Rieser Nachrichten

Die Karriere ist auf Sand gebaut

Die Trendsport­art liegt zwar derzeit aufgrund der Corona-Pandemie brach, hat aber erkennbar gute Zukunftsch­ancen. Ein Rieser Übungsleit­er zählt zu den Pionieren der aktionsrei­chen Fußball-Variante

- VON ARTUR STOPPER

Nördlingen Eigentlich hätten die deutschen Nationalto­rhüter im April in El Salvador trainieren sollen – bei schweißtre­ibenden Einheiten im Sand, um fit zu werden für eine intensive Saison. El Salvador, Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen trainieren mit Andreas Köpke im Sand? Um für Klarheit zu sorgen: Nein, es geht nicht um die weltweit bekannten Profitorhü­ter, sondern um Marius Ebener & Co. Ebener ist die Nummer 1 der deutschen Beachsocce­r-Nationalma­nnschaft. Der 22-Jährige aus Oberhausen ist hauptberuf­lich Feuerwehrm­ann und spielt für den amtierende­n deutschen Vizemeiste­r im Strandfußb­all, die Beach Royals Düsseldorf. Sein Torwarttra­iner bei der Beachsocce­r-Nationalma­nnschaft ist auch nicht Andreas Köpke, sondern der im Ries aufgewachs­ene Marc Lamberger. Beide streben danach, dass man Deutschlan­d in einigen Jahren vielleicht auch im Sand als das „Land der Torhüter“wahrnimmt.

Dabei ist Torwarttra­ining im Sand auch in Deutschlan­d generell nichts Neues. „Mein erster Torwarttra­iner Andreas Heuberger hat mich mit zehn Jahren im Sommer oft auf einem Beachvolle­yballplatz in Mönchsdegg­ingen trainieren lassen“, erinnert sich Lamberger, der für den TSV Mönchsdegg­ingen, FSV Marktoffin­gen und TSV Nördlingen aktiv war. „Mit Beachsocce­r hatte das nichts zu tun, die Sportart kannte vermutlich keiner von uns.

war eben Torwarttra­ining im Sand, um den Abdruck zu verbessern und mal was auf anderem Untergrund zu trainieren.“

Beachsocce­r lernte Lamberger während seines Sportmanag­ementStudi­ums in München kennen, wo er bei den Bavaria Beach Bazis in der Deutschen Beachsocce­r-Liga zunächst als Torwart und die vergangene­n zwei Jahre als Cheftraine­r tätig war. Große Unterschie­de zum Torwartspi­el auf Rasen will Lamberger aber auch gar nicht aufzählen. „Beachsocce­r ist keine andere Sportart, es ist einfach eine andere Fußballvar­iante“, sagt der 29-Jährige, der hauptberuf­lich Torwartkoo­rdinator für die U9 bis U17 am Nachwuchsl­eistungsze­ntrum des TSV 1860 München ist. Das Torwartspi­el im Beachsocce­r ähnele dem Torwartspi­el auf Rasen sehr.

„Ein guter Torwart braucht eine gute Fangsicher­heit, einen guten Abdruck, eine gute Reaktionsf­ähigkeit, ein gutes Verhalten im Einsgegen-Eins, eine gute Raumvertei­Es digung und eine gute Übersicht plus Technik im Spielaufba­u, also Fähigkeite­n, die auch jeder gute Torwart auf Rasen braucht. Hinzu kommt die mentale und psychische Stärke.“Der Unterschie­d sei vor allem das Spiel am Fuß, die Ballverarb­eitung und das Passspiel in der Luft. Des Weiteren habe ein Beachsocce­rTorwart deutlich mehr Aktionen pro Spiel als auf Rasen. Das liegt daran, dass im Sand auf einem kleineren Feld und Fünf gegen Fünf gespielt wird. Sprich: Torschüsse sind aus allen Lagen möglich, selbst Torhüter erzielen regelmäßig Treffer. „Aus meiner Sicht ist die Position des Torwarts die komplexest­e im Beachsocce­r, weil man aus fast jeder Lage Tore schießen und somit auch kassieren kann“, sagt Lamberger.

Zu den derzeit besten Torhütern der Welt zählen der Brasiliane­r Mao, der Italiener Simone Del Mestre, der Russe Maksim Chuzkhov, der Spanier Dona und der Portugiese Elinton Andrade, ehemals ProfiTorhü­ter beim französisc­hen TopKlub Olympique Marseille. Die meisten der genannten Beachsocce­r-Torhüter sind bereits Ende 30 oder sogar Anfang 40. Marius Ebener steht erst am Beginn seiner Karriere und zeigte 2019 bei der Euro Beach Soccer League und der WMQualifik­ation herausrage­nde Spiele für den DFB.

Wer viel Geld verdienen möchte, ist beim Beachsocce­r falsch. Es zählt vor allem die Leidenscha­ft für den Sport. Hinter den Vereinen stecken meist kleinere Sponsoren. Ziel sei es daher nicht nur, höherklass­ige Torhüter zu begeistern, sondern auch die Basis zu stärken.

Ein gutes Startbrett für junge, talentiert­e Torhüter sind die Beachsocce­r-Wettbewerb­e im Bayerische­n Fußball-Verband. Dafür können sich generell alle Vereine aus dem Ries, aber auch Hobbyteams anmelden, erklärt Marc Lamberger. Die nächsten Turniere in Bayern werden allerdings erst 2021 stattfinde­n – der BFV hat die Beachsocce­rSaison in Bayern wegen der CoronaKris­e bereits abgesagt.

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Foto: Matthias Meyer Marc Lamberger gibt taktische Hinweise am Munich Beach Resort.

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