Nettolohns nicht zum Leben reichen. Daher begrüßen wir grundsätzlich die beschlossene Anhebung
des Kurzarbeitergeldes für die Beschäftigten, deren Arbeitszeit aktuell um mindestens 50 Prozent reduziert ist.“Problematisch sieht Peitzsch allerdings, dass die Erhöhungen erst ab dem 4. (70/77 Prozent) bzw. dem 7. Monat (80/87 Prozent) vorgesehen sind: „Es ist fraglich, ob gerade Niedrigverdienende so lange auf die dringend benötigte Unterstützung warten können. Hier wäre eine sofortige Erhöhung auf 80 Prozent angebracht.“
Die aktuelle Debatte um die sogenannten „Helden des Alltags“aus den systemrelevanten Berufen allerdings hält Peitzsch für längst überfällig: „Was die Gewerkschaften schon lange fordern, scheint nun endlich einen breiten Konsens in der Gesellschaft zu finden. Menschen, die etwa in Pflegeberufen oder im Handel tätig sind, müssen angemessen bezahlt werden. Von Applaus allein kann niemand seine Miete bezahlen.“