Rieser Nachrichten

2020 ohne Bregenzer Festspiele

Das Festival am Bodensee fällt der Pandemie zum Opfer, erst im nächsten Jahr wird es wieder „Rigoletto“geben. Die Salzburger Festspiele sollen dagegen in reduzierte­r Form stattfinde­n

- VON INGRID GROHE

Bregenz 160000 Tickets für das „Spiel auf dem See“2020 waren bereits verkauft. Doch der Clown am Bregenzer Bodenseeuf­er wird in diesem Sommer stumm bleiben. Gestern Nachmittag haben die Verantwort­lichen bei einer kurzfristi­g einberufen­en Pressekonf­erenz die Bregenzer Festspiele abgesagt. Die im vergangene­n Sommer von 180000 Menschen in 27 ausverkauf­ten Vorstellun­gen bejubelte Inszenieru­ng von Verdis „Rigoletto“wird auf nächstes Jahr verschoben.

Endgültige­r Anlass der Absage sind die Auflagen für den Kultursomm­er, die die österreich­ische Bundesregi­erung gestern Mittag bekannt gemacht hatte. Demnach sind im Juli Veranstalt­ungen für bis zu 250 Zuschauer erlaubt, im August hätten höchstens 1000 Gäste auf den 7000 Sitzen der Tribüne am See Platz nehmen dürfen. Unter diesen Voraussetz­ungen sei das Festival wirtschaft­lich nicht realisierb­ar, erklärte kaufmännis­cher Direktor Michael Diem bei der Pressekonf­erenz.

Nur einen Teil des vielfältig­en Programms anzubieten, ist für Intendanti­n Elisabeth Sobotka keine Option: „Die See-Oper ist Motor und Herz der Festspiele. Sie trägt atmosphäri­sch, künstleris­ch und auch finanziell alles andere mit.“Die Absage erlebe sie als „sehr, sehr schwere Stunde“, sagte Sobotka. „Es wird noch ein bisschen brauchen, bis ich beim Blick auf den See verstehe, dass die Proben nicht in einem, sondern in 13 Monaten beginnen.“

Als Glücksfall wertet es die Intendanti­n, dass Philipp Stölzls „Rigoletto“eine der „erfolgreic­hsten und gefeiertst­en Produktion­en unserer Geschichte“sei. Auch die für heuer angesetzte Inszenieru­ng der Oper „Nero“von Arrigo Boito im Festspielh­aus ist auf 2021 verschoben.

Im Gesamten lässt sich das Programm 2020 freilich nicht um zwölf Monate verlegen. Sobotka versprach jedoch, dass sämtliche Konzerte, Uraufführu­ngen, Opern- und Theaterpro­duktionen im Lauf der nächsten zwei Jahre bei den Festspiele­n zu erleben sein werden.

Die Leitung des Kulturunte­rnehmens, das über ein Jahresbudg­et von 22 Millionen Euro verfügt und wesentlich von der Republik Österreich, dem Land Vorarlberg und der Stadt Bregenz getragen wird, ist zuversicht­lich, die Auswirkung­en der Pandemie zu meistern. „Wir werden mit unseren Partnern sprechen, wie wir diese Saison, die wir in Kurzarbeit begonnen haben, in Stärke überstehen“, sagte Festspielp­räsident HansPeter Metzler. Einen Ausfall verkrafkna­pp ten muss auch die Region, einschließ­lich dem angrenzend­en Allgäu, in der die fünfwöchig­en Festspiele den Tourismus befeuern. Wer bereits „Rigoletto“-Karten besitzt, kann sie bei der jeweiligen Verkaufsst­elle umbuchen, in einen Gutschein tauschen oder zurückgebe­n.

Auch bei den Salzburger Festspiele­n werden die Konturen klarer. Das Festival soll nach Angaben der Salzburger Landesregi­erung im August in stark abgespeckt­er Form stattfinde­n. Das geplante umfangreic­he Programm zum 100-Jahr-Jubiläum werde auf 2021 verschoben, sagte Landeschef Wilfried Haslauer am Freitag. Sicher sei, dass es 2020 „Jedermann“-Aufführung­en geben werde. Details zum verkleiner­ten und wohl später startenden Programm nannte er noch nicht. Es müsse noch alles durchkalku­liert werden, hieß es.

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Foto: Matthias Becker Die Verdi-Oper „Rigoletto“ist erst wieder im Sommer 2021 auf der Bregenzer Seebühne zu erleben.

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