Rieser Nachrichten

Kommt jetzt die große Urlauber-Welle?

Ein Viertel der Deutschen möchte schnell wieder innerhalb des Landes verreisen, heißt es in einer Studie. Ein Allgäuer Tourismus-Forscher erwartet einen Ansturm

- VON ULI HAGEMEIER

Kempten Gibt es bald einen Ansturm auf die deutschen Urlaubsreg­ionen, oder halten sich die Menschen nach dem Ende der coronabedi­ngten Einschränk­ungen beim Reisen zurück? Die Mehrzahl der Deutschen wird zwar zunächst abwarten – aber in den Urlaubsort­en an Küsten und Bergen dürfte trotzdem sehr viel los sein. So lautet das Ergebnis einer repräsenta­tiven Befragung von 1011 Frauen und Männern. Das Bayerische Zentrum für Tourismus unter der Leitung von Prof. Alfred Bauer (Hochschule Kempten) hat gemeinsam mit der GfK Marktforsc­hung im Mai diese Zahlen erhoben. „Schnellstm­öglich wieder innerhalb Deutschlan­ds verreisen“– das sei das Ziel von 26 Prozent der Deutschen im Alter von 18 bis 74 Jahren. Erst einmal abwarten wollen 45 Prozent, und 29 Prozent haben nicht vor, dieses Jahr zu verreisen.

Den vermeintli­chen Widerspruc­h zwischen „abwarten“und dem erwarteten Ansturm auf die deutschen Ferienziel­e erklärt Bauer so: „Die 45 Prozent, die jetzt zurückhalt­end sind, schauen wohl erst einmal, wie die Regelungen in Gastronomi­e und Beherbergu­ngsbetrieb­en genau aussehen werden. Aber zusammen mit den 26 Prozent der Befragten, die am liebsten sofort verreisen möchten, ist das ein riesiges Potenzial, das in den Startlöche­rn steht.“Wahrschein­lich wollen in diesem Jahr mehr Deutsche im eigenen Land Urlaub machen als je zuvor. Bisher war etwa ein Viertel der Bundesbürg­er innerhalb des eigenen Landes verreist.

Daraus ergeben sich einige Fragen: Wo kommen die Menschen unter, wenn die Beherbergu­ngsbetrieb­e wegen der geltenden Einschränk­ungen nicht alle Betten belegen können? Bauer sagt: „Eventuell führt dies deutschlan­dweit dazu, dass auch bisher weniger bevorzugte Urlaubszie­le stärker besucht werden, wenn sie in den Augen der Reisewilli­gen sicher sind. Außerdem wird die Öffnung der Grenzen zu Nachbarlän­dern zu einer weiteren Verteilung der Urlauber führen.“Wie werden in den Ferienregi­onen die Abstandsre­geln eingehalte­n, damit Einheimisc­he und Touristen geschützt sind? „Ich vertraue darauf, dass die Betriebe gut vorbereite­t sind und alle Vorgaben einhalten“, sagt Tourismusf­orscher Bauer. Seine Sorge gelte dem öffentlich­en Raum: „Ich frage mich, wer kontrollie­ren will, dass dort alle Sicherheit­sregeln beachtet werden.“

Die Aussicht auf Mund-NasenSchut­z und Abstandsre­gelungen passen bei 35 Prozent der Befragten, die noch nicht oder gar nicht reisen wollen, nicht zu deren Vorstellun­gen eines Urlaubs. Ein Viertel der Befragten aus dieser Gruppe verweist auf eine leere Reisekasse, und jeder Fünfte hat Angst vor einer Infektion mit dem Coronaviru­s. 14 Prozent wollen erst wieder reisen, wenn die Grenzen ins Ausland geöffnet werden. Reisegrund ist für 59 Prozent vor allem der Wunsch, „Kraft zu sammeln“, „zu entspannen“(57 Prozent) und „Abstand vom Alltag“zu bekommen (54 Prozent). Als Unterkunft für die nächste Reise in Deutschlan­d wird von 26 Prozent der Befragten eine Ferienwohn­ung oder ein Ferienhaus bevorzugt, gefolgt von einem mittelgroß­en Hotel (16 Prozent) und eiunseren nem kleinen Hotel (14 Prozent); große Hotels, Gasthöfe, Pensionen oder Jugendherb­ergen werden jeweils von weniger als zehn Prozent der Befragten ausgewählt. Überdurchs­chnittlich wird der Campingpla­tz von 60- bis 69-Jährigen bevorzugt. Mit 71 Prozent in der Gesamtbevö­lkerung liegt das Auto als Verkehrsmi­ttel für die Reise weiter an erster Stelle – auch das ist ein Hinweis darauf, dass Sicherheit ein wichtiger Aspekt für die Auswahl von Reiseziel und Reiseart ist.

Fast ein Viertel der Deutschen möchte den ersten Urlaub nach Aufhebung der Beschränku­ngen in Bayern verbringen.

 ?? Archivfoto: Ralf Lienert ?? In den Allgäuer Bergen und Wandergebi­eten wie hier oberhalb des Seealpsees bei Oberstdorf soll bald wieder einiges los sein. Das prognostiz­iert eine Umfrage des Bayerische­n Zentrums für Tourismus.
Archivfoto: Ralf Lienert In den Allgäuer Bergen und Wandergebi­eten wie hier oberhalb des Seealpsees bei Oberstdorf soll bald wieder einiges los sein. Das prognostiz­iert eine Umfrage des Bayerische­n Zentrums für Tourismus.

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