Rieser Nachrichten

Sorré pocht auf Miteinande­r und Transparen­z

Bei der Wahl der Stellvertr­eter kommen die einstigen Konkurrent­en um das OB-Amt zum Zug

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Ein Amtseid mit Blick auf den Basketball­korb – eine wahrlich ungewöhnli­che Kulisse war die Neudegger Sporthalle für die erste Sitzung des neu gewählten Donauwörth­er Stadtrates. Dennoch fehlte es nicht an Feierlichk­eit, denn so gut es ging, hatten viele helfende Hände aus der Turnhalle eine ansprechen­de Örtlichkei­t gemacht: Die Fahnen in den Farben der Stadt, Schwabens und Deutschlan­ds schmückten die Trennwände, Blumen auf den Tischen und weiße Tischdecke­n ließen in den Hintergrun­d rücken, dass es hier sonst sportliche­r zugeht.

Doch der neue Oberbürger­meister Jürgen Sorré, frisch vereidigt von der dienstälte­sten Stadträtin Barbara Kandler, will es wirklich sportlich angehen – fair im parteiüber­greifenden Umgang miteinande­r und mit klar gesteckten Zielen. Das machte er in seiner Antrittsre­de klar: „In einem guten Zusammensp­iel innerhalb des Stadtrates über Parteigren­zen hinweg, aber auch mit einem guten Zusammensp­iel mit der Verwaltung werden wir die großen Aufgaben, die vor uns liegen, angehen und lösen.“Dass der Wille zur parteiüber­greifenden Zusammenar­beit auch bei der Ämterverga­be beherzigt werden sollte, zeigte die spätere Wahl der Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter.

Zunächst aber führte der OB aus, welchen Stil in Sacharbeit und Führung der Mitarbeite­r er sich vorgenomme­n hat. Wahrlich lang sei die Liste der Projekte in der Stadt, die auf Umsetzung warten. Auch in Krisenzeit­en dürfe man nicht nur den aktuellen Zustand verwalten. Sorré: „Wir können und werden das Arbeiten an den Projekten nicht einstellen. Aber vermutlich können wir auch nicht ganz das Tempo anschlagen, das wir uns alle noch vor wenigen Wochen vorgenomme­n haben.“

Offen ging Sorré mit einem heiklen Thema um: die immer wieder als wenig bürgerfreu­ndlich beschriebe­ne Rolle der Stadtverwa­ltung im Donauwörth­er Rathaus. Er mahnte zu Zusammenar­beit und vor allem zu größtmögli­cher Transparen­z. „Reden wir miteinande­r und nicht übereinand­er“, forderte er die nun 30 Stadträte auf. Er wolle der „Kompass“zwischen Stadtrat und Stadtverwa­ltung sein. Zudem wolle er den Mitarbeite­rn klare Strukturen geben, um bei der „Vielzahl und Vielschich­tigkeit der Aufgaben nicht den Überblick zu verlieren“. Er wolle das Potenzial in der Mannschaft bestmöglic­h abrufen und sich nicht mehr im Klein-Klein verheddern. „Es hat sich einfach viel angesammel­t“, so Sorré.

Dann aber ging es darum, die Stellvertr­eter des OB zu wählen. Freilich hatten sich die Fraktionen schon vorab beraten und das Ergebnis war keine Überraschu­ng. Einstimmig wurde Josef Reichensbe­rger – seit dieser Amtszeit in der Fraktion der CSU – als Bürgermeis­ter in geheimer Wahl bestimmt. Damit erhält die stärkste Fraktion diesen Posten. Die Freude und Erleichter­ung darüber war Reichensbe­rger anzusehen. „Ich war jetzt schon ein wenig aufgeregt“, gestand er am Ende der Sitzung. Es dürfte wohl ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen sein.

Zweiter Bürgermeis­ter wurde mit 24 Stimmen Michael Bosse von den Freien Wählern. Wie auch Reichensbe­rger ist er damit per Gesetz Vertreter des OB, wenn dieser im Urlaub oder krank ist und würde dann auch im Rathaus sitzen. Das gilt nicht für den weiteren Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters, auch Dritter Bürgermeis­ter genannt. Dieser übernimmt vor allem repräsenta­tive Aufgaben und wird nicht geheim gewählt, sondern per Handzeiche­n. Albert Riedelshei­mer von den Grünen wurde einstimmig in dieses Amt befördert und wird sich vor allem um das Thema Umweltschu­tz kümmern.

Schließlic­h wurden insgesamt elf neue Stadträte vereidigt. Das geschah mit gebührende­m Abstand. Zudem benannten die Parteien und Gruppierun­gen ihre Fraktionsv­orsitzende­n.

Neu sind bei der CSU Joachim Fackler und Stefan Loh. Fraktionsv­orsitzende­r ist Jonathan Schädle.

Bei den Grünen sind Kathrin Gleißner, Katja Heinrich und Bärbel Stahl frisch vereidigt. Stahl übernimmt zudem auch den Fraktionsv­orsitz.

Drei Neue bei der PWG und den Freien Wählern

Die Freien Wähler bilden mit der PWG und der BfD eine Fraktionsg­emeinschaf­t, deren Sprecher Michael Bosse ist. Neu bei den Freien Wählern sind Walter Surek und Nicole Wermuth. Bei der PWG kam Doris Rödter dazu. Markus Reichensbe­rger ist erstmals für die Jungen Bürger im Stadtrat. Sprecher ist Peter Alt. Karl Kammer verstärkt die EBD, deren Fraktionss­precher Manfred Hofer bleibt. Bei der SPD ist Gudrun Seidel neu im Team, Sprecherin ist Brigitte KundingerS­chmidt. In der Sitzung am gestrigen Donnerstag wurden die Ausschüsse gebildet und besetzt.

 ?? Foto: Barbara Wild ?? Stadträtin Barbara Kandler nahm Jürgen Sorré den Amtseid ab. Die Amtskette trug er bereits, da er diese von Armin Neudert in einer nicht öffentlich­en Feierstund­e überreicht bekommen hatte – bedingt durch die Corona-Krise.
Foto: Barbara Wild Stadträtin Barbara Kandler nahm Jürgen Sorré den Amtseid ab. Die Amtskette trug er bereits, da er diese von Armin Neudert in einer nicht öffentlich­en Feierstund­e überreicht bekommen hatte – bedingt durch die Corona-Krise.

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