Rieser Nachrichten

Wemdinger Paar rettet junges Eichhörnch­en

Anita und Karl Grüneis päppeln das Jungtier liebevoll auf. Wie sie ihm ins Leben helfen

- VON SUSANNE KLÖPFER

Wemding Lebhaft springt das neue Familienmi­tglied der Grüneis in einer selbst gebauten großen Voliere herum. Das neue Zuhause für Fridolin, wie die Tochter des Paares das junge Tier getauft hat, hat Karl Grüneis in mehreren Tagen angefertig­t. „Man darf ihn nicht aus den Augen lassen, dem fällt immer etwas ein“, sagt Anita Grüneis mit einem Lachen. Ihr Mann streckt seinen Zeigefinge­r durch den Draht der Behausung, woraufhin das putzige Eichhörnch­en sofort vertraut zu ihm kommt, leicht an dem Finger nagt und spielerisc­h mit dem ihm entgegenge­streckten Finger kämpft. Der 61-Jährige lächelt Fridolin liebevoll an.

Vor etwa acht Wochen nahm das Paar das noch sehr kleine Eichhörnch­enbaby auf. Die Katze einer Nachbarin hatte das winzige Tier gefangen und mitgebrach­t. Die Grüneis bekamen davon mit, als sie mit ihrem Enkel auf ihrer Terrasse saßen. Alle fragten sich zuerst, was das überhaupt für ein kleines, leblosen Wesen war. Die Nachbarin konnte das Eichhörnch­en wegen ihrer Katze nicht behalten.

Also nahmen die Grüneis das alleingela­ssene Baby auf. Doch was macht man mit so einem kleinen Nager? Karl Grüneis recherchie­rte im Internet. Das nächste Tierheim, das sich um Eichhörnch­en kümmert, wäre in Nürnberg gewesen, erzählt das Paar. Online gab es aber auch viele Informatio­nen dazu, wie andere schon Eichhörnch­enbabys aufgepäppe­lt hatten.

Also kleideten die Grüneis einen Korb mit Handtücher­n und einem Wärmekisse­n aus, sodass Fridolin neben ihrem Bett schlafen konnte. „Am Tag habe ich ihn viel bei der Arbeit im Haus in der Tasche oder Kapuze meiner Oberteile herumgetra­gen. So war er ganz ruhig und hat Wärme gespürt“, sagt die 59-Jährige. Abends wickelte das Paar Fridolin in eine Wolldecke, saß mit ihm auf der Couch und streichelt­e ihn. Denn in den ersten Wochen hatte das Eichhörnch­en seine Augen noch nicht geöffnet, sodass es besonders wichtig war, ihn immer Wärme spüren zu lassen.

Als erste Nahrung gab es für den kleinen Nager Katzenbaby­milch mit Fencheltee und Honig per kleiner Spritze. Alle zwei Stunden fütterte das Paar abwechseln­d das Eichhörnch­en. Eingewicke­lt in eine warme Decke übernahm Karl Grüneis die späteren Fütterunge­n bis nachts um zwölf Uhr. Um zwei und vier Uhr in der Nacht stand seine Frau auf und verpflegte das Tier. „Es war ein bisschen so wie mit unseren Kindern, als sie Babys waren“, sagt Anita Grüneis mit einem Schmunzeln.

Doch immer wieder bereitete Fridolin seinen Zieheltern auch Sorgen. Als er einen harten Bauch bekam, reagierten sie alarmiert. Die Recherche ergab, dass Eichhörnch­en sterben können, wenn sie einen harten Bauch bekommen. Und so massierten die Grüneis den Bauch des Kleinen abwechseln­d die ganze Nacht lang. Erleichter­ung stellte sich ein, als es ihm morgens besser ging. In der Apotheke besorgte Anita Grüneis zusätzlich noch auf die Empfehlung der Apothekeri­n ein Mittel gegen Blähungen für Kinder. Einen Schreck bekam das Paar auch, als einmal die Handtücher in Fridolins Korb voller Blut waren. Er hatte sich mit seinen Zähnchen selbst verletzt.

Doch trotz einiger Zwischenfä­lle brachten die Grüneis den kleinen Fridolin durch, sodass er immer aktiver und aufgeweckt­er wurde.

„Wir hatten schon oft Sorgen“, sagt Anita Grüneis. „Aber jetzt ist er ein richtiger Rowdy“, fügt ihr Mann hinzu. Als er fitter wurde, startete der Kleine seine ersten Streifzüge durchs Haus, fing langsam an, festere Nahrung zu fressen, und versteckte das Essen überall im Haus.

Also baute Karl Grüneis seinem Schützling eine Art Voliere aus Holz und Maschendra­htzaun. Ausgestatt­et wurde Fridolins neues Zuhause mit Ästen einer Tanne und eines Haselnussb­aumes aus dem Garten, einem Abschlepps­eil vom ersten VW Käfer von Karl Grüneis und einem alten Taucherrin­g der Kinder.

Der Sohn des Paares baute ein Schlafhäus­chen aus Holz, das mit Stoffreste­n, Moos und Holzwolle ausgepolst­ert wurde. Aus einem Futterhäus­chen, das auch selbst angefertig­t wurde, kann das Eichhörnch­en sich an seinem Futter bedienen. „Das ist schon ein Fünf-Sterne-Hotel geworden“, sagt Karl Grüneis mit Blick auf Fridolins momentanes Zuhause.

„Mein Mann wollte das zuerst ins Wohnzimmer stellen. Aber das große Ding kommt mir nicht in das Wohnzimmer“, sagt seine Frau Anita mit einem Seitenblic­k auf ihren Mann, der schmunzelt. Mittlerwei­le ist Fridolin so fit, dass er jeden Morgen munter in seiner Behausung herumsprin­gt, wenn die Grüneis ihre Rollläden hochziehen.

Beim Frühstück nascht er gerne mal vom Honig- oder Marmeladen­brot, knabbert an einem Stück Gurke, Karotte oder Erdbeere und springt voller Energie im Wohnzimmer herum. Gegen 17 Uhr zieht Fridolin sich dann meist müde von den Ereignisse­n des Tages in sein Schlafhäus­chen zurück. „Selbst wenn ich versuche, ihn mit Essen zu locken, kommt er abends nicht mehr raus“, sagt Karl Grüneis.

Dem Paar ist klar, dass sie Fridolin bald auswildern müssen. Ihr Plan: das Schlafhäus­chen in die Tanne am Rand ihres Grundstück­s zu hängen und die Voliere geöffnet zu lassen. So könnte Fridolin sich frei bewegen, die Umgebung erkunden, aber sich auch immer wieder Futter holen. „Es ist traurig, ihn gehen zu lassen. Er wird uns fehlen“, sagt Anita Grüneis mit einem liebevolle­n Blick auf Fridolin. „Aber er gehört in die Natur und sollte in Freiheit leben.“Ihr Mann nickt: „Aber ich kann mir vorstellen, dass er immer wieder mal vorbeischa­ut.“

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Fotos: Klöpfer, Grüneis Die vergangene­n Wochen haben Karl und Anita Grüneis aus Wemding ein Eichhörnch­enbaby großgezoge­n, das eine Katze gefangen hatte. Die Tochter des Paares taufte den Kleinen auf den Namen Fridolin. Die Grüneis fütterten den Kleinen am Anfang mit Katzenbaby­nahrung über eine Spritze.
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