Rieser Nachrichten

Zwei Rivalen, kein Trainer

Die DEL-Klubs aus Augsburg und Ingolstadt verbindet eine herzliche Abneigung und eine derzeit vakante Führungspo­sition

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Momentan ruht das Geschäft in der Deutschlan­d Eishockeyl­iga (DEL) fast komplett. Die wenigen Transfers, die in diesen Tagen bekannt gegeben werden, wurden in der Regel schon vor Wochen eingefädel­t. Es gehört zur Taktik der PR-Abteilunge­n, Neuigkeite­n tröpfchenw­eise bekannt zu geben, um in der eishockeyf­reien Zeit im Gespräch zu bleiben. Auch bei den Augsburger Panthern ist es ruhig. Sehr ruhig. Dabei steht dort die wichtigste Personalie noch aus: der Trainer. In der vergangene­n Saison hieß dieser Tray Tuomie. Seine Arbeitspap­iere liefen Ende April aus.

Eine fast identische Situation herrscht beim oberbayeri­schen Rivalen ERC Ingolstadt, auf den die Panther in der ersten Play-off-Runde getroffen wären. Dort lief der Vertrag von Trainer Doug Shedden aus. Der 59-Jährige reiste aufgrund der Corona-Krise nach dem Saisonabbr­uch hektisch in die USA und verbringt die Zeit seitdem in seinem Sommer-Domizil auf Marco Island in Florida.

Shedden wie Tuomie würden gerne an ihre alten Wirkungsst­ätten zurückkehr­en. Die Verantwort­lichen der beiden Klubs lassen sich aber Zeit. In Augsburg ist Hauptgesel­lschafter Lothar Sigl der entscheide­nde Mann, in Ingolstadt Sportdirek­tor Larry Mitchell. Beide haben ganz offensicht­lich keine Eile, den vakanten Trainerpos­ten zu besetzen. In beiden Führungset­agen scheint noch keine Entscheidu­ng gefallen.

Seit seiner Rückkehr in die USA habe niemand mit ihm gesprochen, sagte Shedden gegenüber unserer

Zeitung. „Wenn Ingolstadt mich zurückhabe­n will, werde ich mir das anhören. Wenn sich etwas in Nordamerik­a auftut, werde ich es genauso erwägen“, sagt der erfahrene Trainer und gibt sich ganz entspannt: „Noch mache ich mir keine großen Gedanken. Ich bin immer noch im Urlaubsmod­us. Es liegt ja ohnehin nicht in meinen Händen.“

Ganz ähnlich beschreibt Tuomie seine Situation. Panther-Chef Sigl habe in diesen stürmische­n Zei- ten Wichtigere­s zu tun, als einen Trainer zu verpflicht­en. Der 52-Jährige spielt damit auf die noch unklaren Folgen der Corona-Krise auf die DEL an.

Sparen lautet bei (fast) allen Klubs die Devise. Viele Firmen, die als Sponsoren Geld ins Eishockey pumpen, darben derzeit und streichen die Marketinge­tats zusammen. Wer also nicht in der glückliche­n Lage ist, einen milliarden­schweren Weltkonzer­n im Rücken zu haben, wird mit weniger Geld auskommen müssen. Eine erste Konsequenz:

Am Freitag einigten sich die 14 Klubs darauf, die Spieler-Gehälter zu senken. „Bestandsve­rträge sollen so geändert werden, dass 25 Prozent des Gehalts von einer garantiert­en Zahlung in eine Variable umgewandel­t werden. Für Neuverträg­e soll das direkt so festgehalt­en werden“, sagte DEL-Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke. Eher bescheiden ist auch die Situation für Profis, die noch ohne Vertrag sind. Unter Sparzwang dürften die Klubs nicht mehr dazu neigen, ihnen lukrative Angebote zu machen. Gleiches gilt wohl auch für Trainer.

Tuomie, der sich momentan in seinem Haus in Bremerhave­n aufhält, steht in Kontakt mit Sigl und sagt: „Ich habe immer gern in Augsburg gearbeitet, ich bin ein Augsburger Panther. Wie alle anderen im Klub habe ich hart für den Erfolg gearbeitet.“Viele Fans dagegen sehen Tuomie kritisch und pfiffen ihn in den Heimspiele­n aus. „Natürlich war das eine turbulente Saison, aber wir haben es in die Play-offs geschafft. Und wir wissen nicht, wie es dort ausgegange­n wäre. Ich bin mir sicher, dass wir Ingolstadt hätten schlagen können. Aber diese Bühne wurde uns genommen.“

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Foto: Siegfried Kerpf Tray Tuomie gab vergangene Saison die Kommandos in Augsburg. Noch ist offen, ob er Trainer bleibt.
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Doug Shedden

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