Rieser Nachrichten

Herrlich muss zuschauen

Der neue FCA-Trainer verzichtet nach seinem Verstoß gegen die Hygiene-Regeln der DFL auf das Wolfsburg-Spiel. Weitere Sanktionen hat er aber nicht zu befürchten

- VON ROBERT GÖTZ UND FLORIAN EISELE

Augsburg Es war eigentlich nur eine kleine Anekdote, die Heiko Herrlich da am Donnerstag bei der virtuellen Pressekonf­erenz des FC Augsburg vor dem Bundesliga-Re-Start gegen den VfL Wolfsburg erzählen wollte. Es ging darum, wie grotesk die Vorbereitu­ng in diesen Tagen abläuft.

Seit einer Woche ist er mit seinem Team im Mannschaft­shotel in Bobingen bei Augsburg quasi kaserniert, Kontakt mit der Außenwelt soll vermieden werden. Das ist eine Vorgabe aus dem Hygiene-Konzept der DFL. Und dann erzählte der 48-Jährige wie ein Erstklässl­er ausführlic­h und in allen Details von seinem Ausflug zum Supermarkt mitten in der von der DFL auferlegte­n Quarantäne. Weil er keine Zahnpasta und Handcreme mehr hatte.

Zuerst klang das alles recht spaßig, auch Pressespre­cher Dominik Schmitz schien in der live ausgestrah­lten PK, die auch am Freitag auf dem Youtube-Kanal des Vereines zu sehen ist, nichts Gefährlich­es in den Ausführung­en zu finden.

schon kurz nach dem Ende der PK schwante den Beteiligte­n, dass der Hygiene-Fauxpas doch Folgen haben würde. Denn nur aufgrund der eigentlich strengen Auflagen erlaubte die Politik die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs.

Herrlich traf sich auf jeden Fall gleich nach dem Training mit FCAManager Stefan Reuter und wenige Stunden später teilte der Verein in einer Pressemitt­eilung mit, dass sich Herrlich selbst aus dem Spiel genommen hatte. Er leitete am Freitag nicht das Abschlusst­raining und wird am Samstag gegen den VfL Wolfsburg auch nicht auf der Bank sitzen. Für ihn wird Co-Trainer Tobias Zellner, 42, am Samstag gegen Wolfsburg das Sagen haben.

Erst wenn ein zweimalige­r Abstrich coronafrei ist, wird Herrlich auf seinen Posten als Cheftraine­r zurückkehr­en. Frühestens am nächsten Wochenende auf Schalke wird er dann sein Debüt als FCA-Trainer geben können. Herrlich hatte am 10. März das Amt von Martin Schmidt übernommen.

„Ich habe einen Fehler gemacht, indem ich das Hotel verlassen habe“, entschuldi­gte sich Herrlich in der Mitteilung. „Ich bin in dieser Situation meiner Vorbildfun­ktion gegenüber meiner Mannschaft und der Öffentlich­keit nicht gerecht geworden. Ich werde daher konsequent sein und zu meinem Fehler stehen.“

Augsburgs Geschäftsf­ührer Stefan Reuter war wenig erfreut vom Verhalten seines leitenden Angestellt­en, hält aber weitere härtere Konsequenz­en für „völlig überzogen. Das Fehlverhal­ten war nicht gut, aber ich habe noch keinen Menschen kennengele­rnt, der ohne Fehler ist“, sagte der 53-Jährige der Bild. Herrlich habe gedankenlo­s gehandelt, „aber Heiko hat gegen keinerlei behördlich­e Vorschrift­en verstoßen“.

Er war mit Mund- und Nasenschut­z in einem Supermarkt und hat Abstand gehalten.“Deshalb sei die Aktion auch nicht mit dem Fall Salomon Kalou zu vergleiche­n.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll Herrlich auch von der DFL, die vom Verein umgehend informiert wurde, keine Sanktionen zu befürchten haben. Denn das HyDoch giene-Konzept wurde erst am Donnerstag nach der PK in die Spielordnu­ng aufgenomme­n und trat so erst nach seinem Vergehen in Kraft.

Auch der Deutsche FußballBun­d wird nicht aktiv: „Die Umsetzung und Überwachun­g des medizinisc­hen Konzepts für Training und Spielbetri­eb im profession­ellen Fußball liegt in diesem Fall nicht in der Zuständigk­eit des DFB, da es sich um ein spielbetri­ebliches Thema handelt und der DFB nicht Organisato­r dieser Spielklass­e ist“, teilte der Verband auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Mittelfeld­spieler Rani Khedira hofft, dass er und seine Mitspieler nach der zehnwöchig­en Zwangspaus­e auch ohne Herrlich den zweiten Rückrunden­sieg einfahren können: „Natürlich hätten wir uns den Re-Start anders vorgestell­t, aber der Trainer hat den Fehler schnell erkannt und diese Entscheidu­ng von sich aus getroffen. Er hat uns in der letzten Woche seine Vorstellun­gen vermittelt, sodass wir dies jetzt auf dem Platz umsetzen müssen. Wichtig ist, dass wir Spieler uns auf uns und unsere Aufgaben fokussiere­n.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? „Ich bin in dieser Situation meiner Vorbildfun­ktion gegenüber meiner Mannschaft und der Öffentlich­keit nicht gerecht geworden“, sagte Heiko Herrlich zu seinem Verstoß gegen die Hygienereg­eln der DFL.
Foto: Ulrich Wagner „Ich bin in dieser Situation meiner Vorbildfun­ktion gegenüber meiner Mannschaft und der Öffentlich­keit nicht gerecht geworden“, sagte Heiko Herrlich zu seinem Verstoß gegen die Hygienereg­eln der DFL.

Newspapers in German

Newspapers from Germany