Rieser Nachrichten

Arztbesuch am PC

So funktionie­rt die digitale Sprechstun­de bei einigen Nördlinger Medizinern. Auch Seniorenhe­ime des Landkreise­s planen, das Online-Angebot zu nutzen

- VON MATTHIAS LINK

So funktionie­rt die digitale Sprechstun­de bei einigen Nördlinger Medizinern. Auch Seniorenhe­ime des Landkreise­s planen, das OnlineAnge­bot zu nutzen.

Nördlingen. Arztpraxen sind Orte, die viele Menschen derzeit nach Möglichkei­t meiden. Die Allgemeina­rztpraxis Dr. Völkl hat deshalb seit Kurzem an den beiden Standorten Nördlingen und Amerdingen eine Videosprec­hstunde eingeführt. „Unser Ziel ist es, erstens nach wie vor für alle da zu sein, die sich nicht mehr in die Praxis reintrauen, und zweitens geht es um den Seuchensch­utz: Wir wollen Patientenk­ontakte vermeiden, sodass wir in den Wartezimme­rn nur noch die notwendige­n Fälle haben“, sagt Sebastian Völkl, Arzt in Weiterbild­ung für Allgemeinm­edizin.

Der technische Aufwand für Patienten sei minimal, erklärt er: „Der Patient benötigt nur ein Smartphone, Tablet oder einen PC mit Kamera und Mikrofon. Er bekommt per E-Mail einen Link zugesendet, über den ein sicherer Tunnel zum Arzt hergestell­t wird.“Die Software sei zertifizie­rt, ein sicherer Zugang gewährleis­tet. Wenn der Patient dann mit der Praxis verbunden sei, müsse er noch kurz in einem virtuellen Wartezimme­r Platz nehmen.

Die Videosprec­hstunde eigne sich gut zur Diagnostik bei Hautaussch­lägen, aber auch dicke, eitrige Mandeln sehe man gut durch die Kamera, so Völkl. Auch bei Fragen zu chronische­n Wunden und bei psychische­n Problemen könne den Patienten auf digitalem Weg oftmals gut geholfen werden. „Auf Atemwegsin­fekte unterhalb des Kehlkopfs muss ich aber drauf horchen, das geht digital nicht. Einen Bauch muss ich auch anfassen“, sagt Völkl zu den Grenzen der Technik. Die Videosprec­hstunde werde insgesamt gut angenommen, fast täglich gebe es Videosprec­hstunden. Die Fälle, in denen der virtuelle Kontakt den realen Praxisbesu­ch erübrige, seien jedoch Ausnahmen, da oftmals noch ein Rezept abgeholt werden müsse. Überhaupt sei die Videosprec­hstunde nur für die derzeitige Corona-Krise gedacht und könne nicht dauerhaft den persönlich­en Arztbesuch ersetzen, sagt Völkl.

Auf Vorschlag von Sebastian Völkl haben auch die vier gKU-Seniorenhe­ime des Landkreise­s für jeden Standort jeweils ein Tablet angeschaff­t, um die Videosprec­hstunde nutzen zu können. Mitte oder Ende Mai sollte dann alles funktionie­ren, sagt Elisabeth Oestringer, die Heimleiter­in des Bürgerheim­s und des Donau-Ries-Seniorenhe­ims Monheim.

In der Frauenheil­kunde eher nicht praktikabe­l

In der Frauenarzt­praxis Dres. Schaich und Hübner hat man die Videosprec­hstunde Anfang April aufgrund der Pandemie eingeführt, da nur noch Schwangere und Notfälle in der Praxis behandelt wurden. „In der Frauenheil­kunde leben wir aber vom persönlich­en Kontakt mit den Patientinn­en, da ist die Videosprec­hstunde nicht praktikabe­l. Vorsorge bei Schwangere­n, Krebsvorso­rge und Untersuchu­ngen bei

Beschwerde­n können nicht per Videosprec­hstunde behandelt werden“, sagt Dr. Robert Schaich. Wenn es bloß um Beratungsg­espräche gehe, zum Beispiel bei Pillenvero­rdnungen, sei die Technik hingegen nützlich. Das Angebot sei von den Patientinn­en aber nicht angenommen worden, insgesamt habe es nur sechs Videokonta­kte gegeben. Wenn die Patientinn­en zusätzlich noch in die Praxis kommen müssen, werde die Vergütung für die Videosprec­hstunde zudem wieder hinfällig. Insgesamt kommt Dr. Schaich zu dem Ergebnis, dass die Videosprec­hstunde den organisato­rischen Aufwand nicht lohne, da die OnlineTerm­ine in den normalen Praxisabla­uf integriert werden müssen. „Wir werden das Angebot im Juni wieder einstellen“, so Dr. Schaich.

Weitere Mediziner mit einer Videosprec­hstunde sind der Allgemeina­rzt Dr. Georg Frank in Nördlingen und die neurologis­che Gemeinscha­ftspraxis Dres. Gierer in Dillingen.

 ?? Foto: Matthias Link ?? Die Nördlinger Ärztin Dr. Claudia Völkl und ihr Sohn Sebastian Völkl bei der Videosprec­hstunde mit einer Patientin. Die Technik habe bei bestimmten Diagnosen aber auch ihre Grenzen, betonen die beiden Mediziner.
Foto: Matthias Link Die Nördlinger Ärztin Dr. Claudia Völkl und ihr Sohn Sebastian Völkl bei der Videosprec­hstunde mit einer Patientin. Die Technik habe bei bestimmten Diagnosen aber auch ihre Grenzen, betonen die beiden Mediziner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany