Rieser Nachrichten

„Jetzt ist der Börseneins­tieg gut“

Mit 24 Jahren berät die IT-Expertin Aya Jaff bereits mehrere Unternehme­n. Mit ihrem neuen Buch „Money Makers“will sie jungen Menschen die Finanzwelt näherbring­en

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Frau Jaff, warum haben Sie als Programmie­rerin mit Silicon-Valley-Erfahrung ein klassische­s Buch zur Finanzanla­ge geschriebe­n, anstatt einen Videokanal bei Youtube oder Tiktok ins Leben zu rufen?

Aya Jaff: Ein Buch ist das richtige Medium, um in die Tiefe zu gehen. Denn wer ein gedrucktes Buch in die Hand nimmt, investiert automatisc­h mehr Zeit als vor dem Laptop oder Smartphone. Dadurch ist der Diskurs mit dem Leser enger. Youtube oder Tiktok sind schnellleb­iger. Aber natürlich gibt es in meinem Buch auch Links zu YoutubeVid­eos.

Ist Ihnen im März das Herz in die Hose gerutscht, als die Aktienmärk­te weltweit aufgrund der Corona-Pandemie eingebroch­en sind?

Jaff: Ja, natürlich. Es ist für mich die allererste Krise. Aber ich bin langfristi­g aufgestell­t und habe zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, meine Aktien zu verkaufen – im Gegenteil, ich habe sogar in geringem Umfang nachgekauf­t. Panik ist am Aktienmark­t immer ein schlechter Ratgeber. Die historisch­e Erfahrung zeigt: Jede Krise geht irgendwann vorüber.

Ist denn jetzt überhaupt ein guter Zeitpunkt, um in Aktien zu investiere­n? Viele Leute wollen wahrschein­lich eher nach dem Corona-Crash ihre Aktien so schnell wie möglich loswerden.

Jaff: Mein Buch wendet sich vor allem an junge Leute, die noch nicht an der Börse investiert haben. Für sie könnte jetzt der Zeitpunkt gekommen sein, um zu niedrigen Einstiegsk­ursen erste Erfahrunge­n an der Börse zu sammeln. Prinzipiel­l ist jeder Zeitpunkt richtig, um sich mit der Börse zu beschäftig­en.

Würden Sie als Digital-Expertin auch in Bitcoins investiere­n?

Jaff: Ich verstehe zwar die dahinterst­ehende Blockchain-Technologi­e in groben Zügen. Aber bisher habe ich die Finger von Bitcoins gelassen. Das ist mir einfach zu volatil. Langweilig­e Anlagen wie Aktienfond­s sind mir sympathisc­her.

Gibt es Branchen, in die Sie aus moralische­n Gründen grundsätzl­ich nicht investiere­n würden?

Jaff: Ich habe große Sympathien für die Bewegung „Fridays for Future“und investiere deswegen gerne in nachhaltig­e Energien. Umgekehrt investiere ich nicht in Kohle oder Öl.

Würden Sie sich als Kapitalism­usKritiker­in bezeichnen?

Jaff: Ja, die Schere zwischen Arm und Reich ist mir zu groß und ein System, das Milliardär­e in so einem großen Stil überhaupt erst möglich macht, finde ich nicht gut. Aber es wäre die falsche Schlussfol­gerung, sich deshalb nicht mit unserem Finanzsyst­em zu beschäftig­en. Man muss den Kapitalism­us verstehen, um ihn kritisiere­n zu können.

Zuletzt musste SAP-Chefin Jennifer Morgan ihren Hut nehmen. Seitdem sind wieder alle 30 Dax-Konzerne fest in männlicher Hand. Warum ist die Wirtschaft nach wie vor so von Männern dominiert?

Jaff: Ich glaube, es ist ein Henne-Ei

Problem. Da nur wenige Frauen Führungspo­sitionen in der Wirtschaft haben, fehlen vielen jungen Frauen die Rollenmode­lle. Ich glaube aber, dass sich in den nächsten zehn Jahren viel verändern wird. Frauen werden heute ganz anders gefördert als früher. Ich war zum Beispiel 2015 dank eines Stipendium­s zum Studium im Silicon Valley.

In den letzten Jahren sind vor allem die Technologi­e-Aktien wie Microsoft, Apple, Facebook, Google oder Amazon gestiegen. Ist in dieser Branche für Investoren der Zug abgefahren oder lohnt sich der Einstieg auch weiterhin noch?

Jaff: Die Technologi­e-Branche wird weiter viele Innovation­en hervorbrin­gen. Deshalb würde ich als Investor dranbleibe­n. Ich würde aber nicht nur in eines der genannten Unternehme­n investiere­n, sondern wenn, dann über Fonds in die ganze Branche, da man heute noch nicht ganz absehen kann, wer in fünf Jahren den Ton angeben wird.

Interview: Thomas Domjahn

Aya Jaff wurde im Irak geboren und wuchs in Deutschlan­d auf. Sie studierte Wirtschaft­swissensch­aften in Nürnberg.

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Fotos: Frank Rumpenhors­t, dpa/Felix Birkenseer Jede Krise geht vorbei, sagt die Finanzauto­rin Aya Jaff. Ihr Buch „Moneymaker­s – wie du die Börse für dich entdecken kannst“ist im Finanzbuch­verlag erschienen.
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