Rieser Nachrichten

Die beste Zeit seines Lebens

- VON RUPERT HUBER

Er ist der Mann, bei dem man sich fragt, wo man solche Gehröcke herbekommt. Und man möchte wissen, wie viele Friseure er schon abschlägig beschieden hat, die ihm gerne an die Haare gegangen wären. Er ist auch der Mann, der sich nie eine halbe Stunde einlesen würde, um auf das Gespräch mit einer berühmten Schauspiel­erin vorbereite­t zu sein. Das mag er nicht. „Die beste Zeit meines Lebens“, habe er beim Bayerische­n Rundfunk ab den 70ern verbracht, sagte Thomas Gottschalk einmal. Wenn man an seine Sprüche denkt – da war damals sofort klar, dass nun eine neue Radio-Ära, in der Frechheit siegte, begann.

Nach gut 45 Jahren auf dem Bildschirm ist er längst ein Stück nostalgisc­hes Inventar in der kollektive­n Wahrnehmun­g. Wo er doch nur den „Unterhaltu­ngsfuzzi“abgibt, dabei aber immer noch mühelos die Aufmüpfigk­eit seiner Radio-Zeit mit den Wanderjahr­en des poppigen (TV-)Geschäftsm­anns verknüpft – auch wenn er lieber biedere Hits von Herman’s Hermits als rare StonesSong­s wie „Empty Heart“und „Down Home Girl“hört und spielt.

Die schönste Szene in seiner sparsamen Schauspiel­erkarriere stammt aus der ersten Folge von Helmut Dietls Serie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“. Da verklicker­t er dem „Monaco“, dass Disco und Schwabing „out“seien. Eine Szene mit Symbolkraf­t. Denn Thommy standen schon damals, Anfang der 80er, alle Türen offen. Und wo war es damals „in“? Ja, genau: halt da, wo Gottschalk war. Wohlgemerk­t: war.

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